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Kommentar G-7-Gipfel in ElmauPerspektive Chaos

Martin Kaul
Kommentar von Martin Kaul

Die Behörden versuchen, Gipfelkritiker fernzuhalten. Das ist aus rechtsstaatlicher Sicht bedenklich. Den Demonstranten bleibt nur die Improvisation.

16 Kilometer Maschendrahtzaun zieren bald die grüne Wiese. Bild: dpa

M ehr als 20.000 Polizisten, 16 Kilometer Maschendrahtzaun, ein bayerischer Innenminister, der sich nach monatelangen Vorbereitungen auf ein hartes Durchgreifen freut. Das ist die eine Seite des nahenden Spektakels rund um den G-7-Gipfel in Elmau. Auf der anderen steht ein Protestbündnis, das bisher nur eine Perspektive hat: Chaos.

Schon die Lage des Ortes ist eine Herausforderung für die Proteste, zudem verweigern die Behörden so gut wie jede Kooperation. Dazu kommt: Die Aktivisten agieren entzweit. Anders als 2007 in Heiligendamm ist es dem Gegenbündnis bislang nicht gelungen, Proteste in Aussicht zu stellen, die auch Demonstranten vom anderen Ende der Republik in Massen nach Bayern locken würden. Was das heißt? Durchatmen? Zurücklehnen? Keineswegs.

Gerade weil das symbolträchtige Treffen der Staatschefs schon im Vorfeld so umkämpft, gleichzeitig medial noch völlig unterbeleuchtet ist, werden die kommenden Wochen zu einer besonderen Zeit (sicherheits)politischer Experimente. Nicht auszuschließen, dass dabei einiges kaputtgeht. Gedacht ist dabei weniger an gewaltbereite Militante, vor denen die Behörden seit Wochen warnen – und die sie damit gleichzeitig herbeirufen. Vielmehr wird auch in rechtsstaatlicher Hinsicht vieles zerstört.

Allein das Engagement, mit dem Bayerns Landesregierung versucht, die Ferienregion von störenden Elementen frei zu halten – amtlicher Tipp: Gülle aufs Feld! –, böte hinreichend Stoff für ein Einführungsseminar über Staats- und Verfassungsrecht. Wie schon in Heiligendamm dürfte in den kommenden Tagen wieder nach und nach bekannt werden, in welcher Weise die Bundeswehr an der Absicherung des bis zu 200 Millionen Euro teuren Events beteiligt ist.

G-7-Camp

Das Bürgermeisteramt Garmisch-Partenkirchen hat am Dienstag das geplante Camp der G-7-Gegner verboten, wie Benjamin Ruß, Sprecher des Bündnisses „Stop G7 Elmau“, gegenüber der taz bestätigte. Laut der Verfügung, sei die Grünfläche nicht geeignet, da die Wiese sich in einem Hochwasser-Überschwemmungsgebiet befinde. Mit Blick auf die Sicherheit der Camper könne eine Genehmigung daher nicht ausgesprochen werden. Das Bündnis "Stop G7 Elmau" will das Protestcamp und einen Sternmarsch zum Tagungsort Schloss Elmau gerichtlich durchsetzen. In Vorbereitung sei eine Klage gegen die Ablehnung des Camps, teilten die Organisatoren am Mittwoch in München mit. (mit dpa)

Dieses Experimentierfeld bringt die Gipfelveranstalter doppelt in die Offensive: Sie bekämpfen erstens ihre Kritiker, die eigentlich Raum haben müssten, sich rund um Elmau demokratisch und vielseitig zu Wort zu melden. Und sie bereiten, zweitens, einen Sicherheitsdiskurs vor, der Regierung und Behörden am Ende als Gewinner dastehen lassen soll – auch wenn die inhaltlichen Ergebnisse des Gipfels womöglich kaum das Geld wert gewesen sein werden, das er gekostet hat.

Den Demonstranten bleibt gar nichts anderes übrig, als rund um Elmau zu improvisieren. Aus chemischen Laboren weiß man: Solche Experimente können gut gehen. Sie können aber auch explosiv sein.

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Martin Kaul
Reporter
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12 Kommentare

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  • Kann mir mal jemand erklären, warum demokratisch gewählte Repräsentanten ihrer Völker hier als "Mafiabosse" bezeichnet werden? Ist das nicht genau der gleiche gefährliche antidemokratische Geist, der auch in der Weimarer Republik (!) von links und von rechts die Demokratie zerstört hat?

