Kommentar Anschläge in Uganda: Deutschland steckt tief mit drin
Nach den Anschlägen somalischer Islamisten in Uganda ist jetzt zu befürchten, dass die Rache ebenso blutig sein wird.
D ie Terroranschläge auf WM-Endspielzuschauer in Ugandas Hauptstadt Kampala zeigen: Somalias Krieg hat sich endgültig internationalisiert. Schon seit Langem drohen Somalias islamistische Rebellen Uganda und auch Burundi mit Vergeltungsmaßnahmen, weil diese beiden Länder im Rahmen der Afrikanischen Union (AU) Truppen zur Unterstützung der komplett machtlosen "Übergangsregierung" in die somalische Hauptstadt Mogadischu entsandt haben.
Diese Truppen greifen aktiv in die Kämpfe ein und sind selbst auch schon Zielscheibe von Selbstmordattentätern geworden. Aber dass die Islamisten nun auch direkt in Kampala ein Blutbad anrichten, hebt den Konflikt auf eine neue Ebene.
Es steht nun zu befürchten, dass die Rache ebenso blutig sein wird. Die USA, die unter den Toten und Verletzten von Kampala eigene Opfer zu beklagen haben und die mit Uganda eng militärisch zusammenarbeiten, könnten sich berufen sehen, militärisch aktiv zu werden. Seit Jahren schon führen sie Krieg gegen die islamistischen Aufständischen Somalias, was diese wiederum dazu ermutigt, ausländische Dschihadisten zur Verstärkung anzuwerben.
Dominic Johnson ist Afrika-Redakteur der taz.
Deutschland steckt da tiefer mit drin, als es ihm lieb sein kann. Bundeswehrausbilder werden in Kürze mit der Ausbildung somalischer Milizionäre beginnen, die in Somalias Regierungsarmee dienen sollen - ein Trainingsprogramm, das ausgerechnet in Uganda stattfinden wird. Und erst vor sechs Wochen wurde berichtet, dass deutsche Söldner im Auftrag eines eher obskuren somalischen Warlords mit ungeklärter Finanzierung direkt ins Kampfgeschehen eingreifen sollen.
Ende Juli findet in Kampala der AU-Halbjahresgipfel statt, bei dem Somalia ein zentrales Thema sein wird. Bundesaußenminister Guido Westerwelle wird dazu in Uganda erwartet. Es wäre eine Gelegenheit, endlich eine belastbare deutsche Politik für diese Weltregion zu entwickeln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fußball-WM 2034
FIFA für Saudi-Arabien
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins