Kommentar Deutsche Bank: Nicht mehr überlebensfähig

Nach dem Scheitern der Fusion mit der Commerzbank ist die Deutsche Bank am Ende. Sie kann nur noch durch ihre eigene Zerschlagung gerettet werden.

Gelbes Logo der deutschen Bank, darauf spiegelt sich die Sonne

Das Logo der Deutschen Bank verbindet niemand mehr mit Erfolg Foto: dpa

Die Deutsche Bank ist am Ende. Die Fusion mit der Commerzbank ist geplatzt, und einen „Plan B“ gibt es auch nicht, wie sich die Dauermisere beenden ließe. An diesem Freitag wird die Bank zwar einen Quartalsgewinn von 200 Millionen Euro nach Steuern melden, aber diese vermeintlich gute Nachricht ließ die Aktionäre völlig kalt. Die Aktie dümpelt weiter im Keller.

Zwei Zahlen reichen, um das Drama zu illustrieren. Die Aktionäre haben seit 2008 etwa 33 Milliarden Euro an frischem Kapital nachgeschossen, aber an der Börse ist die Bank derzeit nur noch 15,7 Milliarden Euro wert. Für die Aktionäre war es eine riesige Fehlinvestition, sich überhaupt bei der Bank zu engagieren. Logische Konsequenz: Neue Geldgeber sind nicht in Sicht.

Aber auch aus eigener Kraft kann sich die Deutsche Bank nicht sanieren. Ihr fehlen lukrative Geschäftsfelder, und es ist ein absolutes Alarmsi­gnal, dass die Bank selbst im Boom Milliardenverluste aufgehäuft hat. Sollte Deutschland in eine Rezession schlittern, ist die Bank garantiert konkursreif. Denn in einer Krise gibt es immer Firmen und private Haushalte, die ihre Kredite nicht zurückzahlen können. Die Deutsche Bank hat aber keine Finanzpuffer, um Verluste aufzufangen. Die Frage ist daher nicht, ob die Deutsche Bank in die Pleite treibt – sondern nur noch, wann.

Die Deutsche Bank steckt in einer Sackgasse

Finanzminister Scholz ist dieses Risiko bewusst. Er hat die Fusion mit der Commerzbank ja nur betrieben, damit die Kosten sinken – und beide Banken stabiler werden. Allerdings musste die erhoffte Fusion schon deswegen scheitern, weil die Strukturen der Deutschen Bank zu komplex und zu hypertroph sind. Das strukturelle Chaos zeigt sich etwa beim IT-System, das in der ganzen Branche als dysfunktionaler Albtraum bekannt ist.

Momentan steckt die Deutsche Bank in einer Sackgasse. Allein ist sie nicht überlebensfähig, aber Fusionen scheitern an ihrer komplexen Struktur. Dieses interne Chaos lässt sich nur reduzieren, indem man Geschäftsbereiche verkauft. So paradox es ist: Die Deutsche Bank kann nur überleben, wenn sie zerschlagen wird.

Vor allem das Investmentbanking ist zu riskant und zu teuer. Diese Einschätzung wird von anderen Großbanken geteilt: Die Schweizer UBS hat ihre Wettgeschäfte bereits vor Jahren zurückgefahren. Allerdings ist der Vergleich etwas unfair: Der UBS fiel der Abschied vom Investmentbanking leicht, weil sie andere lukrative Geschäftsfelder hatte. Die Deutsche Bank hat aber keine Profitbastionen, in die sie sich zurückziehen könnte. Auch das „normale“ Bankgeschäft verursacht zu hohe Kosten. Die Deutsche Bank ist am Ende.

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Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

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