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Erik Peter
Erik Peter
Kolumne
von Erik Peter und Erik Peter

Die Nationalmannschaft reist in die USA. Bundestrainer Joachim Löw muss wegen des Champions-League-Finales auf sein Stammpersonal verzichten.

Wen soll er nur berufen? Weil der deutsche Fußball so gut ist, hat Joachim Löw Probleme Bild: dpa

I ch habe keine B-Mannschaft“, stellte Jupp Heynckes am vorvergangen Wochenende klar, nachdem sein Team ohne A-Spieler wie Lahm, Dante, Javi Martinez, Schweinsteiger oder Robben mit 6:1 in Hannover gewonnen hatte. Was im Klartext bedeutete: Auch mit seinen Ergänzungsspielern, die nicht als solche bezeichnet werden, also Rafinha, Tymoshchuk oder Luiz Gustavo, sind die Bayern stark genug, um jeden Gegner zu demontieren.

Jürgen Klopp in Dortmund hielt es ähnlich und schickte vor Wochenfrist in Düsseldorf zehn Akteure aufs Feld, die beim grandiosen Heimspielerfolg gegen Real Madrid ein paar Tage zuvor, noch zum Zuschauen verdammt waren. Diese Dortmunder B-Schützen sind zwar weniger geeignet als ihre bayerischen Pendants, ihre Gegner vom Platz zu fegen, aber was stört es Klopp – der zweite Tabellenplatz ist seiner Mannschaft eh nicht mehr zu nehmen.

Hat man nichts zu verlieren oder kaum Qualitätsverlust zu befürchten, rotiert es sich ganz einfach. Werden Trainer aber zum Personalkarussel genötigt, sieht die Sache schon anders aus. Joachim Löw dürfte, bei aller Freude über die Stärke des deutschen Fußballs, auch etwas anderes im Sinn gehabt haben, als er im Estadio Bernabeu von Madrid den Einzug der Dortmunder ins Londoner Endspiel miterlebte. Vom 22. Mai bis zum 2. Juni bestreitet er mit der Nationalmannschaft eine Reise in die USA.

Erik Peter

ist Mitarbeiter des Leibesübungen-Ressorts der taz.

Bei zwei Spielen gegen den Gastgeber und Ecuador muss er nun auf alle Dortmunder und Münchener verzichten. Weil der BVB zuletzt sechs Nationalspieler stellte, der FCB gar acht, bricht für Löw das Gerüst seiner Mannschaft weg. Und auch auf Mesut Özil und Sami Khedira, die mit Real Madrid noch ein Ligaspiel zu bestreiten haben und Miroslav Klose, der mit Lazio zum Pokalfinale antreten darf, muss Löw verzichten. 17 Spieler also, eine komplette A- und eine halbe B-Elf, gilt es zu ersetzen.

U21 braucht auch Spieler

Endlich eine Chance für die Jungen könnte man denken, doch die begabtesten Talente wie Sebastian Jung und Sebastian Rohde (beide Frankfurt, Lewis Holtby (Tottenham) oder Patrick Herrmann (Mönchengladbach) werden Löw von U21-Trainer Rainer Adrion abspenstig gemacht, der sein Team auf die ab 5. Juni in Israel stattfinde Europameisterschaft vorbereiten will.

Was Löw bleiben wird, ist eine Auswahl an patenten Bundesligaprofis, die im Kontext der Nationalmannschaft jedoch bestenfalls als C-Garde bezeichnet werden können. Auf ihre erst- und vielleicht auch letztmalige Nominierung hoffen z.B. Stefan Reinartz (Leverkusen), Nicolai Müller (Mainz), Andre Hoffmann (Hannover) oder Egar Prib (Fürth).

Der Qualitätsverlust ist vorprogrammiert, eine milde Betrachtung möglicher Schlappen dagegen nicht. Der deutschen Öffentlichkeit gilt jedes Spiel der DFB-Truppe als Prestigeduell. Niederlagen sind im Selbstverständnis teutonischer Fußballdominanz nicht vorgesehen, spiele wer wolle. Noch immer unvergessen sind die Auftritte beim Confed-Cup 1999 in Mexiko, bei denen Erich Ribbeck auf zahlreiche Stammspieler verzichten musste und es deftige Niederlagen gegen Brasilien und die USA setzte. Spieler wie wie Ronald Maul oder Heiko Gerber hatten damals ihre einzigen Auftritte im Bundestrikot.

Auch Löw hat schon schlechte Erfahrungen mit der DFB-Terminplanung gemacht. Im Sommer 2009 musste er mit einem B-Kader (Cacau, Huth, Genther) auf Asientour gehen und sich nach einem müden 1:1 gegen China der Kritik stellen. Die Kollegen Klopp und Heynckes haben dagegen nichts zu befürchten, selbst wenn sie am Sonnabend im Duell gegeneinander nur ihre C-Schützen ins Rennen schicken.

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Erik Peter
Politik | Berlin
Redakteur für parlamentarische und außerparlamentarische Politik in Berlin, für Krawall und Remmidemmi. Schreibt über soziale Bewegungen, Innenpolitik, Stadtentwicklung und alles, was sonst polarisiert. War zu hören im Podcast "Lokalrunde".
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2 Kommentare

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  • SG
    Schmidt Georg

    liegt wohl auch an den Spielern, aber 1972 stellten die Spieler sich quasi selber auf, die Trainer waren mehr oder weniger Balljungen, erinnern wir uns nur an Derwall und dem SChluckseetrainigslager und an sein Versagen wegen Schuster, der Rippeck musste erst unter Drohungen vom Golfplatz auf Mallorca weggeholt werden, den KLinsmann hat man geopfert und dafür eine knochentrockenen Schwaben, ja ich weis, ein Sensibelchen als BT installiert, jetzt denke viel , yau die Bayer , jau der BVB, die nächste WM ist uns, aber einfach die ausländischen Spieler wegnehmen !

  • I
    Ingo

    Eigentlich passend: Löw ist ja auch nur ein C-Trainer - gut in der Theorie, aber verzagt und nicht flexibel genug, wenn es gegen starke Gegner geht. Hier wird eine große Generation von begabten Fussballern ihrer Chance auf einen Titel beraubt, weil der DFB viel zu lange an einem Trainer festhält, der zwar schön redet, aber im entscheidenden Moment still ist und auf seinen Fingernägeln kaut. Lieber nach einem Titelgewinn die nächsten 2-3 Male in der Vorrunde rausfliegen als konstant 2. oder 3. werden. Aber der DFB wird ja wieder VOR dem Turnier den Vertrag verlängern anstatt eine Verlängerung erfolgsabhängig zu gestalten. Löw ist zu eitel und zu wenig selbstkritisch, um bis 2014 genug zu lernen, die Fehler der letzten 5 bzw. 7 Jahre nicht zu wiederholen.