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Kommentar 10 Jahre GenuaInitialzündung, verpufft

Martin Kaul
Kommentar von Martin Kaul

Der Protest von Genua im Jahr 2001 stand für das Gelingen einer ökonomischen Alphabetisierung sozialer Bewegungen. Sie ist inzwischen verloren gegangen.

I st Genua 2001 die Geburtsstunde einer neuen Protestgeneration?" Das war die Frage, die sich die taz am 27. Juli 2001 stellte. Die Antwort darauf war damals: Das müsse sich noch zeigen. Zehn Jahre später ist es Zeit, die Frage zu beantworten. Genua war eine Intitialzündung. Und sie verpuffte zu schnell.

Was 2001 in Genua geschah, war eine Zäsur für die europäischen Globalisierungsgegner. Bis zu 300.000 Menschen kamen damals zusammen und bezeugten, dass es im Kampf um globale Gerechtigkeit kaum trennende Grenzen geben dürfe. Das Ereignis stand für das Gelingen einer ökonomischen Alphabetisierung sozialer Bewegungen, die inzwischen verloren gegangen ist.

Dazu kam: Die massive Polizeigewalt machte den Gipfel zu einem Symbol des Bösen, gegen das sich anschließend leicht zu wenden war. Erst durch die Staatsgewalt bekam das abstrakte Weltwirtschaftssystem ein sehr konkretes Gesicht. Die Folge: Die Gipfel zogen aufs Land, die veranstaltenden Staaten lernten, sich liberal zu geben. Das Feindbild verwischte.

taz

MARTIN KAUL ist Bewegungsredakteur der taz.

Heute, in Zeiten einer mächtigen Krise des europäischen ökonomischen Systems, finden sich die Neoliberalismuskritiker innerhalb ihrer Nationalstaaten wieder. Was die Demokratiebewegung in Spanien mit den Sozialprotesten in Griechenland, aber auch den Anti-Atom-Protesten in Deutschland zu tun hat, kann heute kaum noch jemand erklären.

Vor einigen Jahren noch gehörte die Beantwortung solcher Fragen zu den Anfängerlektionen des Globalisierungsprotests. Ein Grund für diese Entwicklung ist, dass soziale Initiativen die Rolle der G-8-Gipfel weniger ernst nehmen, weil sie ihre lokalen Bemühungen vor die globalen stellen. Doch die Gipfel der Macht müssen wieder in den Fokus rücken - auch weil die Gegenproteste für ihre Gegner stets Foren des demokratischen Dialogs waren.

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Martin Kaul
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2 Kommentare

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  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Es ist leider mehr oder minder PRIVAT angeeigentes Gegenwissen, das da bem Versuch Gegenmacht gleichzeitig erworben und angewendet wird.

     

    Dr Anwendung wird auch zunehmend die Angriffsflächeh verschmiert, entzogen, oder in Gummi verwandelt.

    Tatsächlich,sdas Wissen alleine nutzt viel weniger als sein Wahrheiztsgehalt. Nur falls so mancher sich hochbdserechtigt fragt, warum denn die ALTEN LINKEN mit Wissen nicht so recht durchgedrungen sind.

     

    Vielleicht etwas mehr Vertrauen in die ALTEN LINKEN,

    die schon so manche Falle in mancher Variante der Unterdrückunskunst zu umgehen oder damit umzugehen verstehen.

     

    Schon der erste Machtwurf, dass das Gegenwissen das wichtigere ist und leider kaum oder wenig im etablierten Lehrbetrieb zu haben ist.

     

    Im Gegenteil: Die Wahrheit wird mit Ärger "bestraft". Zusätzlich zu den komaprativen Nachteilen im immer verschärfteren Kampf um die Gunst der Angegriffenen Mächtigen Pfründerverteiler bei der späteren Berufsfindung.

     

    Den "tödlichen" Anfängerfehler, Freund und Feind zu verwechseln, wie er insbsonderebei Ökologieanhängern häufig zu finden ist, kann man duch Konsultatioen bei den ALTEN LINKEN verhindern.

     

     

    Der ebengfalls tödliche Fehleer, die ungheure Perfidität und vielfach gestaffelte Handlungsamcht des Gegners zu unterschätzen, Institutioen mit mehreren Millionen Professionellen, ist noch wichtiger zu vermeiden.

     

    Die illustren Namen der zweifesfreien Linken sind durchaus noch relevant als Gegenwissenquelle.

  • S
    Spin

    Lieber Martin Kaul,

    stimmt es? Gehörte es tatsächlich mal zu den "Anfängerlektionen" zu erklären,

    "was die Demokratiebewegung in Spanien ... auch (mit) den Anti-Atom-Protesten in Deutschland zu tun hat?"

    Ich bin sicher, dass auch 2001-05 99% der Aktivist_innen nicht über allgemeine Erklärungen wie 'soziale oder politische Unzufriedenheit' hinausgekommen wären.

    So sympatisch ich ihre These vom verlorengegangenen Wissen finde (weil dann hätte man ja einen praktischen Ansatz) - ich teile sie mitnichten. Soziale Bewegungen sterben nicht an Verdummung, sondern an nachlassender Dynamik. Diese kommt meist durch die Frustration zustande, doch nichts ändern zu können; gelegentliche Repression entmutigt zusätzlich.

    Die Bewegungen der Zeiten der "Initialzündung", die Sie hier verklären, hätten zur Finanzkrise wenig besseres zu sagen gewusst. Vor allem aber: Sie wären 2001 genauso wirkungslos und isoliert geblieben wie 2009 und 2011.

    Es geht zwar auch um ökonomische und politische Alphabetisierung, vor allem aber darum, breiteren Massen den Glauben daran zurück zu geben, dass Aufbrüche sich lohnen, dass es besseres gibt als die Regime flexibler Arbeit und bewusstlosen Konsums.

    Denoch, danke für das willkommene Diskussionsangebot.

    Herzlich, Ihr

    Spin