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Kommentar Fusion Bayer und MonsantoWeniger Auswahl, höhere Preise

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Bayer kauft den US-Konkurrenten Monsanto. Die Fusion schwächt den Wettbewerb und ist eine Gefahr für Verbraucher, Bauern und Angestellte.

Saatgut in den Händen einer Agrarchemie-Mitarbeiterin Foto: dpa

W enn der Leverkusener Chemie- und Saatguthersteller Bayer den US-Konkurrenten Monsanto kauft, wird es viele Verlierer und kaum Gewinner geben. Die Fusion ist eine Gefahr für die Allgemeinheit.

Bereits jetzt beherrschen nur sechs Unternehmen 60 Prozent des Weltmarktes für Saatgut. Der fusionierte Konzern wird mit 30 Prozent Anteil der größte Anbieter sein. Bislang haben sich Monsanto und Bayer einen Wettbewerb beispielsweise darum geliefert, wer das ertragreichste Saatgut züchtet.

Nun wird die Konkurrenz kleiner. Das wird zu weniger Innovation führen. Zuerst werden die Bauern die Folgen spüren: Sie werden weniger Auswahl haben und höhere Preise zahlen müssen.

Doch die Welt braucht gerade jetzt neues Saatgut. Vielfältige Pflanzensorten sind wichtig, um die Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen und die Welternährung zu sichern. Ganz abgesehen davon, dass die Vielfalt von Agrarpflanzen ein kulturelles Gut ist, das in Gefahr gerät, wenn weniger gezüchtet werden.

Verlierer der Übernahme könnten auch die europäischen Konsumenten sein, die gegen Gentechnik in der Landwirtschaft sind. Monsanto ist immerhin der wichtigste Hersteller von gentechnisch verändertem Saatgut weltweit. Durch die Fusion wird Gentechnik für Bayer extrem wichtig. Ein deutscher Riesenkonzern wird großes Interesse daran haben, für Gentech-Pflanzen zu lobbyieren – mit dem Argument, dass deutsche Interessen und Arbeitsplätze auf dem Spiel stünden.

Bereits jetzt teilen sich nur 6 Konzerne 60 Prozent des Weltmarktes für Saatgut

Selbst Mitarbeiter von Bayer und Monsanto werden das Nachsehen haben. Viele Stellen werden im neuen Konzern doppelt vorhanden sein – und langfristig gestrichen werden. Auch ist das Risiko wie bei jeder Großfusion erheblich, dass sie, etwa unterschiedlicher Unternehmenskulturen wegen, betriebswirtschaftlich nicht funktioniert – wie die gescheiterte Integration von Chrysler in Daimler.

Die Einzigen, die auf jeden Fall von der Übernahme profitieren, sind die Monsanto-Aktionäre, Topmanager und ihre Helfer in Banken und Anwaltskanzleien. Sie kassieren unter anderem die 59 Milliarden Euro, die Bayer für die Monsanto-Anteile zahlen will. Viel Geld, das sich der neue Konzern von Verbrauchern, Bauern und Angestellten zurückholen wird.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik und die Lebensmittelindustrie. Journalistenpreis "Faire Milch" 2024 des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. 2018, 2017 und 2014 gewann er den Preis "Grüne Reportage" des Verbands Deutscher Agrarjournalisten. 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis (Essay "Mein Krieg mit der Waffe"), 2013 für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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7 Kommentare

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  • Von Interesse wären ganz andere Dinge:

     

    Auf welche Weise erfolgt die Bezahlung? Sind es Luft-Aktien, ist es lediglich ein Aktientausch (Monsanto gegen andere Beteiligungen), oder ist es eine saubere Angelegenheit?

     

    Was passiert nun mit den Negativ-Pflichten, z. B. solchen Schadensersatzansprüchen, für die vielleicht gegenwärtig noch keine Klage anhängig ist? Was läuft in den USA? Sind da bereits Bemühungen erkennbar, daß ein Dorfrichter Bayer zu soundsoviel 100 Mrd. Strafe verurteilen will?

     

    Und wem gehört Bayer nun wirklich? Wie sieht es aus mit der Verteilung der Aktien?

     

    WIe sieht es zukünftig aus mit der Genpanscherei und der Umweltvergiftung? Kann es sein, daß die Fusion lediglich eine Hintertür ist, um TTIP & Co. doch noch durchzudrücken bzw. der Politik klarzumachen, daß im Fall des Nichtzukreuzekriechens einer Staatspleite gleichkommen könnte?

  • Keine Panik! Es ist nichts so schlimm als das es nicht noch viel schlimmer werden könnte. :((

  • hmm damit heisst es wohl Glyphosat für immer

  • Diese Fusion ist das beste Beispiel für die Korruption der Konzerne. Bayer hätte auch 70 Milliarden gezahlt, ziemlich sicher.

    Monsanto hat seine Funktionäre in der US-Regierung, wichtige Posten auch am obersten Gericht wurden für Zulassungen zu ihren Gunsten verändert.

    Es ist kein Zufall, dass sowohl "Aspartam" (in Süßstoff....Cola light usw..) krebserregend, Genmais (komplett ungeahnte Ausmaße und nicht erforschte Technik), "Glyphosat" - ebenfalls krebserregend, von Monsanto stammen.

    Es ist bekannt dass dieser Konzern korrupt ist, Politik macht und wahrscheinlich für einen großteil der Krebserkrankungen weltweit mit Verantwortung trägt.

    Und jetzt wird es also eine deutsche Firma. Diese Meldung ist mit Supergau für die menschliche Gesundheit in Deutschland und Europa noch sehr milde beschrieben.

  • Das Ziel sollte doch sein Bayer und Monsanto abzuschaffen.

    • @nzuli sana:

      Zumindest Monsanto ist doch in der Presse sehr stark in Verruf geraten (zu recht!) und steht sinnbildlich für den rücksichtslosen, menschenverachtenden Konzern schlechthin.

      Gut möglich, dass sich Bayer dieses Image dadurch nun auch aufhalst. Bayer hätte dieses Image aber vermutlich sowieso schon längst, wenn man hier in Europa manchen Dingen nicht einen Riegel vorgeschoben hätte...

      • @Co-Bold:

        ab jetzt aspirin boykottieren