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Kommentar AtomtestNordkorea testet China

Sven Hansen
Kommentar von Sven Hansen

Die Machthaber in Pjöngjang lassen eher ihr Volk verhungern als dem Druck aus dem Westen nachzugeben. Nur China kann noch Nordkoreas Atompolitik beeinflussen.

Kim Jong-un demonstriert Stärke – wie seine Vorfahren auch schon. Bild: dpa/KCNA

A llen Drohungen mit weiteren Sanktionen zum Trotz hat Nordkorea am Dienstag seinen dritten Atomtest durchgeführt. Zwar stehen die detaillierten Ergebnisse noch nicht fest und lassen deshalb noch keine genauen Schlüsse über Nordkroeas atomare Fähigkeiten zu. Dennoch beinhaltet der Test schon jetzt mehrere deutliche Botschaften: Zum einen wurde klar, dass Nordkoreas junger Führer Kim Jong-un die Atompolitik seines Vaters und Großvaters unvermindert fortsetzt.

Wie diese sieht er im Besitz von Atomwaffen offenbar eine Bestandsgarantie seines Regimes. Das Regime in Pjöngjang lässt sich davon auch nicht durch Sanktionsdrohungen abbringen. Diese bringen das Regime in Pjöngjang ohnehin nicht in Gefahr.

Südkorea, Japan und westliche Länder haben kaum noch etwas, was sie im Umgang mit Nordkorea mit Sanktionen belegen können. Zum einen hat Pjöngjang immer sowohl signalisiert wie praktiziert, dass es lieber seine Bevölkerung verhungern lässt als äußerem Druck nachzugeben. Und so waren diese Sanktionen schon in der Vergangenheit weitgehend wirkungslos.

Deshalb habe viele westliche Länder zu Beginn des neuen Jahrtausends es zur Abwechslung mal mit einer Politik des Engagements probiert, was sich als ebenso wirkungslos erwies.

Bild: taz
SVEN HANSEN

ist Asien-Redakteur im Auslandsressort der taz.

Nennenswerten Druck auf Nordkorea kann nur China ausüben. Nordkoreas Überleben ist von chinesischem Öllieferungen und chinesischer Hilfe abhängig.

Lange hatte China, das von einem Kollaps in Nordkorea auch betroffen wäre, sich stets gegen Sanktionen ausgesprochen. Doch als im Januar der Weltsicherheitsrat in Reaktion auf den nordkoreanischen Raketentest vom Vormonat einstimmig eine Sanktionsverschärfung beschloss, war auch China mit dabei. Das deutet auf ein Umdenken in Peking hin.

An Chinas Reaktion auf den jetzigen Test wird sich zeigen, ob Pekings neuer Führer Xi Jinping allenfalls zu Nadelstichen bereit ist oder gar mit großer Keule droht. China hat stets versucht, Pjöngjang seinen eigenen Reformweg schmackhaft zu machen, der aber wegen der Zweiteilung Koreas kaum funktionieren dürfte.

Kim Jong-un dürfte davon ausgehen, dass Xi Jinping eher ein atomares Nordkorea akzeptieren wird als eine Kollaps Nordkoreas zu riskieren mit unabsehbaren Folgen für China.

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Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin
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3 Kommentare

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  • N
    noevil

    Wenn China als Einziger Einfluss auf Nordkorea hat, dann sicher für die Westmächte nicht zum Nulltarif. Auf den Preis darf man gespannt sein.

  • V
    vic

    Will man sicher sein vor Angriffen der West-Allianz, tut man gut daran, Atomwaffen zumindest gerüchtehalber zu besitzen.

    Gefällt mir auch nicht, kann ich aber nachvollziehen.

  • A
    Arne

    " China hat stets versucht, Pjöngjang seinen eigenen Reformweg schmackhaft zu machen, der aber wegen der Zweiteilung Koreas kaum funktionieren dürfte."

     

    Hä?

    Verstehe ich nicht. Was hat die Existenz von Südkorea in einem angeblich vollkommen abgeschlossenen Staat wie Nordkorea mit dem Funktionieren von Reformen zu tun?

    Die Chinesen haben Sonderwortschaftszonen eingerichtet, in denen der Markt freier war als vorher. Ich sehe da keinen Zusammenhang dazu, dass es außer einem Nordkorea auch noch ein Südkorea gibt.