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Kommentar FrauenquoteFast schon lächerlich

Anja Maier
Kommentar von Anja Maier

Diese Quote wird niemandem wehtun, ja sie wird kaum bemerkt werden. Also hat auch die CSU zugestimmt, allem Wehklagen zum Trotz.

Muss sich hier auch eine Frau reinquetschen? Peter Altmaier (CDU, hinten) und Unions-Fraktionsvorsitzender Volker Kauder (CDU). Bild: dpa

U nd, hat's wehgetan? Gellte ein Schrei durchs nächtliche Regierungsviertel, nachdem der Koalitionsausschuss die gesetzliche Frauenquote durchgewunken hatte? Gab es Tränen bei der CSU? Erste Austrittsmails? Natürlich nicht.

Die Frauenquote kommt, und kaum jemand wird etwas davon bemerken. Denn wovon reden wir hier eigentlich? Von einer lediglich dreißigprozentigen Quote für hundert große börsennotierte Unternehmen. Von dreieinhalbttausend mittleren Unternehmen, die einfach mal festlegen sollen, wie sie mehr Frauen in Führungspositionen bringen wollen. Sanktionen sind nicht vorgesehen. Das ist ein Anfang, mehr nicht.

Das in den letzten Wochen unübersehbare Kalkül der CSU, beim Thema Frauenquote zum xten-mal einen SPD-Triggerpunkt zu drücken, war irgendwann derart peinlich, dass sogar die Kanzlerin den kleineren Koalitionspartner gegen ihre Union verteidigen musste. Vertrag ist Vertrag. Ein Abschwächen des eh nicht eben weltstürzenden Quotengesetzes hätte Merkel irgendwann selbst beschädigt.

Der inszenierte Aufstand gegen die SPD-Ministerin Schwesig, das ganze Geheule und Gewarne haben dem Anliegen der Quote letztlich nur genützt. Politiker, die noch immer meinen, Geschlechtergerechtigkeit sei eine Ware, offenbaren, wie wenig sie verstanden haben. Ihre Wählerinnen und Wähler erkennen das glasklar. Die Quote musste kommen, weil Freiwilligkeit in männlich dominierten Machtzusammenhängen erwiesenermaßen keine Kategorie ist.

Ja, im 21. Jahrhundert Frauen in Führungspositionen per Gesetz verordnen zu müssen, wirkt im Grunde fast lächerlich. Aber es wird mit der Quote sein wie beim Gesetz zu den Krippenplätzen für unter Dreijährige. Irgendwann wird sich selbst die Union fragen, was damals eigentlich ihr Problem war.

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
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26 Kommentare

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  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    finde ich gut das die frauenquote kommt,auch wenn sie nicht weit genug geht.manchmal muss man institutionalisierte ungerechtigkeiten eben durch bürokratische regeln beseitigen.die wirtschaft regelt eben doch nicht alles von selbst, wie manch ein FDPler glauben mag.

  • Anscheinend sind nicht genügend Frauen in der Lage aus eigener Kraft an die Spitze zu kommen.

    Oder was soll einem dieses Gesetz suggerieren?

    • @ben klammt:

      Nein,sie wurden in der Vergangeheit systematisch daran gehindert.Das versucht man nun auszugleichen.

  • 3G
    3641 (Profil gelöscht)

    Offensichtlich ein Beleg dafür, dass Abiturnoten und Noten von Studienabschlüssen keinen Rückschluss auf Begabung und Leistungsfähigkeit zulassen.

  • Es braucht nicht Aufgabe der Politik zu sein, Geschlechtergerechtigkeit in den DAX-Vorständen herzustellen.

  • Wann kommt endlich die Männerquote für die Bereiche Pflege und Erziehung?

    • @Spider J.:

      Wirklich ein äußerst unpassendes Beispiel. Als Mann in diesem Bereich einen Job zu bekommen, ist die einfachste Sache der Welt...

    • @Spider J.:

      oh bitte, Männer werden zum Beispiel in Kitas und Jugendeinrichtungen händeringend gesucht. Also, wo sind die Männer in den Berufen? Richtig, sie wollen mehr verdienen als es diese Berufsgruppe hergibt...Wo bleibt die gerechte Bezahlung im Bereich Pflege und Erziehung - das wäre die korrekte Frage. Schönen Tag noch.

