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Kommentar „Fridays for Future“Kulturwandel als Ziel

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Die „Fridays for Future“-Organisatoren haben konkrete Forderungen bekräftigt. Wichtiger ist: Sie sind dabei, die kulturelle ­Hegemonie zu gewinnen.

Auf der Straße für Planet A: „Fridays for future“ Foto: ap

D ie OrganisatorInnen der SchülerInnenstreikbewegung „Fridays for Future“ haben einmal mehr gezeigt, dass sie klug und vorausschauend sind. In einem am Montag vorgestellten Positionspapier haben sie ihre Forderungen für mehr Klimaschutz bekräftigt, etwa die Begrenzung der Erd­erwärmung auf eine Zunahme von maximal 1,5 Grad oder den Kohleausstieg in Deutschland bis 2030 – statt wie von der zuständigen Regierungskommission vorgesehen erst bis 2038.

Die SprecherInnen der SchulstreikerInnen sagen zwar, dass sie bewusst nur Ziele und keine Maßnahmen fordern, aber drei interessante sehr konkrete Dinge benennen sie trotzdem: das Ende aller Subventionen für fossile Energieträger, die Einführung einer CO2-Steuer und die Abschaltung eines Viertels der Kohlekraftwerke. Diese drei Maßnahmen sollen bis Ende dieses Jahres umgesetzt werden, also schnell. Das ist konkret genug, um die jungen AktivistInnen weiter in Bewegung zu setzen und gleichzeitig allgemein genug, um sich nicht in unproduktive Detaildiskussion verstricken zu lassen.

Und das reicht auch an Programmatik. Denn es ist nicht Aufgabe der jungen Leute, en detail den Notfallplan gegen die Klimakrise zu entwerfen. Ihre selbst gestellte Aufgabe ist, die Gleichgültigen und professionellen Auf-das-nächste-Mal-VerschieberInnen wach zu rütteln. Das haben sie geschafft.

Schon jetzt ist die junge Bewegung ein großer Erfolg. Die SchülerInnen haben es geschafft, das Thema Klimawandel auf die Tagesordnung zu setzen. Und sie haben es geschafft, klarzumachen, dass es dabei eben um viel mehr geht als um einige programmatische Punkte. Es geht um einen Kulturwandel, eine andere Art zu leben und Ressourcen zu verbrauchen. Man kann sich darüber mokieren, dass die schwedische Aktivistin Greta Thunberg in einer reichlich angestaubten ZDF-Samstagabendgala den Fernsehpreis Bambi bekommt, aber eines sollte man nicht übersehen: Die SchulstreikerInnen sind auf dem Weg, die kulturelle ­Hegemonie zu gewinnen. Das ist eine sehr wichtige Voraussetzung, um im Hier und Jetzt etwas zu verändern.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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15 Kommentare

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  • Die Pressekonferenz F4F wird in der Mediathek von Phoenix angeboten:

    www.phoenix.de/fri...html?ref=aktuelles

  • Ich rate zur Vorsicht. Wir erleben seit Wochen verschiedene Strategien mit denen die Veränderungsunwilligen versuchen die Gretas einzudämmen. Das geht munter durcheinander, von nachsichtigem Belächeln, Sätzen wie "lernt lieber was" und "lasst das mal die Profis machen", Strafandrohungen, dem Spaltungsversuch beim Thema Atomkraft, dem säen von Misstrauen mit der Frage ob Greta ihre Reden selber schreibt, schwächenden Personifizierungen durch Medienpreise. Umarmen und so lange abklopfen, bis die Luft raus ist, bezeichnenderweise ist jetzt auch die BILD ganz vorne mit dabei. Das alles ist das klassische Zersetzungsinstrumentarium und es ist nicht wichtig, ob es bewusst oder unbewusst eingesetzt wird. Weder sollte man irgendeinem Lob trauen, noch sollte man sich in irgendwelche Diskussionen über konkrete Maßnahmen einlassen, es macht den Gegnern ihre Sache nur leichter. Die gestern formulierten Forderungen reichen wirklich völlig aus, es braucht keine Argumente, es braucht keine Diskussionen, es liegt alles offen zutage.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Sie haben recht mit ihrer Warnung.



      Bei so vielen Aufgeweckten (es beteiligen sich Millionen aktiv an den Schulstreiks) laufen solche Instrumente der Herrschaft hoffentlicht ins Leere.



      Die Forderungen sind klar und der Kampf wird ausgefochten.



      No surrender!

      Der naechste internationale Marsch findet am 24.5. statt, zwei Tage vor den Europawahlen.

  • "kulturelle ­Hegemonie"

    O bitte... das ist noch schlimmer als "Leitkultur".

  • Norwegische Arbeiterpartei untersagt Oelfoerderung vor den Lofoten:

    www.oilandgas360.c...-norwegian-arctic/

    www.bloomberg.com/...els-of-oil-and-gas

  • "Schon jetzt ist die junge Bewegung ein großer Erfolg...haben es geschafft, das Thema Klimawandel auf die Tagesordnung zu setzen."



    Nicht die SchülerInnen haben das geschafft, sondern die Medien. Das Geforderte ist ja nichts Neues. Umwelt- und Naturschutzverbände, teilweise auch die jungen Grünen, Herbert Gruhl, der Club of Rome haben teilweise schon vor Jahr-zehnten auf die heutige Entwicklung hingewiesen.



    Für die Medien war das bis vor kurzem höchstens ab und zu ein paar Zeilen wert. Warum man gerade jetzt diese "fff" Bewegung dermaßen



    "hypt" ist mir unverständlich. Alle die, die jetzt meinen auf diesen Zug auf-springen zu müssen (scientists for future, parents for future, natürlich auch die Medien) sollten sich mal fragen, was sie in den letzten jahren dafür getan haben, damit unser Planet noch eine Zukunft hat.

    • @manni m:

      Die Medien würden nicht so massiv darüber berichten, wenn es wieder "nur" die altbekannt-trockenen Verbände, Akteure und Mahner wären. Jetzt, wo auf einmal "die Jugend" den Hintern hochbekommt, laut und wahrnehmbar für ihre Interessen eintritt und dafür die Schulpflicht verletzt (also Sanktionen in Kauf nimmt), bekommt das Thema einen erfreulichen neuen drive. Jetzt spielen plötzlich nicht mehr nur die Partikularinteressen von ca. 20 Tausend Beschäftigten der Kohleindustrie eine Rolle (die über viele Jahrzehnte bei voller Sicht auf die Endlichkeit ihrer Tätigkeit kein tragfähiges Ausstiegskonzept mitgestaltet haben!), sondern jetzt werden endlich diejenigen wahrnehmbar, die den größten Teil der Folgen der verpennten deutschen und europäischen Energiepolitik auslöffeln müssen. Es zeugt von erfrischender Coolness, wie sich die fff-Deutschland-Bewegung vor den Saurierskeletten im Naturkundemuseum präsentiert - und klare Forderungen stellt. Hut ab, wie die das anpacken! Klar werden jetzt wieder die üblichen Bedenkenträger kommen und dies und das und "den Hype" bemängeln - solche Typen haben wir Ende der '80er auch nicht ernst genommen. Entscheidend ist, dass vielen der Beteiligten die Ernsthaftigkeit, mit der sie sich dem Thema widmen, nicht abgesprochen werden kann. Sie werden heute und in Zukunft als Multiplikatoren ihrer aktuellen Erkenntnisse wirken und sich in ihrem Handeln leiten lassen - und darauf kommt es an! Auch wenn sie mit fff noch ihre Enttäuschungen, Frust und Personalquerelen erleben werden... Dass es in der Medienlandschaft eine ganze Reihe schlichtgestrickter Schlagzeilenäffchen gibt und Blingbling-Shows von Stars und Sternchen leben, weiß ja nun jedes Kind - Schwamm drüber!

    • @manni m:

      Ich finde schon dass es die Schüler geschafft haben, klar die Presse läuft dem hinterher was die größten Leserzahlen und damit den grössten Umsatz entspricht.



      Ich versuch seit den 90ern einigermassen Umweltbewusst zu leben, aber leider ist den meisten privat wie beruflich ihr privater Komfort wichtiger als vieles andere.



      Sehr schnell steht man als Spassverderber und verkrampfter Öko da. Insofern ist eine grosse Bewegung die das Thema auch mit Hilfe der Presse in den Vordergrund wichtig.



      Wenn man die reinen Fakten betrachtet fällt mir immer nur ein (ich glaube) Goethe Zitat ein.



      "Wenn ich wüsste das morgen die Welt untergeht würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen"



      Sonst könnte man eigentlich an der Ignoranz viele Mitmenschen nur verzweifeln.

