Kolumne Wir retten die Welt: Trump will den Planeten toasten
Der kommende US-Präsident hat es nicht so mit der Klimapolitik. Das könnte einen im November ganz schön runterziehen. Wird es aber nicht.
D er graue Mittwochmorgen ist kalt. Trotzdem zieht unser Ältester seine Turnschuhe an und nicht wie sonst die Cowboyboots mit der US-Flagge drauf. Und er hat auch seinen Schal in Blauweißrot nicht um, den er vor einem Jahr stolz von seinem Highschool-Jahr in Texas mitgebracht hat. „Das geht heute nicht“, sagt er und stapft aus der Tür. Auch seine Schwester hat vor dem Kleiderschrank politisch entschieden: Ihre geliebtes T-Shirt und der College-Hoody mit dem Aufdruck „Texas A&M“ werden am Tag des Trump-Triumphs nicht getragen.
Sie sehen: Die Lage ist ernst.
Als ich an diesem 11/9 fassungslos um 5 Uhr morgens wach liege, schwappt eine Welle aus Unglauben, Angst und Hoffnungslosigkeit über mich. Donald Trump, der Horrorclown der Politik, wird tatsächlich 45. Präsident der Gespaltenen Staaten von Amerika. Rassismus, Sexismus, Homophobie und die Verherrlichung von Gewalt werden salonfähig. Trumps Mischung aus Arroganz und Ignoranz ist echt krass.
Unsere Zukunft erscheint als schwarzes Loch: für den Frieden, für alle, die zum Glück anders denken und aussehen als „The Donald“. Und für den Klimaschutz: Das 2-Grad-Ziel, gerade beschlossen, hat ohne die USA keine Chance, aber Trump will aussteigen. Die Rettung der Welt rückt in weite Ferne. Auch diese kleine Kolumne bangt um ihre nackte Existenz.
Viele ÜberzeugungstäterInnen haben weitergemacht
Aber ich bin allergisch gegen diese Novemberdepression. Mit gutem Grund heißt ein Leitspruch der Ökoszene: „Aufgeben ist keine Option!“ Die Rettung der Ozonschicht, Klimaschutz nach Kopenhagen und auch die Energiewende hat es nur gegeben, weil viele ÜberzeugungstäterInnen einfach stur immer weitergemacht haben. Hier Antworten auf die Frage: Was tun?
Was tun. Stehen Sie auf, quälen Sie sich zur Arbeit und die Kinder zur Schule. Backen Sie Plätzchen zu Sankt Martin, bringen Sie Flüchtlingen Deutsch bei, abonnieren Sie die taz. Bleiben Sie aktiv. Es heißt nicht umsonst UmweltBEWEGUNG.
Denken Sie an die 59.923.027 US-BürgerInnen, die für Clinton gestimmt haben – 200.000 mehr als für Trump. Das ist die wirkliche „silent majority“: 60 Millionen Menschen, die noch bei Trost sind und eben diesen brauchen.
Für Mutige: Fragen Sie einen Republikaner, ob konservativ nicht bedeutet, diesen Planeten zu konservieren.
Für Halbmutige: Unterstützen Sie Bob Inglis und seine Organisation „republicEN“. Der Mann war republikanischer Abgeordneter im US-Kongress und flog raus, weil er den Klimawandel für real hält. Ein grüner Konservativer, praktisch der Winfried Kretschmann von South Carolina. Nur leider nicht im Amt.
Für Feige: Spenden Sie an US-Umweltverbände, die schon mal die tropenholzfreien Barrikaden errichten oder teure Anwälte anheuern, um die Umweltbehörde EPA zu retten. Zum Beispiel die Union of Concerned Scientists, die seit Jahrzehnten gegen die Lügen der „Klimaskeptiker“ und der Öllobby kämpft.
Seien Sie dankbar für seriöse Politiker, auch wenn Sie ihnen sonst widersprechen: Steinmeier. Röttgen. Wagenknecht. Merkel. Noch mal Merkel. Und auch für Seehofer und Gabriel.
Machen Sie Druck auf diese PolitikerInnen. Zum Beispiel für einen vernünftigen „Klimaschutzplan 2050“ und einen schnellen Kohleausstieg.
Haben Sie Angst davor, nichts zu tun! Für Klimaschutz, Armutsbekämpfung und den Übergang zur grünen Wirtschaft sind die nächsten Jahre entscheidend. Wenn Trump alles ausbremst, hilft nur noch beten.
Beten Sie! Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass Gott immer auf der Seite der Arschgeigen steht.
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