    • @Der Ungläubige:

      Nein, ist er nicht.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Der Ungläubige:

      Bitte Ross und Reiter nennen, d.h.: den Urheber direkt ansprechen. Damit wird unnötige Irritation verhindert und für nötige Klarheit gesorgt!

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Korrekt, ich hatte leider nicht "antworten" verwendet. Sorry, angesprochen war DDHECHT.

  • ...am 04. Juni 2015 gibt es in München eine Demo gegen G7 und Merkel's TTIP!

    Nicht reden, einfach hingehen und 'Flagge zeigen'!

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Wie tragisch, wie tragisch!

     

    Auf staatlich angeordnete Repression hereinzuzufallen und deren perfides Spiel mitzuspielen und Vorwände für ein Eingreifen der so genannten Sicherheitskräfte zu liefern.

     

    Stell Dir vor, es ist G7 Gipfel und keiner geht hin!

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Ignorieren hat hier ja Tradition und hat uns ja schon oft weit gebracht, bisweilen sogar bis nach Moskau, stimmt`s? Nein, andersherum wird ein Schuh daraus, sie zeigen auf diese Weise, das wir doch nur in einer Pseudodemokratie leben!

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @DDHecht:

        Das Spannende an Diskursen ist, dass dort unterschiedliche Positionen und Haltungen formuliert werden können. Im besten Fall sogar Argumente.

         

        Schade, dass Ihnen nichts besseres einfällt, als meine Haltung in Ihre Schmähung dessen einzubauen, was Sie als Pseudodemokratie bezeichnen. Es soll tatsächlich Menschen geben, die nicht darauf aus sind, sich eine blutige Nase zu holen und sich anschließend für diese Torheit noch feiern.

         

        Wie ich schon an anderer Stelle betont habe: Widerstand ist nötig. Widerstand ist wichtig. Aber nur wirkungsvoller Widerstand (die Republik ist groß und Symbole der Macht gibt es viele!). Keiner, mit dem ich meinem politischen Gegner noch Vorwände und Argumente in die Hand und die Stimmbänder gebe.

  • Mit solchen Maßnahmen, wie Gülle auf´s Feld, oder staatliche Verbote von Campinglagern auf privatem Gelände provoziert man doch nur den zivilen Ungehorsam, vor dem man sich so fürchtet.

     

    Hoffentlich geht das nicht schief. Wer mit Gewalt provoziert, muss sich nicht wundern, wenn mit Gewalt geantwortet wird.

    • @Iannis:

      Ok, mein Fehler, du hast es verstanden, egal! ;)

    • @Iannis:

      Pass auf, auch wenn du es wahrscheinlich nicht erfassen kannst, doch DIE GEWALT, geht von diesem mafiösen Treffen aus bzw. der Politik dieser Mafiabosse welche sich dort für 200 Millionen Euro Steuergeld mal eben treffen. Wenn dann dort also etwas "zerschlagen" wird, der Aufstand geprobt und Barrikaden gebaut werden, sind die Schuldigen dafür sicher nicht auf den Straßen zu finden, sondern diese sitzen im Schloss, und das ist dann einfach nur eine natürliche Reaktion von Leuten, die keine ferngesteuerten gleichgeschalteten Lemminge mehr sein wollen, und schon deshalb fände ich es auch nicht schlimm, sollte es so kommen. Wäre schade, sicher, aber nicht schlimm: http://www.taz.de/Fuer-G7-Gipfel-in-Bayern/!158368/

      Hahaha ... diese erbärmlichen Politiker, welche sich zynischer Weise auch noch Volksvertreter nennen, haben damit quasi förmlich eingeladen. Niemand muss mir versuchen zu erklären, dass das den dafür Verantwortlichen nicht auch klar ist und es zeigt auf, das denen eben auch die Cops im Grunde scheißegal sind, denn auch die gehören eigentlich nur zum Pöbel, sind nicht mehr als eine Nummer.

    • @Iannis:

      Wer dumm genug ist als einzige Reaktion über "Gewalt" zu fabulieren, bei diesen offensichtlichen Provokationen der liefert denn auch die Rechtfertigung für den ganzen Sicherheitswahn!

       

      Sehr demonstrativ wäre es eher auf solche Spielchen nicht einzugehen und den Herrschaften den Allerwertesten zu zeigen.