Kommentar Clinton-Nominierung: Weg mit den Tränen!

Sie sind jung, sie wollen Bernie Sanders und am liebsten auch die Revolution. Aber manche Demokrat*innen müssen sich jetzt mal zusammenreißen.

Eine junge Frau hält ein Schild mit der Aufschrift "Bernie or Bust" in die Luft

Ja ja, Kinners, aber der Trump… Foto: ap

Als Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders zu Beginn dieser Woche auf dem Parteitag der Demokraten vors Publikum trat, war klar: Der Kampf ist verloren. Sanders wird nicht Kandidat der Demokraten und auch nicht unabhängig ins Rennen gehen. Er bat seine Anhänger*innen, Hillary Clintons Kandidatur zu unterstützen. Seine Fans aber skandierten weiter: „Bernie, Bernie!“ – mit Tränen in den Augen.

Es war eine so schöne Utopie: Bernie Sanders versprach den jungen Menschen, er würde die Collegegebühren abschaffen, den Mutterschutz einführen, alle sollten Wahlrecht bekommen und die Mittel fürs Militärs gekürzt werden.

Überhaupt wollte Sanders – wenn er Präsident geworden wäre – dem großen Geld an den Kragen gehen. Für seine Kampagne sammelte er Klein- und Kleinstspenden, anonyme Millionenspenden lehnte er ab – und warb für sich mit der Forderung, es allen anderen auch verbieten zu wollen.

Sanders versprach seinen Anhänger*innen eine gesellschaftliche Transformation, gar eine politische Revolution, ausgehend von unten. Nicht Firmen und Banken sollten über das Land bestimmen. Wenn Sanders durch die USA reiste und auf Bühnen sprach, zeichnete er die Vision einer Politik von allen. „Es geht nicht um mich, es geht um euch!“

Der Traum vom Roten Haus

Seine Anhänger*innen, sie trugen ihn weit. Wesentlich weiter, als es die Prognosen zu Beginn der Vorwahlen voraussagten. Definitiv weiter, als es den Funktionären der Demokratischen Partei lieb gewesen wäre.

Nun ist der Traum vom Roten Haus aber geplatzt. Ein paar der Bernie-­Ultras scheinen den Knall jedoch noch nicht gehört zu haben. Diese Meute junger Wilder wünscht sich partout einen Sozialisten im Weißen Haus. Sie wollen nicht folgen. Sie wollen die politische Revolution. Und zwar jetzt.

Sie glauben nicht an Clinton, die Anti­reformerin und Großspenderfreundin. Am Rande des Parteitags kam es gar zu Demonstrationen. Die Ultras schrieben sich „Bernie or bust“ auf die Stirn, das heißt auf Deutsch in etwa: Hillary, du kannst uns mal.

Bloß: Mit dieser Einstellung werden sie tatsächlich Teil einer politischen Transformation sein: als Steigbügelhalter der Ära Trump nämlich. Also, liebe Bernieaner*innen: zusammenreißen, Schwanz einziehen, Hillary unterstützen!

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Jahrgang 1993, hat die Deutsche Journalistenschule in München absolviert und studiert in Berlin Philosophie und Musikwissenschaft. Seit 2016 arbeitet sie bei der taz im Ressort für Gesellschaft und Medien.

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