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Kommentar Deutsche Panzer in SyrienWaffenexport konsequent verharmlost

Andreas Zumach
Kommentar von Andreas Zumach

Die Bundesregierung ist mitverantwortlich für Erdoğans Krieg und dessen Opfer. Mehr als verlogene Apelle zur Mäßigung hat sie nicht zu bieten.

Überraschung: Die türkische Armee benutzt ihre Panzer tatsächlich Foto: dpa

D eutschlands Nato-Verbündeter Türkei führt Krieg mit aus Deutschland gelieferten Panzern und anderen schweren Waffen. Und dies – wie schon seit Jahrzehnten – nicht mehr nur gegen die KurdInnen im eigenen Land, was schon schlimm genug ist. Jetzt setzt Ankara aber diese Waffen auch völkerrechtswidrig gegen KurdInnen im Nachbarland Syrien ein.

Kritikerinnen und Kritiker der deutschen Rüstungsexportpolitik haben schon lange vor dieser gefährlichen Entwicklung gewarnt. Alle Bundesregierungen der vergangenen 30 Jahre, seit über Rüstungslieferungen an die Türkei kontrovers diskutiert wird, haben diese Gefahr immer verharmlost. In welcher parteipolitischen Zusammensetzung auch immer. Sie sind mitverantwortlich für Erdoğans Krieg und dessen Opfer unter der kurdischen Bevölkerung in Syrien.

Niemand sollte überrascht sein, wenn es als Reaktion auf diesen von Ankara zynischerweise unter dem Titel „Operation Olivenzweig“ geführten Krieg erneut zu Anschlägen kurdischer Extremisten kommt – in der Türkei und vielleicht auch in Deutschland.

Ankaras Luftangriffe und die Invasion mit Panzerverbänden spitzen die Widersprüche im globalen „Krieg gegen den Terrorismus“ weiter zu. Denn die Militärschläge richten sich gegen die vom Nato-Partner USA unterstützten und bewaffneten kurdischen Milizen, die aus Sicht Washingtons die effektivsten Kämpfer bei der Vertreibung des sogenannten Islamischen Staats waren.

Assad schaut zufrieden zu

Die türkischen Invasoren werden ihrerseits von der Freien Syrischen Armee (FSA) unterstützt, die sich im Herbst 2012 als säkularer bewaffneter Arm der politischen Oppositionsgruppen gegen die Regierung Assad formierte. Denn die FSA streitet sich mit den Kurden sowie mit diversen islamistischen Rebellengruppen um die Gebiete im Norden und Nordosten von Syrien, aus denen der IS inzwischen vertrieben wurde.

Assads Regierungsstreitkräfte, deren Aufgabe es doch eigentlich sein sollte, das eigene Territorium und die kurdischen StaatsbürgerInnen gegen die Angriffe der Türkei zu verteidigen, bleiben untätig und schauen zufrieden zu, wie sich Kurdenmilizen, FSA und islamistische Rebellen gegenseitig schwächen. Denn auch Assads Regierungstruppen wollen die vom IS befreiten Regionen unter ihre Kontrolle bringen.

Offensichtlich wegen dieser Widersprüche vermeiden die Regierungen in Berlin und anderen westlichen Hauptstädten eine klare Einstufung und Verurteilung von Ankaras Krieg als „völkerrechtswidrig“ und flüchten sich stattdessen in verlogene „Appelle an beide Seiten zur Mäßigung“.

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Andreas Zumach
Autor
Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.
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29 Kommentare

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  • Wenn man sich die Vita des Herrn Zumach anschaut ist es kein Wunder das er diese Sicht vertritt. Er gehört halt zum Hardcore/Kern der Friedensbewegung.

     

    Die Türkei hat auch reichlich amerikanische Panzer, wenn auch etwas veraltet. Wenn die Türkei ihre Panzer nicht von den Deutschen erhalten hätte hätten sie einfach welche bei den Amis gekauft. Die Diskussion der Linken ist diesbezüglich recht Weltfremd und naiv. Das heist jetzt nicht das man der Türkei Panzer verkaufen muss, aber man solte nicht so tun als ob das einen Unterschied machen würde.

     

    Übrigens, die eigene türkische Panzerentwicklung wird im Moment zB mit den Südkoreanern betrieben. Das heist in 5-10 Jahren hat sich diese Diskussion dann auch erledigt.

     

    Auch das Argument der Völkerrechtswidrigkeit ist recht schwach, auch wenn es Formal stimmt. Im Norden Syriens ist die eigene Regierung nicht präsent oder fähig für Recht und Ordnung zu sorgen. Man kann wohl kaum erwarten das ein Nachbarstaat sich aus einem formal rechtsfreiem Raum angreifen lässt. Die NATO/EU haben aus vergleichbaren Gründen Operationen vor der Küste Somalias um die Angriffe der Piraten dort aus einem ähnlichen rechtsfreie Raum zu unterbinden. Noch besseres Beispiel sind die Drohnen Operationen der Amerikaner im Krieg gegen den islamistischen Terror.

     

    Ich bin übrigens im Zweifelsfall pro-PKK und gegen Rüstungsgeschäfte mit der Türkei, (weil undemokratisch, illiberal, religös) werde mich da aber nicht zweifelhafter Argumente bedienen.

     

    Der Grund warum wir Erdogan keine Panzer mehr liefern sollten ist weil er unser "Feind" ist, wärend die PKK eher unser "Freund" ist.

  • Die Türkei darf die Panzer sogar einsetzen, wo sie will.

     

    2011 gab es eine Anfrage der Linkspartei im Bundestag.

    Frage 51 – Abgeordneter Jan van Aken (DIE LINKE)

    "Welche Ausführungen des Leopard-Panzers sind an die Türkei (bitte unter Angabe des Lieferdatums und der Stückzahl) unter jeweils welchen Auflagen geliefert worden, z. B. hinsichtlich des Einsatzes in kurdischen Gebieten?"

    Antworte:"... Das oben aufgeführte Ressortabkommen enthält eine allgemeine Endverbleibsklausel, wonach die türkische Seite das Material Dritten nicht ohne vorherige schriftliche Zustimmung der Bundesregierung zur Nutzung überlassen oder verkaufen darf. Eine weitergehende Einschränkung der Nutzung ist gegenüber dem NATO-Mitglied Türkei nicht enthalten."

     

    Man hat nicht mal versucht, die Nutzung zu beschränken. Und zum Thema Kurden kein Wort.

    • @Sven Günther:

      Das wichtigste vergessen, die alten Leo A1,wurden unter der Bedingung geliefert, Nutzung ausschließlich im Nato Bündnis Fall.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Sven Günther:

        .

        ......wobei der casus foederis all die vergangenen Jahrzehnte als sehr wahrscheinlich angesehen werden musste, angesichts der Bedrohung der weichen östlichen Flanke der NATO durch die vereinigten kurdischen Armeen zu Wasser zu Lande und in der Luft

  • So werden alleine seit dem Ende des 2 WK alle illegalen Kriege des Westens mit Millionen getöteten, mit dem Kampf gegen "Terrorismus" begründet. Aber was würden wohl Menschen in den Regionen über die illegalen Kriege des Westens sagen? Westlicher Terror!

  • Hoffentlich hat man den Kurden wenigstens genug panzerbrechene Waffen verkauft.

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    "Genau genommen kann die EU auch nicht mehr tun, als Erdogans Einmarsch in Syrien zu Verurteilen."

     

    Wirtschaftssanktionen wären auch möglich.

    • @74450 (Profil gelöscht):

      Und wann wird der sog. Westen sanktioniert? Für seine illegalen Kriege, weltweit mit Millionen Getöteten auf Grund von Lügen? Oder für seinen täglichen Drohnen und Bombenterror des Westens?

      • @Illoinen:

        Gehört die Türkei aus geostrategisch-antiimperialistischer Perspektive nicht zum Westen?

         

        Sanktionieren kann immer nur wer die macht hat. Daher passiert bei der Türkei auch nichts.

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    "Niemand sollte überrascht sein, wenn es als Reaktion auf diesen von Ankara zynischerweise unter dem Titel „Operation Olivenzweig“ geführten Krieg erneut zu Anschlägen kurdischer Extremisten kommt – in der Türkei und vielleicht auch in Deutschland."

