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Kommentar Ebola bekämpfenNicht länger wegsehen

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Barack Obamas Entschlossenheit darf nicht das Ende des internationalen Eingreifens in Westafrika bedeuten, sondern sollte an seinem Anfang stehen.

Mit Ebola hoffnungslos überlastet: das Gesundheitswesen, hier in Freetown, Liberia Bild: AP

D ie Ankündigung von US-Präsident Barack Obama, die Hilfsgelder zum Kampf gegen Ebola in Westafrika mindestens zu vervierfachen und mit 3.000 Soldaten vor Ort die notwendige Basisinfrastruktur zum Aufbau neuer Behandlungseinrichtungen für Ebolakranke zu schaffen, kommt keine Sekunde zu früh. Wertvolle Wochen und über 2.400 Menschenleben wurden bereits verloren, während monatelang die internationale Gemeinschaft Däumchen drehte und zauderte.

Die Ebola-Situation in Westafrika, so schrieb ein in die Region entsandter Experte mit jahrzehntelanger Afrikaerfahrung kürzlich der taz, ähnele der beim Völkermord in Ruanda 1994 – nicht in der Intensität, aber in der Art, wie der Rest der Welt sich abwendet.

Es gibt schockierende Bilder von Ebola-Kranken in Liberia, die im Sterben mitten auf der Straße liegen, während Passanten um sie einen Bogen machen oder sie einfach ignorieren. Nicht weniger schockierend ist es, wenn Länder mit den Möglichkeiten, aktiv etwas zu tun, selbst teilnahmslos wegsehen.

Die Ankündigung

Im Kampf gegen Ebola will US-Präsident Barack Obama rund 3.000 Soldaten nach Westafrika schicken. Die Einsatzkräfte sollen in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden 17 Kliniken mit je 100 Betten für Ebola-Patienten in Liberia, Guinea und Sierra Leone bauen, hieß es aus Regierungskreisen in Washington.

Barack Obamas Entschlossenheit kann jetzt nicht das Ende des internationalen Eingreifens bedeuten, sondern sollte an seinem Anfang stehen. Andere Länder, auch Deutschland, sind genauso gefragt und sollten ebenfalls Personal und Ausrüstung entsenden. Liberias Präsidentin hat in einem Brief an die Bundeskanzlerin und weiteren Briefen an andere Länder detaillierte, überlegte Forderungen vorgelegt.

„Ärzte ohne Grenzen“, das mit großem Abstand aktivste Hilfswerk vor Ort im Kampf gegen Ebola, hat ebenfalls präzise Vorstellungen davon, welche staatliche Unterstützung wann und wo am sinnvollsten ist. Die deutsche Bundesregierung sollte, sobald die Pläne der US-Regierung im Detail bekannt sind, selbst aktiv werden.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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1 Kommentar

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  • Das die WHO & Co so lange zögert hat sicher einen Grund. Den will ich aber nicht wissen.