  • 9G
    94797 (Profil gelöscht)

    Nun, nun. Kulturelle Hegemonie. Geht's vielleicht ein bisschen darunter?



    Dafür bedarf es bedeutend mehr als dass einige 10 Tsd von 9 Mio auf die Strasse gehn .



    Dazu müssten viel mehr- auch im Geist der Menschen passieren.



    Dazu müssen wir transzent werden. Die Immanenz überwinden. Die Verwertungslogik in allem Bereichen des Lebens überwinden. Das fängt bei einem selbst an. Keinesfalls reichen "Massnahmen" aus.



    Das muss viel tiefer gehen. Wer sind wir wirklich? Nur kleine Etwasse auf einem kleinen schmutzigen Planeten?



    Oder bedeutend mehr?Oder vielleicht weniger?Denken wir das göttliche Sein? Oder Nicht Sein?



    Wie a.a.O. geschrieben, will ich die Friday for future-bewegung keinesfalls diskreditieren.

  • Den Kohleausstieg in Deutschland bis 2030 können sie haben. Dann kauft Deutschland seinen Kohlestrom eben in Polen ein.

    Auch ein kompletter Atomausstieg ist machbar, solange die Reaktoren in Tschechien und der Slowakei weiter glühen.

    Ohne interkontinentale, interkulturelle und interreligiöse Kontakte der Friday-Proteste in aller Welt wird das nichts.

  • Das Zauberwort heisst Kohlenstoffkreislaufsystem, das es uns, also der Gesellschaft ermöglicht, ein relativ ressourcenunkritisches, die Umwelt möglichst wenig belastendes Energiesystem zu betreiben. Gastankstellen, Gasnetz viel von der Infrastruktur für synthetisches Gas sind bereits vorhanden. Googelt man FSI (=Fraunhofer Institut für solare Energiensysteme) "Power to Gas" so sieht man, das die offizielle Forschung im Jahre 2013 aufhört, was dadurch zu erklären ist, das ab 2011/2012 die fossile Industrienlobby viele Millionen Euro in die Hand genommen hat, um die Energiewende abzuwürgen. Mit gigantischer Rendite, wie allein schon der "Kohlekompromiss" zeigt. Nicht nur das Lithium als nächste maximal auszubeutende Ressource und Kapitalakkumulator funktionieren soll, auch die Energie die Elektroautos antreibt, kommt dann immer noch zu grossen Teilen aus konventioneller Energieerzeugung und derer katastrophaler Ineffizienz.



    Fairerweise muss man noch sagen, dass auch einige CDU-Landräte sich realistisch mit dem Thema Klimakrise und regenerative Energieensystem auseinandersetzen.



    Soweit soviel, Hambi bleibt & Hambi lebt! Kommt einfach mal vorbei, wenn ihr in der Nähe seid oder noch besser baut ein Baumhausdorf bei Euch vor Ort. Die ganze Natur um einen herum, das ist das schönste was es gibt.

  • Man muss nicht zu den jungen AktivistInnen gehören, um für mehr Klimaschutz aktiv zu werden. In der Erklärung von Fridays For Future Germany heißt es:

    "Fridays For Future Deutschland fordert die Regierungen auf Kommunal- Landes- und Bundesebene auf, die Klimakrise als solche zu benennen und sofortige Handlungsinitiative auf allen Ebenen zu ergreifen."

    Deswegen wollen wir, dass die Bürgerinnen und Bürger den #KLIMANOTSTAND in ihren Heimat-Kommune zur Abstimmung stellen. Die Zeit, in der man als Politikerin / Politiker den Kopf in den Sand stecken konnte, müssen beendet werden:

    www.klimabuendnis-...-in-jedem-rathaus/

  • "Denn es ist nicht Aufgabe der jungen Leute, en detail den Notfallplan gegen die Klimakrise zu entwerfen."



    Naja, so jung sind die Protagonisten in der ersten Reihe auch nicht. Ab 18 sind man und frau erwachsen und mitverantwortlich. Sich hinter Jugend und Minderjährigkeit verstecken ist wahrlich dürftig ...

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    "Das ist konkret genug, um die jungen AktivistInnen weiter in Bewegung zu setzen und gleichzeitig allgemein genug, um sich nicht in unproduktive Detaildiskussion verstricken zu lassen."

    Sehe ich ebenso, genau so!