     

    Ich wäre überrascht. Würden solche Anschläge (in Deutschland oder weit hinter der Front, in türkischen Großstädten) doch Erdogans-Erzählung von den bösen Terroristen bestätigen.

  • Somit kämpfen also deutsche Waffen gegen deutsche Waffen:

    https://www.youtube.com/watch?v=bVEaOsXleO4

    • @R R:

      Waffen kämpfen nicht. Aber deutsche Waffen werden von beiden Kriegsparteien auf mörderische Art eingesetzt, nicht nur in diesem Konflikt und zum Nutzen der deutschen Wirtschaft und hiesiger Arbeitsplätze.

  • Rüstungsdeal 4.0

     

    Moin moin,

    Sigie's Argument "Türkische* Panzer müssen besser vor Minen des IS geschützt werden" verstehe ich, teile es aber nicht.

     

    Dass Gegenargument "Der IS sei schon lange von der türkischen Grenze vertreiben worden" ist zwar OK, doch es vernachlässigt die Tatsache dass der IS Minen an der türkischen Grenze verteilt hat.

     

    Statt Panzer schützen lieber großangelegte Minenräumung mit deutscher Technik. Von mir aus auch mit einer Beteiligung deutscher Soldaten zur Unterstützung und Ausbildung der türkischen Soldaten. Wenn weite Gebiete geräumt sind, können die deutschen weiter über Abrüstungteals mit der Türkei verhandeln. Vielleicht!!!

    Ist es ein Versuch Wert?

     

    *Laut TS heißt es: streng genommen sind dass ja jetzt türkische Panzer.

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Der Artikel beschreibt sehr gut die Verlogenheit der "internatinalen Gemeinschaft", die die Kurden bestenfalls als Kanonenfutter gegen den IS benutzt. Die deutsche Aussenpolitik zu Syrien und der Türkei ist dabei genauso verlogen, wie die der Russen und der USA. Gabriels Halbwahrheiten, Verdrehungen und Lügen zum Waffenexport an die Türkei , im Moment einer fehlenden handlungsfähigen deutschen Regierung, sind an Zynismus kaum zu überbieten.

  • Die FSA ein "säkularer bewaffneter Arm der politischen Oppositionsgruppen"

     

    Bahahahahahahahaha!

    Baaaaaahahahahahahahahaha!

  • Die FSA und säkular? Die FSA ist ein loser Zusammenschluss islamistischer Gruppierungen, der sich anfangs als "moderat" verkauft hat. Im Vergleich zum IS kann man natürlich alles als moderat sehen.

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Der dummdämliche Malocher in den Rüstungsfabriken trägt zu diesem Leid natürlich bei. Aber Hauptsache der Tui Urlaub ist sicher.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @97760 (Profil gelöscht):

      Flüchtlinge nach dem Verursacherprinzip ansiedeln. Diejenigen Gemeinden mit Firmen, die Rüstungsgüter exportieren, bekommen einen Bonus an Zuwanderern.

  • Seien wir mal realistisch: Unsere Bundeswehr ist in geradezu kläglicher Weise nicht darauf eingerichtet, in Erdogan-Land für Recht und Ordnung zu sorgen, so sehr es vielleicht Not täte (und die ironische Spitze richtet sich nicht gegen die Soldaten).

     

    Ich will auch nicht behaupten, dass unsere Regierenden wieder mal aus Angst vor dem Platzen des Flüchtlings-Kuhhandels kuschen. Die Duckmäuserei liegt einfach in ihren Genen.

    • @Bitbändiger:

      Sie wollen nicht wirklich, dass die Bundeswehr in die Türkei einmaschiert, oder?

  • "Assads Regierungsstreitkräfte, deren Aufgabe es doch eigentlich sein sollte, das eigene Territorium und die kurdischen StaatsbürgerInnen gegen die Angriffe der Türkei zu verteidigen, bleiben untätig und schauen zufrieden zu ..."

