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Kolumne So nicht@realGenosseSchulz

Schuften und immer an die Wähler, äh, Menschen denken. Martin Schulz verspricht denen, die arbeiten, ein Feindbild, das nicht SPD heißt.

Martin Schulz schuftet. Ein Schuft, wer hier an einen Populisten denkt Foto: reuters

M artin Schulz will Bundeskanzler anstelle der Bundeskanzlerin werden. (Handlanger Tunichgud: Genosse Schulz, man beobachtet dich jetzt). Der Herausforderer Schulz spricht fehlerfrei, ohne „ähs“ und ohne Genuschel (Genosse Schulz, dein Deutsch muss so gut sein wie das Englisch der Petry). Der Herausforderer ist schnippisch und witzisch. (Genosse Schulz, was der Petrypretzell-Clan kann, kannst du auch).

Der Herausforderer sagt, dass er was für die Menschen tun will, die „hart schuften“, die „schuften und schuften“ (Genosse Schulz, immer schuften sagen, nie arbeiten. Schuften sagen! Wer schuftet, wird nicht mehr ignoriert werden, sagen. Wer schuften sagt, dem glaubt man, dass er Volkes Stimme ist).

Wenn es politisch wird, zeigt der Herausforderer seine persönliche Seite und erzählt von seinem Nachbarn in Würselen. (Genosse Schulz, sag, dass du im Herzen immer Würselener geblieben bist. Sag Postbote und Bäcker. Nie IT-Angestellter oder Programmierer).

Das große Schulz-Schlucken

Auf Anne Wills Frage, ob der Herausforderer keine Angst habe zu scheitern wie frühere Herausforderer, schluckt Schulz. Laut schluckt Schulz. (Genosse Schulz, wenn es ums Scheitern geht, schlucken. Laut schlucken. Ein Schulz-Schlucken). So laut hat der Schulz geschluckt, dass jeder Mensch (Genosse Schulz, immer Menschen sagen, nie Wähler und Wählerinnen sagen. Mensch sagen! Das wirkt menschlicher) es mitgekriegt hat. Weil das so menschlich wirkte.

Und weil die, die schuften und schuften, ein klares Feindbild brauchen, hat der Herausforderer ihnen eines gegeben: die Steuerflüchtigen und die Top-Manager. (Genosse Schulz, nie sagen, dass die SPD auch an der Regierung ist. Nie sagen, dass Hartz IV schuld ist. Immer Manager sagen. Und Boni. Und Steueroasen. Nie Hartz IV sagen. Merk dir das!).

Wenn der Herausforderer von sexuellen Gewalttätern spricht, sagt er Leute. (Genosse Schulz, wenn kriminelle Ausländer im Verdacht sind, nie Menschen sagen. Leute sagen. Merk dir das!).

Der Herausforderer nimmt die Sache mit den Frauen ernst. Wer „unsere Frauen“ angreift, kriege es mit dem Staat zu tun, hat der Herausforderer gesagt. (Genosse Schulz, nie deutsche Frauen sagen. Immer unsere Frauen sagen. Es sind unsere Frauen und nicht die Frauen der anderen). Den Trump findet der Herausforderer unverschämt, und die AfD hält er für eine Schande. (Genosse Schulz, sehr gut).

Lass Rucken, Schulz!

Wenn der Herausforderer programmatisch spricht, spricht er vom Ruck. Vom Ruck in der SPD und vom Ruck in Deutschland (Genosse Schulz, lass rucken! Merk dir das!).

„Deutschland braucht eine Erneuerung“, meint der Herausforderer. (Genosse Schulz, auch sehr gut. Das haben zwar der Hitler und der rechte Chilene auch schon gesagt. Aber damit sind die auch durchgekommen. Make Würselen great again).

Wenn der Herausforderer twittert, liest sich das so: „Ab morgen heizen wir den Schwarzen ein.“ (Genosse Schulz, das wird ja immer besser. Also das hätten wir wirklich nicht von dir erwartet. Da ist Würselen drin. Wir sollten deinen Twitter-Account sofort umbenennen: „Martin Schulz @realGenosseSchulz“).

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Doris Akrap
Redakteurin
Ressortleiterin | taz zwei + medien Seit 2008 Redakteurin, Autorin und Kolumnistin der taz. Publizistin, Jurorin, Moderatorin, Boardmitglied im Pen Berlin.
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4 Kommentare

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  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Bei "unsere Frauen" war's bei mir vorbei. Da ersetzt ein Widerling den anderen.

     

    Gute Analyse. Zwei Punkte habe ich zu ergänzen.

     

    Schulz spricht von denen "die sich nicht an die Regeln halten". Das sind beinhaltet neben korrupten Managern auch die, die nicht "schuften", also Arbeitslose. Als Ziel eines Sozialneides von oben ist die unterste Schicht der Gesellschaft für die "SPD" zumindest noch nützlich um die Wähler der "Mitte" von der CDU zurückzugewinnen.

    Deswegen ist Hartz-IV auch ein Tabu-Wort.

    Schmidt sagt, dass die Wähler der Mitte, die "schuften" und den Reichtum generieren auch davon profitieren sollen. Das sind nicht die Arbeitslosen, die jetzt schon bei der Tafel anstehen.

