piwik no script img

Kommentar Festnahme Journalist MansurStaatliche Freiheitsberaubung

Christian Rath
Kommentar von Christian Rath

Mit der Freilassung des Al-Dschasira-Journalisten Ahmed Mansur ist der Skandal nicht beendet. Steckt System dahinter oder hat Ägypten interveniert?

Al-Dschasira-Journalist Ahmed Mansur in der Bundespressekonferenz in Berlin. Foto: dpa

D ie Festnahme von Ahmed Mansur war wohl auf jeden Fall ein Skandal. Entweder zeigt sie systemische Probleme im deutschen Fahndungs- und Auslieferungsrecht. Oder es handelt sich um eine Willfährigkeit gegenüber der ägyptischen Regierung. Der Skandal ist mit der Freilassung des ägyptischen Al-Dschasira-Journalisten jedenfalls nicht beendet.

Systemisch wäre der Skandal, wenn politisch verfolgte ausländische Journalisten bei uns regelmäßig erst einmal zwei Tage festgenommen werden – bis geklärt ist, dass sie ohnehin nicht ausgeliefert werden können. Die Bundesregierung hat am Montag zwar in gebotener Schnelligkeit geprüft und klargestellt, dass eine Auslieferung Mansurs überhaupt nicht infrage kommt.

Zum gleichen Ergebnis hätten die beteiligten Regierungsstellen aber schon im letzten Herbst kommen können und müssen, als sie monatelang prüften, ob nach Mansur gefahndet werden darf. Offensichtlich hat man aber eine mehrtätige Inhaftierung in Kauf genommen. Das ist staatliche Freiheitsberaubung.

Spezifisch wird der Skandal, wenn man die Unterlagen betrachtet, die den deutschen Regierungsstellen im Fall Mansur vorlagen. Dass hier politische Verfolgung mit den Mitteln des Strafrechts betrieben wurde, war mit Händen zu greifen. Wer sogar in einem solchen Fall eine Fahndung zulässt, ist fehl am Platz.

Noch bedenklicher sind die Hinweise, dass es kein Automatismus war, der am Samstag zur Festnahme Mansurs führte, dass vielmehr doch auf eine Intervention Ägyptens reagiert wurde. Wie sonst wäre zu erklären, dass Mansur mehrfach und ohne Folgen mit seinem britischen Pass nach Deutschland ein- und ausreiste – und er dann nach Ausstrahlung einer Livesendung aus Berlin plötzlich doch festgenommen wird? Hier stinkt etwas.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Christian Rath
Rechtspolitischer Korrespondent
Geboren 1965, Studium in Berlin und Freiburg, promovierter Jurist, Mitglied der Justizpressekonferenz Karlsruhe seit 1996 (zZt Vorstandsmitglied), Veröffentlichung: „Der Schiedsrichterstaat. Die Macht des Bundesverfassungsgerichts“ (2013).
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Dies war eine Warnung an alle Journalisten und Aufklärer und zeigte ihnen, dass sie nirgends sicher sein können. Solche Warnungen haben mittlerweile System, wie im Fall des südamerikanischen Regierungsflugzeug dass illegal zur Landung gezwungen wurde, weil Snowden an Bord hätte sein können. Es stellt sich nur die Frage ob unsere Regierung die Finger im Spiel hat oder einer der außer Kontrolle geratenen Geheimdienste.