Kommentar Abbas’ Holocaust-Rede: Antisemitische Provokation
Der Holocaust sei eine Folge vom Wucher der Juden. Mit solchen Provokationen sorgt Abbas für Schlagzeilen. Doch das wird ihm nicht helfen.
M ahmud Abbas verkörpert auf traurige Weise die mit ihrer Sehnsucht nach Eigenstaatlichkeit gescheiterten Palästinenser. Erschöpft und geschlagen kämpft der Präsident um Aufmerksamkeit. Er setzt dabei jedes Mittel ein, und sei es noch so kontraproduktiv oder an den Haaren herbeigezogen. Israel sei ein kolonialistisches Projekt ohne jeden Bezug zu den Juden, schimpfte er. Pogrome und Holocaust seien Folge von Wucher und Sozialverhalten der Juden. Mit so offen antisemitischen Provokationen sorgt Abbas zwar kurzfristig für Schlagzeilen. Er nährt aber gleichzeitig den Verdacht, dass es um den Verstand des 83-Jährigen nicht mehr allzu gut bestellt ist.
Die Quintessenz seiner Rede, nämlich dass er trotz alledem die Koexistenz der zwei Staaten Palästina und Israel befürwortet, hat in der Aufregung kaum noch jemand mitbekommen. Und es spielt auch kaum noch eine Rolle, denn wie kann Abbas’ lange Vorrede anders interpretiert werden als ein Versuch, seinem israelischen Gegenpart die letzte Lust an Friedensgesprächen zu nehmen? Besser hätte der Palästinenserchef die israelische Führung nicht bedienen können bei ihrer Argumentation, sie hätte keinen Partner für Verhandlungen.
Oder legte es Abbas nur darauf an, beim eigenen Volk zu punkten? Nötig hätte er es. Fast 70 Prozent der Palästinenser sind ihren Präsidenten leid, wie aktuelle Umfragen belegen. Was Abbas von den Juden hält, interessiert jedoch die meisten wenig. Schließlich ist es nicht so, als hätte man keine anderen Sorgen. Der stockende Friedensprozess und Israels Siedlungsbau im besetzten Land gehören zu den brennenden Themen. Die Sicherheitskooperation mit Israels Armee ist umstritten und nicht zuletzt der Gazastreifen, zu dem dem Präsidenten aktuell nichts Besseres einfällt, als der Hamas und den von ihr regierten Menschen den Geldhahn abzudrehen.
Abbas hat keine Antworten. Höchste Zeit für den alternden Politiker, seinen Abschied zu nehmen.
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