    Das sind auch nicht die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern noch viel härter schuften und noch viel weniger dafür bekommen, weil der von ihnen erzeugte Reichtum durch die neoliberale Freihandelspolitik (der "SPD", der "transatlantischen Wertegemeinschaft") in den Norden umverteilt wird.

     

    In dem Zusammenhang steht der zweite Punkt, dass sich Schmidt ein ums andere Mal darum herumdrückt, irgendwelche Aussagen zu möglichen Koalitionspartnern zu machen, sondern immer auf die anderen zu verweisen, die sich nach der "SPD" zu richten hätten.

    Dazu kommt die mantrartige Repetition, die "SPD" müsse "stärkste Partei" sein um etwas zu verändern.

    Das ist komplette Realitätsverleugnung. Die SPD hat seit der letzten Wahl schon eine parlamentarische Mehrheit für "Rot-Rot-Grün". Es besteht aber nicht der WIlle, etwas zu verändern, denn dazu müsste man die neoliberale Freihandelsideologie abschaffen.

     

    So sieht der Populismus der "Mitte" aus und Schmidt ist dessen Demagoge.

  • Reicht das fürs erste mit der billigen Polemik?

     

    Über _Probleme und Reformbedarf_ muss gesprochen werden. Und zwar mit ihm. Und Hartz IV ist definitiv ein Problem.

     

    Gibt es Überlegungen, nicht nur den Reichsten mehr Geld abzuverlangen (was übrigens mächtige Gegner auf den Plan riefe, wenn es ernst gemeint sein könnte),

     

    sondern auch ARMUT UND ELEND wirksam zu beenden? Z. B. ein menschenwürdiges Existenzminimum, bedingungslose, also sanktionslose Auszahlung, sozialer Wohnungsbau, gewisse Rattenlöcher abreißen, irgendetwas dieser Art?

    • @What would The Doctor do?:

      Ne, reicht noch nicht. Nicht "fürs erste" und erst recht nicht fürs Zweite oder Dritte. Ein SPD-Chef ist schließlich nicht sakrosankt. Auch nicht vor einer (angeblichen) Entscheidungsschlacht.

       

      Falls abern doch, würde ich mit einem Solchen-Welchen niemals über "_Probleme und Reformbedarf_" sprechen wollen. Wär' nämlich rausgeschmissene Zeit. Und zu viel freie Zeit hab ich schon lang nicht mehr gehabt.

       

      Ich hab statt dessen noch einen, der mich gerade piekst: Genosse Schulz sagt, seine Mutter sei Hausfrau gewesen und sein Vater Polizist. Ich glaube, dass ihn da jemand beraten hat. (Genosse Schulz, musst immer sagen, dass du "einer von uns" bist, weil deine Mutter Hausfrau war und Vater ein Befehlsempfänger in einer schicken Uniform. Es wirkt so überaus beruhigend, wenn man so ist wie eine Mehrheit derer - sein will -, die rechnerisch die meisten Stimmen bringen müssten.)

       

      Ja, merk dir das, Genosse Schulz. Und nun: Ruckzuck! Du musst schließlich "die Schwarzen schlagen". (Sag nie, Genosse Schulz, das N-Wort. Merk dir das genau: Immer nur "Schwarze" sagen, wenn Du jemand "schlagen" willst. Die Leute denken sich ihr Teil ganz gerne selbst, wenn man sie sachte anstubst, merk dir das.) Und nun, mein Guter: Auf sie mit Gebrüll! Make SPD really great again – und uns gleich mit, verdammt nochmal!

      • @mowgli:

        Ich will aber, dass über Inhalte diskutiert wird, nicht über irgendwelche Eigenheiten. Stell du dich mal da hin! Sicher, muss er sich das gefallen lassen. Aber bringt das irgendjemanden weiter?

         

        Ich will, dass das SGB II als reformbedürftiges Problem anerkannt wird (das uns, nach mittlerweile 12 Jahren, erstmals Rechtspopulisten in Bundestag mit bescheren wird, weil sich einfach nichts bewegt),

        und dass Rot-Rot-Grün als _Option_ benannt wird. Alles andere halte auch ich für nicht glaubwürdig. Und dann wird er scheitern. (Es sei denn, es ginge ihm nur um eine Fortführung von Schwarz-Rot mit etwas stärkerer SPD.)

         

        Ein linkes Bündnis wäre als einziges wirklich progressiv, und da muss man eben aufeinander zugehen, und sich nicht polemisch und inhaltsleer an Personen abarbeiten. Das gilt für beide Seiten.

         

        Eine solche Möglichkeit im Raum würde auch Linke und Grüne stärken, aber die Rechten entscheidend schwächen, da es eine Menge potenzielle, aber unentschlossene SPD-Wähler aus der sog. Mitte aktivieren würde. Leuchtet das nicht ein?

         

        Ich komme auf nur drei realistische Konstellationen:

         

        Rot-Rot-Grün (-5%, Kanzler: Schulz),

        Schwarz-Grün (-0%, Kanzlerin: Merkel) und

        Schwarz-Rot (+13%, Kanzlerin: Merkel)