     

    Ganz so platt ist es nicht (aber fast so zynisch wie das Verhalten der Europäer). Um Afrin zu verteidigen, verlangte die syrische Regierung die Übergabe dieses Kantons. Kurdische Unterhändler lehnten das ab. Erst daraufhin erhielten die Türken grünes Licht aus Moskau.

    Außerdem scheint die Türkei Assad und den Russen im Gegenzug freie Hand zu lassen, die al-Qaida Filiale in Idlib zu schließen.

  • Mit Profitgier oder Arbeitsplätzen hat das nichts zu tun.

     

    Allein aus purer Dankbarkeit werden die Deutschen dem weisen und vorausschauendem Präsidenten Erdoğan so bald keine Waffendeals mehr versagen.

     

    Ohne Türkei würden die Syrer, Iraker und Afghanen weiter gen Almanya strömen und das ist dort politisch gerade ein wenig unopportun.

     

    Wir können stolz sein auf die Macht, die wir ob dessen endlich über Europa und die abtrünnigen kurdisch besetzten Provinzen besitzen.

  • Glauben sie wirklich, Herr Zumach, dass die Türkei den Krieg nicht begonnen hätte, wenn sie keine deutschen Panzer gehabt hätte, sondern Russische?

     

    Ihr Kommentar ist nun wirklich nicht gerade dass, was man als absolut korrekt bezeichnen könnte.

     

    Recht haben sie natürlich, dass die Bundesregierung schon längst hätte keine Waffen mehr an den türkischen Kalifen hätte schicken dürfen, so wie auch an andere Despoten die Waffenlieferungen ausgesetzt werden müssen.

     

    Aber sicher ist doch auch, dass Erdogan sich die Waffen in jedem Fall besorgt hätte, denn einen Krieg gegen die Kurden hatte er schon lange, allerdings im eigenen Land vor.

    Jetzt so zu tun, als ob dieser Krieg gegen die Kurden in Syrien nur von den Waffenlieferungen Deutschlands abhängt, ist sehr flach!

     

    Recht gebe ich Ihnen allerdings in Hinsicht auf die mangelnde Rüge der EU und der Hauptstädte der EU Länder.

     

    Ob dieser Krieg nun Völkerrechtswidrig ist, muss erst noch geklärt werden, denn anscheinend lässt die Regierung Syriens, sprich Assad das Eingreifen Erdogans zu.

     

    Direkt gegen diesen Krieg melden sich weder die Amerikaner noch die Russen oder andere Beteiligte in der Region.

     

    Genau genommen kann die EU auch nicht mehr tun, als Erdogans Einmarsch in Syrien zu Verurteilen.

  • Es belegt mal wieder die Schwäche westlicher Regierungen, wenn sie nicht mal in der Lage sind, ihre angeblichen Werte wenigstens verbal zu verteidigen.

     

    Ich denke schon länger, daß sich hinter Merkels "Stabilität" und "Alternativlosigkeit" in Wirklichkeit Schwäche und Hilflosigkeit verbergen. Es gibt so vieles, was eine Regierung weltweit anpacken und zum Guten verändern könnte - aber man traut sich nicht. Das sind einfach furchtbare Feiglinge. Nur wenn's ums Geld geht, kennt man keine Gnade. Aber auch nur gegenüber Schwächeren.

    • @kditd:

      Interessant, dass es noch Leute gibt, die glauben, am deutschen Wesen werde die Welt genesen und die Bundesregierung sei omnipotent.

       

      Als ob Erdogan nicht wüsste, dass er seine westlichen Partner - allen voran die USA - damit brüskiert.

    • @kditd:

      Das ist eine typische Fahrradfahrer Mentalität. Nach oben buckeln und nach unten treten. War in der DDR weit verbreitet...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Entschuldigung aber ich fahre sehr gerne Rad. Was wollen Sie von mir?

         

        Dat is doch Diskriminierung gegen Radler (nicht trinkbar)

        • @Oskar:

          Auf dem Fahrrad ist das ja auch OK. Im Umgang mit Anderen eher nicht :-)

  • Frieden schaffen mit deutschen Waffen! Und das Gute? Bald gibts Bestellungen über Ersatzteile und neue Munition...