      • @sichtweisen:

        Na dann stellt doch eine Quote den richtigen Ansatz dar, oder nicht? Wenn es eine bestimmte Anzahl von Männern geben muss, müssen auch die Löhne steigen, um den Beruf attraktiv zu machen. Man kann dann ErzieherInnen nicht mehr mit nem Minilohn abspeisen, sondern muss den Lohn denen von z.B. LehrerInnen angleichen. Also bitte nicht immer gleich "heulen" ;)

      • @sichtweisen:

        Solange sich genug Frauen finden, die den Job für kleines Geld machen, gibt's auch keinen zwingenden Grund, ihn besser zu entlöhnen. Also wieder Gegenfrage: Wieso widmen sich Frauen für einen Hungerlohn der Kindererziehung, wo sie doch auch für wirklich gutes Geld Maschinen bauen könnten?

  • Frauenquote ist sowieso irrelevant.

    Ob nun eine Viper oder ein eine männliche Klapperschlange in der Rechtsabteilung von Monsanto sitzt.

  • Kommt eigentlich auch ne Frauenquote bei der Müllabfuhr?

  • Das Argument "hat's wehgetan" ist Quatsch, wieviele es merken oder nicht, ebenfalls. Oder wie ist es umgekehrt? Hat's bisher weehgetan? Wieviele haben's bemerkt, dass es keine gesetzliche Bevorzugung (und damit logischerweise, auch wenns nicht so suopi klingt, Benachteiligung) wegen des Geschlechts gibt?

    • @ioannis:

      Frauen machen im Schnitt bessere Abis und bessere Studienabschlüsse. Seit Jahrzehnten ist das So. Frauen sitzen aber hierzulande praktisch nicht in Vorständen.

      Das liegt Ihrer Ansicht nach also daran, dass es aktuell keine Benachteiligungen gibt. Na dann ...

      • @Kaboom:

        Zum Einen ist es im Zweifel auch schon Jahrzehnte her, dass aktuelle Kandidaten für Vorstandsposten ihr Abi gemacht haben. Auch als sie ihr Studium abgeschlossen haben, waren die Verhältnisse - insbesondere was die Studienwahl betrifft - noch andere.

         

        Zum Anderen ist weder die Abiturnote noch die Abschlussnote im Studium ein wirklich belastbares Argument für die Auswahl von Führungskräften. Um als solche zu reussieren, muss man das vor allem wirklich - mit allen Konsequenzen - wollen. Und diese Konsequenzeen sind mit wesentlich mehr Anstrengungen und Opfern verbunden als ein guter Abschluss.

         

        Umgekehrt kann man mit einem guten Abschluss auch ganz andere Sachen machen als sich auf die Karriereleiter zu schmeißen. Die 0,00x % der Menschen mit Spitzenabschlüssen, die tatsächlich irgendwann in einem Vorstand landen, sind im Vergleich dazu statistisch überhaupt nicht erfassbar. Daher geht auch die These fehl, dass bei "gerechter" Verteilung die Statistik bei den Studienabschlüssen mit der Besetzung von Vostandsposten korellieren müsste. Es sind einfach zu viele, teils höchst individuelle Faktoren und Entscheidungen nötig, um aus der Gesamtzahl der Studienabsolventen die Gruppe herauszudestillieren, die am Ende für einen Vorstandsposten infrage kommt.

         

        Das soll nicht heißen, dass es nicht erstrebenswert wäre, auch vermehrt entsprechend qualifizierte und motivierte Frauen in die Vorstände zu bringen. Aber dass es die in entsprechendem Maße bereits gäbe, wenn man(n) sie denn nur endlich mal ließe, ist allein durch Ausbildungsstatistiken nicht nachzuweisen.

      • @Kaboom:

        Googlen Sie mal "bessere Noten für gleiche Leistung". Mädchen kriegen bei gleicher Leistung bessere Noten und bei gleichen Noten häufiger ein Empfehlung zum Gymnasium. Und selbst wenn Mädchen und Frauen besser in der Schule sind, entscheiden sie sich für Berufe welche eine ziemlich geringe Aussicht auf einen Vorstandsposten bieten.

        • @Matze21:

          Google.Das wahrscheinlich wissenschaftlichste Argument gegen die Frauenquote.

  • Das ist nun wirklich was für die Dummen, ein Nullum für die Frauen!

