Kommentar Deutsche Bank: Zeit für einen Neuanfang
Die Deutsche Bank muss endlich ihre zweifelhafte Vergangenheit aufarbeiten. Das heißt auch: Der Aufsichtsratschef muss gehen.
E s sind die Großaktionäre der Deutschen Bank aus Katar, China und den USA, die dem Management der Deutschen Bank immer noch den Rücken freihalten. Auch enttäuschte Investoren und Kleinaktionäre aus Deutschland zögern, den Aufsichtsräten und Vorständen den Stuhl vor die Tür zu setzen. Sie fürchten, dass der Aktienkurs sonst ins Bodenlose fallen könnte.
Doch trotz der Entlastung durch die Hauptversammlung am Donnerstag: Die Deutsche Bank hat ihre Krise längst nicht überwunden. Die Rechenschaftsberichte von Aufsichtsrat und Vorstand klangen angesichts der Fakten wie Märchen aus 1001 Nacht. Am Allzeittief des Aktienkurses sind danach die anderen Schuld: Die Ratingagenturen, angeblich übereifrige Staatsanwälte, die US-Behörden, die Bankenaufsichten in den USA und in Deutschland.
Es wird Zeit, dass die Deutsche Bank endlich aufräumt mit der eigenen, zweifelhaften Vergangenheit. Cum Ex-Geschäfte, Geldwäsche, Strafzahlungen wegen illegaler Geschäftsgebarens. „Skandale im Wochentakt“ attestierte dem Management der Vertreter eines Investmentfonds, der nicht für schmissige Kommentare bekannt ist.
Aufsichtsratschef der Deutschen Bank ist seit sieben Jahren Paul Achleitner. Er war bereits ihr oberster Aufseher, als die Krise des Bankhauses ihren ersten Höhepunkt erreichte hatte. Dass Achleitner am Donnerstag ankündigt hat, seinen Vertrag bis zum Jahr 2022 erfüllen zu wollen, ist eine schlechte Nachricht für die Anteilseigner der Bank.
Vorwürfe mit Abfindungen vergessen machen
Zu groß ist Anleitners Nähe zu denen, die sich als Vorstände und Topmanager der Deutschen Bank zum Teil jenseits geltenden Rechts und jedenfalls gegen die Interessen des Instituts an krummen Geschäften beteiligt haben. Er persönlich dürfte daran interessiert sein, Vorwürfe mit Abfindungen und Strafzahlungen vergessen zu machen.
Wenn die Deutsche Bank ihre Affären nicht endlich in den Griff bekommt, könnte nach den dramatischen Kursverlusten sogar Absturz aus dem DAX stehen. Es ist Zeit für einen Neuanfang, ohne Achleitner.
Zur nachhaltigen Neuordnung der Geschäftspolitik der Deutschen Bank bedarf es mehr, als dass Vorstandchef Sewing freundliche Worte an die Adresse von ‚Fridays for Future‘ richtet. Noch immer bekennt sich die Bank nicht deutlich genug gegen die Finanzierung von Öl- und Kohleindustrie und gegen die Produktion und Auslieferung von Rüstungsgütern, die in Kriegen eingesetzt werden, wie derzeit im Jemen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste