Al-Dschasira Journalist festgenommen: Deutschland vollstreckt für Ägypten

Ahmed Mansur gehört zu den bekanntesten Journalisten der arabischen Welt. Jetzt wurde er in Deutschland auf Bitte Ägyptens festgenommen.

Porträt Ahmed Mansur

Der Journalist Ahmed Mansur (Archivbild). Foto: dpa

BERLIN dpa | Der in der arabischen Welt prominente Al-Dschasira-Journalist Ahmed Mansur ist am Samstag am Flughafen Berlin-Tegel festgenommen worden. Die Bundespolizei bestätigte am Abend, dass ein mit internationalem Haftbefehl gesuchter Journalist aus Ägypten festsetzt wurde, als er am Nachmittag nach Doha fliegen wollte. Der Sender Al-Dschasira erklärte auf seiner Internetseite, es bei dem Mann handele es sich um Mansur. Es seien Anwälte vor Ort.

Mansur gehört zu den bekanntesten TV-Journalisten der arabischen Welt. Für seine Interviewsendung „Bi La Hudud“ (“Ohne Grenzen“) hatte er in dieser Woche in Berlin den deutschen Dschihad-Fachmann Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) interviewt.

Ein Strafgericht in Kairo hatte Mansur im vergangenen Jahr in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, im Frühjahr 2011 während der Proteste gegen den damaligen Langzeitherrscher Husni Mubarak auf dem Kairoer Tahrir-Platz an der Folter eines Anwalt beteiligt gewesen zu sein. Der Sender wies die Vorwürfe als politisch motiviert zurück. Mansur soll die britische Staatsbürgerschaft haben.

Die Bundespolizei wollte die Identität des Mannes nicht bestätigen. Nach Angaben eines Sprechers liegt gegen ihn ein Haftbefehl aus Ägypten vor. Es gehe um mehrere, nicht näher genannte Delikte. Inzwischen habe das Bundeskriminalamt den Haftbefehl übermittelt. Er sollte dem Mann noch am Abend eröffnet werden. Die Entscheidung darüber, ob der Haftbefehl aufrechterhalten werde, liege beim Berliner Generalstaatsanwalt, sagte der Sprecher.

Ägyptische Innenpolitik

Al-Dschasira veröffentlichte im Internet ein kurzes Video, das Mansur am Flughafen Berlin-Tegel zeigt. Darin erklärt der Journalist, alle Vorwürfe seien erfunden und gefälscht. Nach Angaben des Senders wird ihm unter anderem Vergewaltigung und Raub vorgeworfen. Demnach erklärt Mansur, er bedauere es, dass sich Deutschland zum Helfer des ägyptischen Regimes mache. Er werde aber gut behandelt.

Die Regierung in Kairo betrachtet Al-Dschasira mit Sitz in Doha als Unterstützer der in Ägypten mittlerweile verbotenen Muslimbrüder. Der Sender gilt als scharfer Kritiker von Präsident Abdel Fattah al-Sissi. Die ägyptische Armee hatte noch mit ihm an der Spitze vor fast zwei Jahren nach Massenprotesten den ersten frei gewählten Staatschef Mohammed Mursi abgesetzt, der zu den Muslimbrüdern gehört.

Im vergangenen Jahr hatte ein Gericht in Kairo drei Reporter von Al-Dschasira zu sieben Jahren Haft verurteilt, darunter den Australier Peter Greste. Den Männern war vorgeworfen worden, die Muslimbrüder unterstützt zu haben. Mittlerweile sind sie wieder frei. Der Fall wird neu verhandelt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.