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Kolumne Schwul & SchwulerUnd, wie waren wir? Grandios!

2015 war das Jahr der Penisse, im Tatort ist jetzt jemand schwul, Charlie Sheen ist positiv und Schwul & Schwuler machen Schluss.

Für Schwul & Schwuler ist jedes Jahr ein Penis-Jahr. Foto: photocase/gschpænli

S chwul: Oh mein Gott. Hast du am Sonntag „Tatort” gesehen?

Schwuler: Nein, warum?

Schwul: Der Berliner Ermittler Robert Karow schleppte einen Mann ab und es kam zum Sex.

Schwuler: Und, jetzt alle so yeah!

Schwul: Logisch, das ist doch super. Endlich ein schwuler Kommissar.

Schwuler: Langweilt mich – sehr sogar. Aber die wichtigste Frage: Wer war top und wer bottom?

Schwul: Keine Ahnung. Ich hab es auch nicht gesehen.

Schwuler: Wie geil sind wir denn?

Schwul: Voll. Wir sind richtig schlechte Schwule und werden sicher aus der Lobby geschmissen. Ich seh es schon kommen.

Schwuler: Apropos Outing. Charlie Sheen hat im US-Fernsehen erzählt, dass er HIV-positiv sei.

Schwul: Und fallen alle schon über ihn her?

Schwuler: Na klar, es geht schon los mit den Gerüchten und Stellungnahmen der Frauen, mit denen er Sex hatte. Er sei wohl erpresst worden, deshalb habe er sich jetzt entschlossen, seine Diagnose öffentlich zu machen.

Schwul: Und alle: Na ja, er war ja auch schon kaputt mit seinen Alkohol-, Drogen- und Sexexzessen.

Schwuler: Immer schön stigmatisieren mit Schlammschlacht und Assoziationsketten. Und in den Gossenblättern steht auch schon, dass er Sex mit Männern gehabt hätte. Macht Sinn, wie sollt er denn sonst HIV bekommen haben?

Schwul: Und ich hatte mich schon gefreut, dass es jetzt ein HIV-Hetero-Aushängeschild gibt.

Schwuler: Tja.

Schwul: Der kleine Akif will jetzt seinen Beruf aufgeben.

Schwuler: Ist mir auch egal.

Schwul: Der kann doch nicht ständig indifferent sein. Der macht jetzt so einen auf Opfer in einem Interview mit der Jungen Freiheit.

Schwuler: Können wir bitte über Penisse reden.

Schwul: Boah, bist du empfindlich.

Schwuler: 2015 war das Jahr der Penisse, hab ich gelesen . . .

Schwul: . . . ist nicht jedes Jahr Penis-Jahr?

Schwuler: Schon, aber jetzt gab es so viele Promi-Penisse zu sehen wie nie zuvor. Justin Bieber, Lenny Kravitz, Max Riemelt, Quinn Gutiérrez, Daniel Koellerer, Marc Jacobs . . .…

Schwul: . . . und selbst auf den Laufstegen hingen Penisse raus.

Schwuler: Nur bei einer Show.

Schwul: Mich interessiert nur der Penis vom Rapper The Game.

Schwuler: Machst du jetzt einen auf Size-Queen oder was?

Schwul: Halt die Fresse.

Schwuler: Obama war nur noch nicht nackt.

Schwul: Aber dafür war er auf dem Cover von Advocate. Er sei eine Ikone, hieß es dort.

Schwuler: Und was ist mit uns? Warum haben wir noch keinen Buchvertrag? Kein Cover?

Schwul: Zu spät. Du gehst ja und verlässt die Homolobby.

Schwuler: Aber du könntest ja auch weitermachen. Schwul ohne Schwuler oder so.

Schwul: Da hab ich Angst, schizophren zu werden . . .

Schwuler: . . . bist du jetzt schon.

Schwul: Schnauze! Das ist also unsere letzte Kolumne?

Schwuler: Sieht so aus.

Schwul: Und, wie waren wir?

Schwuler: Grandios!

Schwul: Yeah.

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Enrico Ippolito
Redakteur bei taz2/medien
Jahrgang 1982, ist seit 2011 bei der taz. Seit November 2012 wirkt er als Redakteur bei tazzwei/medien. Zuvor hat er ein Volontariat bei der taz absolviert.
Paul Wrusch
Redakteur wochentaz
Jahrgang 1984, hat Journalistik und Soziologie in Leipzig studiert. Seit 2009 ist er bei der taz. Nach seinem Volontariat war er Redakteur in der sonntaz, bei taz.de, bei taz2/Medien und im Inlandsressort. Bis 2024 Ressortleiter wochentaz, jetzt Politikredakteur.
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1 Kommentar

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  • Sorry, hab jetzt grade zufällig das erste Mal diese Kolumne gelesen und muss gleich sagen, dass es um das Geschreibsel nicht schade zu sein scheint.

    Strotzt ja nur so von billigen Klischees. Als ob Schwule außer Sex, Penis und promis nichts im Kopf hätten. Und natürlich darf auch der Bezug auf HIV nicht fehlen.

    Als Homosexueller fühle ich mich davon nicht repräsentiert.