     

    Ein paar Beispiele unter vielen:

     

    1. Bei den börsennotierten Unternehmen in Deutschland gibt es heute bereits ca. 170 Frauen im Aufsichtsrat. Zu diesem erlesenen Zirkel wird nur eine neue Frau hinzukommen, wenn die „Lex Abs“ dazu zwingt, und bestimmt keine, die bislang im schwarzen SUV zwischen Kita und Tennisplatz pendelt. Aber der Bevölkerung wird weisgemacht, mit dieser Quote würden Frauen angesprochen, die qua Geschlecht keinen Zugang hätten.

     

    2. Was glaubt denn Klein-Fritzchen und Klein-Friederike, was ein Aufsichtsrat so macht? Sicher so eine Art „Super-Vorstand“, wow! Unfug: grundsätzlich nur vier Aufsichtsratssitzungen im Jahr, aus gegebenem Anlass sicher die eine oder andere mehr, das war es. Die (operative) Musik spielt auf Vorstands- bzw. Geschäftsführungsebene und in den ein, zwei Hierarchieebenen darunter.

     

    3. Denjenigen Frauen, mit denen ich (als Aufsichtsrat) über dieses Thema gesprochen habe, ist das Ganze ausgesprochen peinlich, sie empfinden dies als Offenbarungseid à la „Papi, bitte helfe mir, ich kann es alleine nicht“. Und Headhunterinnen sagen mir hinter vorgehaltener Hand, dass sie sich z.T. einen Wolf suchen…dann also bitte auch die Verpflichtung, dass sich mindestens 30% der Frauen eines Abiturjahrgangs für BWL/VWL/WIWI, Ingenieurswissenschaften oder Informatik einschreiben :-))

    • @Trango:

      Der Anteil von Frauen in BWL betrug 2012 50% :-)

      Das ist jetzt irgendwie blöd für ihre Argumentation, gell?

      • @Kaboom:

        Mitnichten. Das beruht ja nicht auf einer gesetzlichen Verpflichtung. Ebenso gibt es Unternehmen, die die nun verpflichtende Quote längst erreichen (Deutsche Bank, Lufthansa, Post, Telekom).

    • @Trango:

      Zustimmung... aber kommen Sie Schwesig nicht mit Realitäten - scheint nicht so ihr Ding zu sein. Von daher hat sie den richtigen Beruf - und für den Fall der Abwahl schon mal vorgebaut, denn wer füllt denn die Aufsichtsräte?

    • @Trango:

      Zustimmung. Für kompetente Frauen, die sich schon jetzt in Aufsichtsräten befinden, ist eine Quote einfach nur peinlich.

      • @Marktliberaler:

        @Marktliberaler

        Für diese Frauen ist es vielleicht peinlich. Aber es ist doch ein großer Mythos, dass tatsächlich nur Leistung zählt um nach oben zu kommen. Die Gleichberechtigung ist dann erfüllt, wenn es auch inkompetente Frauen an die Spitze schaffen!

        • @Bummesbiene:

          Dazu müssen sie dann allerdings "nur" den Umweg über eine Partei nehmen, das erfordert Zeit. Oder über eine Gewerkschaft...

  • Es handelt sich um eine dieser Nebensächlichkeiten, an denen sich die Politik hierzulande abarbeitet, um den Eindruck zu erwecken es gäbe noch relevante Unterschiede zwischen den Schwatten und den Sozen

  • Ich fürchte fast, das wird sie nicht, Frau Maier. DIE Union wird sich vermutlich niemals fragen, "was damals eigentlich ihr Problem war". Zumindest wird sie das nicht frei und willig tun. Sie schreiben es ja selbst: "Freiwilligkeit [ist] in männlich dominierten Machtzusammenhängen erwiesenermaßen keine Kategorie". Und das hat ganz entschieden damit was zu tun, dass Macht als Fähigkeit definiert ist, den freien Willen Anderer zu brechen oder zu verbiegen, um so dem eigenen zum Durchbruch zu verhelfen, egal wie blöd er wirken mag im Einzelfall. Irgendwie scheint diese Definition am Y-Chromosom festgemacht zu sein. Vermutlich schon seit jener Zeit, in der die schiere Körperkraft noch alles war und die Vernunft ein feuchter Dreck. Die Union ist offenbar ganz gern eine konservative Partei. Sie verspricht sich wohl nicht ganz zu Unrecht einen ganzen Haufen Wähler, wenn sie erkennbar "tickt", wie schon der frühe Hominide es getan hat.