Kolumne Pressschlag: Hope für Amerika!
Hope Solo ist die beste Torfrau des Weltfußballs. Das wurde sie trotz vieler Skandale. Nun will sie Präsidentin von U.S. Soccer werden.
H ope für den Fußball. Sie ist Solo, aber nicht allein. Die beste Torfrau des Weltfußballs muss mehr als nur schlechte Wortspiele ertragen, wenn sie jetzt für die nächsten zwei Monate in den Wahlkampf um das Präsidentenamt der U.S. Soccer Federation einsteigt.
Ihr Programm ist bemerkenswert konkret und sympathisch: Sie ist gegen die bisherige Verbandspraxis, nur auf Marketingerfolge zu setzen, also, in ihren Worten, „immer zuerst den Weg des Kapitalismus zu beschreiten“.
Sie steht stattdessen für eine Stärkung des Jugendfußballs, und zwar nicht nur in der Mittelklasse. „Einige der besten Klubs im Land verlangen von jedem Jugendspieler zwischen 3.000 bis zu 5.000 Dollar pro Saison“, berichtet sie. Das soll genauso abgeschafft werden wie die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern in den Nationalteams. Solo will den Fußball gerechter, demokratischer und transparenter machen.
Erst jüngst meldete sie sich im Rahmen der „#MeToo“-Kampagne zu Wort und berichtete, dass der ehemalige Fifa-Präsident Sepp Blatter sie am Po begrapscht hätte – unmittelbar bevor sie die Laudatio auf ihre Teamkollegin Abby Wambach als Fußballerin des Jahres halten sollte. Solo hatte damals Blatter keine gescheuert, und heute kann man sagen, dass das an ihren Chancen fürs Präsidentinnenamt nichts geändert hätte.
Ein schlechtes Image
Hope Solo hat nämlich bei den älteren Herren, die sich für den Weltfußball halten, ein schlechtes Image. 2007 war sie vom Verband suspendiert worden, weil sie sich öffentlich beschwerte, nicht nominiert worden zu sein – die USA hatten ohne Solo das WM-Halbfinale 0:4 gegen Brasilien verloren.
2014 hatte sie Ärger mit der Polizei, weil sie ihre Halbschwester und einen Neffen angegriffen und verletzt haben soll; bei der Festnahme soll sie sich widersetzt haben. Ein Urteil gegen sie ist aber nie ergangen.
Zuletzt flog sie aus dem Kader der Nationalelf, weil sie nach der Niederlage der USA gegen Schweden die Skandinavierinnen als „Haufen von Feiglingen“, der sich nur hinten reinstelle, beschimpft hatte.
Acht Kandidaten um das Präsidentenamt von U.S. Soccer gibt es. Neben Solo sind mit Paul Caligiuri, Eric Wynalda und Kyle Martino noch drei weitere Exprofis am Start. Und mit der Marketingexpertin Kathy Carter ist noch eine weitere Frau im Rennen. Wer hiesige Sportfachverbände kennt, darf über die entwickelte Demokratie im US-Fußball staunen. Gleichwohl steht Solo vor dem Problem, dass die Leute, die sie immer gesperrt haben, sie nun wählen sollen. Es wird wohl leider nicht passieren. Still no Hope for America!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei