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Kommentar Anschläge auf MoscheenDas ist Terror

Kommentar von Ali Ertan Toprak

Gewalttätige Angriffe gegen türkische Einrichtungen sind absolut inakzeptabel. Jetzt ist friedlicher, demokratischer und lauter Protest dagegen angesagt.

Moscheen sollten ein Ort der Besinnung und Spiritualität sein – das sind sie nicht mehr Foto: dpa

J ede Kritik am völkerrechtswidrigen Angriffskrieg des Despoten Erdoğan auf die Kurden ist berechtigt, jede Kritik an Ditib wegen ihrer politischen Ausrichtung und Kriegshetze ist berechtigt. Aber nichts kann Brandanschläge auf Moscheen und andere türkische Einrichtungen rechtfertigen. Das ist Terror und muss entsprechend verurteilt und bekämpft werden.

Wer auch immer hinter diesen Anschlägen und Gewaltaufforderungen steht, ob PKK-nahe Kreise oder der türkische Geheimdienst MIT, diese Form der menschenverachtenden Gewalt ist mit nichts zu rechtfertigen!

Moscheen sollten ein Ort der Besinnung und Spiritualität sein. Dass viele türkische Moscheen gerade in Deutschland dies nicht mehr sind, weil Erdoğan die Moscheen zu Kasernen, die Minarette zu Bajonetten, die Kuppeln zu Helmen erklärt und die Gläubigen zu Soldaten macht, rechtfertigt keine Gewalt, sondern liefert ihm die Bilder und Argumente, die er als Rechtfertigung braucht, um sich zu legitimieren, die Religion für Krieg instrumentalisieren zu können und seinerseits Feindbilder zu schaffen.

Ich kann die Verzweiflung und Empörung der Kurd*innen angesichts des Schweigens der Weltgemeinschaft gegenüber dem völkerrechtswidrigen und brutalen Angriff der Türkei in Afrin nachvollziehen. Auch ich bin empört! Ganz besonders verstörend ist das Schweigen der Bundesregierung, die den Einsatz von deutschen Waffen in diesem Krieg duldet.

Ali Ertan Toprak

ist Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland e. V. mit Sitz in Siegen.

Verzweiflung und Empörung dürfen aber nicht in Gewalt umschlagen. Angriffe gegen Einrichtungen, gewalttätige Auseinandersetzungen sind absolut inakzeptabel. Jetzt ist friedlicher, demokratischer und lauter Protest angesagt: ­gegen den Krieg der Türkei, gegen das beschämende Schweigen der Weltgemeinschaft, gegen die Türkeipolitik der Bundesregierung und Rüstungsexporte aus Deutschland.

Gegen Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung müssen alle Demokraten ohne Wenn und Aber in Deutschland gemeinsam aufstehen!

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18 Kommentare

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  • "Gewalttätige Angriffe gegen türkische Einrichtungen sind absolut inakzeptabel."

     

    Das Beten in DITIB Moscheen (besser gesagt "Erdogan Kasernen") für einen Sieg im "heiligen Krieg" gegen die YPG ist in meinen Augen ebenfalls Terrorismus, genauso wie das Bombardieren von Diyarbakir oder Afrin: Wer Wind sät, wird Sturm ernten.

  • Mir ist nicht so ganz klar, was der Autor nun eigentlich von uns will. Sollen wir jetzt auf die Strasse gehen und "gegen Gewalt" demonstrieren? Klar, kann man ja immer machen, hilft aber ausser dem Gewissen der Demonstranten niemanden. Und warum sollen wir das gerade jetzt, wo ein ausländischer Konflikt anscheinend auf deutschem Boden ausgetragen wird?

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Es herrscht Krieg zwischen der Türkei und den Kurden. Für den Kampf gegen ISIS waren die Kurden der Welt gut genug. Für ihren Überlebenskampf gegen die Türkei werden sie nun allein gelassen und von allen verraten. Daher sollte die TAZ mit dem Begriff "Terror" vorsichtig sein, da er völlig übertrieben ist und den türkischen und deutschen Justizbehörden die Legitimation gibt, Kids für Jahre in den Knast zu bringen. Die Anschläge, die sich nie gegen Personen gerichtet haben, sind ein hilfloser Protest gegen einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Kurden in Syrien und in der Türkei. Dass diese Anschläge kontraproduktiv sind, ist ein wichtiges Argument dagegen. Die Tragödie der Kurden, die in der Geschichte immer verraten wurden, und die derzeit dem Terror Erdogans ausgeliefert sind, ist der Hintergrund dieser hilflosen Anschläge.

  • im täterfocus sind auch kurdische angehörige ...

  • Die Gewalt der türkischen AKP-Regierung und Militärführung gegen die kurdische Bevölkerung und Andersdenkende lässt sich nicht wegdisputieren und nicht in Moscheen und Kirchen wegbeten. Die Gewalt der türkisch-nationalistischen AKP-Regierung gegen ein freies, demokratisches und unabhängiges Kurdistan kann nur durch die legitime Gewalt der Selbstverteidigung des kurdischen Volkes gebrochen werden. Das muss Frau und Mann offen aussprechen, nicht weil wir ‘Anbeter der Gewalt’ sind, wie sanfte bürgerliche, religiöse und sozialdemokratische pazifistische Gemüter uns beschuldigen. Nein, demokratische Frauen und Männer beten die Gewalt nicht an, jedoch sie rechnen mit ihr, weil sie mit ihr rechnen müssen. Sie ist da und spielt ihre geschichtliche Rolle, ob wir Demokraten und Humanisten das wollen oder nicht.

     

    Es fragt sich nur, ob demokratische Frauen und Männer sie widerstandslos erdulden oder ob sie sie kämpfend überwinden wollen.

     

    Für eine unabhängige Demokratische Republik Kurdistan!

     

    Für die Einhaltung und Durchsetzung der Menschenrechte in einer demokratischen und freien Türkei!

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    "Ganz besonders verstörend ist das Schweigen der Bundesregierung, die den Einsatz von deutschen Waffen in diesem Krieg duldet."

     

    Absolut richtig! Die Bundesregierung darf nicht schweigen, wenn mit deutschen Waffen völkerrechtswidrige Kriege geführt werden!

     

    Was ist eigentlich aus der Anfrage der Linken bezüglich der Waffenlieferungen an die Türkei Anfang des Jahres geworden? Gibts da jetzt eine offizielle Antwort?

     

    //http://www.tagesschau.de/inland/yuecel-ruestungsexporte-tuerkei-101.html

    • @74450 (Profil gelöscht):

      Ach so, ja klar, die Deutschen sind wieder Schuld

      • @Klartexter:

        Nachdem sie fleißig weiterhin Waffen liefern und ansonsten schön still die Klappe halten....

  • Egal was in Afrin passiert, es rechtfertigt keine Terroranschläge in Deutschland, egal gegen wen und es dient der Sache der Menschen dort überhaupt nicht.

    Allerdings darf man gerade live dabei zuschauen, wie die nächste Al Quaida, ISIS, was weiß ich Terrororganisation in Form kurdischer Freischärler herangezogen wird. Heute Deutschland, morgen Türkei. Während die Panzer rollen und die stolze türkische Armee von Sieg zu Sieg eilt, bombt sie für ihr Vaterland gerade ein Problem zusammen, dass schon in ein paar Jahren keine Haubitze der Welt mehr einfach so wegschießen kann. Wie groß kann verletzte Eitelkeit eigentlich, oder direkt gesagt, wie doof können Leute eigentlich sein?

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Gewalt ist durch nichts zu legitimieren.

    Vielleicht sollten die Demos aber mal einen anderen weg Wählen und direkt zu den Landesvertretungen oder vors Kanzleramt ziehen.

    In meiner Stadt finden viele Demos statt, samstags, auf völlig unsinnigen Wegen.

    • @98589 (Profil gelöscht):

      Dann hätten die "Befreier" ja nicht Deutschland befreien können.

  • Stimmt genau. Ich finde auch man sollte ruhig bleiben, wenn Freunde im Kampf fallen und die eigene Regierung dies duldet. Man sollte ruhig bleiben, wenn sich durch Demonstrationen nichts ändert. Man sollte vielleicht einfach 5 statt 4 -mal im Monat auf die Straße gehen. Ganz, ganz bestimmt ändert sich dann alles und auch Sigmar Gabriel hätte mit 2 Demonstrationen mehr in der Türkei eher den Willen der Antimilitaristen und nicht den der wirtschaftlichen Gewinner dieses Krieges vertreten. Wichtig ist, dass wir ruhig bleiben und friedlich. Gewalt ist nie die Lösung, auch Krieg sollten wir mit dem Protestieren dagegen beantworten. Vielleicht sollten die kurdischen Milizen nicht mehr kämpfen sondern nur noch demonstrieren; gegen den IS, gegen den türkischen Imperialismus und gegen Assad. Bestimmt ist dann morgen alles viel besser und die Unterdrücker denken über ihr Verhalten nach und schämen sich, ziehen sich zurück und lassen das Unterdrücken sein. Es kann doch alles so einfach sein.

    • @1984:

      Ich sag einfach mal: Danke! Diese ganzen Menschen hier gehen mir so auf den Sack... wenn das Wort nicht so von rechts vereinnahmt worden wäre würde "Gutmenschen" ganz gut passen. Das sind Menschen die sich auch nicht wirklich wehren würden, wenn die Diktatur direkt vor ihrer Haustür entstehen würde... (ups, Konjunktiv gar nicht mal so angebracht).

    • @1984:

      Von ruhig bleiben steht in dem Kommentar nichts. Und wenn Sie erklären könnten, was solche Anschläge den Verteidigern von Afrin helfen würden (wenigstens so ein bisschen!), könnte man nochmal über deren Legitimität nachdenken. Ich sehe das Gegenteil, nämlich dass die Täter nur die türkische Regierungspropaganda "YPG=PKK=Terroristen" bestätigen. Erdogans nützliche Idioten also. Irgendeinen die Gewalt rechtfertigenden Nutzen kann ich da nicht im Ansatz erkennen.

      • @Earendil:

        So baut die kurdische Jugend ihren Frust ab? Fluchen soll ja helfen, reicht aber irgendwann wohl nicht mehr aus... Ansonsten bringt das nichts, richtig.

         

        BTW: Aus deutscher Sicht läuft alles prima! Deutsche Waffen auf beiden Seiten, was will man mehr?!

    • @1984:

      Und wenn Erdogan von den Brandanschlag auf eine Moschee in Deutschland hört wird er bestimmt über sein Handeln nachdenken und die Kurden in Zukunft in Frieden lassen. Auf jeden Fall wird er davor zurückschrecken es als Argument für seine Sache zu nutzen.

      • @mallm:

        "cui bono" auf diese Anschläge angewandt gibt genügend Denkanstöße, kann man Verschwörungstheorien nennen, muß man aber nicht.

        • @Da Hias:

          Deshalb diese schicken kurdischen Bekennervideos?