Kommentar Fatah-Hamas-Abkommen: Versöhnung mit Hindernissen

Wenn Palästinenserpräsident Abbas je wieder eine Chance haben will, braucht er einen Erfolg. Da kommt das Abkommen mit der Hamas gerade recht.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Nahaufnahme

Wie geht's weiter? Palästinenserpräsident Mahmud Abbas Foto: Reuters

Düstere Zeiten stehen Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der Hamas bevor, sollte der Versöhnungsprozess zwischen der Fatah und der Hamas erneut scheitern. Das Volk ist es leid, den Preis für den seit zehn Jahren andauernden Machtkampf zu zahlen. Die Palästinenser wünschen sich nicht nur bessere Lebensumstände, sondern ein demokratisches Mitspracherecht und die Möglichkeit, die Politiker, die ihre Interessen vertreten, selbst an die Macht zu wählen.

Wenn Abbas jemals wieder eine Chance haben will, dann braucht er jetzt einen Erfolg. Die Palästinenser im Westjordanland mochten nicht, wie Abbas den Gazastreifen mit Sanktionen knebelte. Nur ein gelungenes Zusammengehen mit der Hamas könnte die harten Maßnahmen rückwirkend rechtfertigen.

Für die Hamas steht die Gunst der Ägypter auf dem Spiel. Ein Scheitern der Verhandlungen würde Kairo nicht ungestraft durchgehen lassen. Dann drohte dem Gazastreifen die erneute Blockade durch die Schließung der ägyptischen Grenze.

Beiden Seiten fordert die Annäherung drastische Zugeständnisse ab. Die Hamas gibt sich moderater, sie signalisiert die Bereitschaft zu einer Lösung mit Israel, auch wenn es nur übergangsweise wäre, und spricht nicht mehr von einem Vernichtungskrieg. Weltweit sind die Islamisten auf dem Rückzug, das bekommt auch die Führung im Gazastreifen zu spüren.

Dennoch will sie nicht von den Waffen ablassen. Die Kämpfer, die vor zehn Jahren das Gewehr auf die Sicherheitsbeamten der Fatah richteten, sollen künftig Seite an Seite mit ihren früheren Feinden Dienst tun. Ein riskantes Unternehmen, bei dem alte Feindschaften aufbrechen und rasch erneut eskalieren können.

Die Einheit im Gazastreifen ist schwierig und doch um vieles leichter als der nächste Schritt im Westjordanland. Dort kooperieren die Fatah-nahen Sicherheitsleute seit zehn Jahren mit Israel gegen den gemeinsamen Feind: die Hamas. Abbas wird sich entscheiden müssen, welcher der beiden Partner das kleinere Übel darstellt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.