Kommentar Fusion Bayer-Monsanto: Zukunftsfest ist das nicht
Agrarchemie und Genpflanzen: Bayer macht mit den Monsanto-Fusionsplänen klar, was sich in Zukunft lohnt. Aber das könnte sich bald ändern.
Wir haben es satt“ gegen „Wir machen euch satt“ – am Donnerstag standen sich die beiden Positionen in schöner Klarheit gegenüber. Auf der einen Seite die Befürworter einer bäuerlichen, ökologischen Landwirtschaft, die mit ihrer derzeitigen Kampagne gegen das Pflanzengift Glyphosat eine Entscheidung der EU immerhin verzögern konnten.
Auf der anderen Seite der Chemiekonzern Bayer, der mit seinem Übernahmeangebot an den Konkurrenten Monsanto deutlich macht, wo er die lohnenden Geschäftsfelder der Zukunft sieht: in Agrarchemikalien in Kombination mit gentechnisch veränderten Pflanzen, die industrielle Strukturen auf dem Land zugleich voraussetzen – und schaffen.
Dass der US-Konzern für viele Menschen das personifizierte Böse darstellt, dürften die Bayer-Manager als Problem ihrer Kommunikationsabteilung betrachten. Trotz negativen Images laufen die Geschäfte Monsantos gut. Der Marktführer in Sachen Gen-Pflanzen macht Milliarden, auch wenn der Preisverfall der Agrarrohstoffe derzeit auf die Zahlen drückt.
Und Bayer selbst verdient sein Geld nicht nur mit Aspirin, sondern sehr erfolgreich mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln, vor allem in Europa und in Asien. Der Zusammenschluss mit Monsanto, stark auf dem US-Markt, ist daher sinnvoll.
Vorausgesetzt, man glaubt daran, dass die Chemiekonzerne auch langfristig die globale Landwirtschaft kapern können; dass sich die Bauern auch künftig von den Triebkräften der industriellen Entwicklung – Rationalisierung, Effizienzsteigerung, Wachstum – antreiben lassen; und dass ihre Äcker diese Entwicklung aushalten.
Die Bewegung, die eine Abkehr von diesem Weg fordert, ist genauso global wie die Großkonzerne, und es gelingt ihr, das zeigt das Brüsseler Zaudern in Sachen Glyphosat, wählbare Regierungen unter Druck zu setzen. Langfristig zukunftsfest macht Bayer sich mit einem Monsanto-Kauf nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül