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Kolumne Pflanzen essenJack the Ripper der Gurken

Kolumne
von Ariane Sommer

Pflanzen sind Lebewesen, aber können sie auch Schmerzen empfinden? Selbst wenn, ist Veganismus immer noch die bessere Ernährungsweise.

Dass mein Basilikum nicht „Aua!“ schreit, liegt keineswegs nur daran, dass er nicht sprechen kann Bild: dpa

Dein armer Salat würde bestimmt schreien, wenn er könnte“, witzelte mein Bruder Fabian, als wir gemeinsam essen waren, während ihm der Steaksaft vom Kinn tropfte. Lustig, dass viele Omnivoren genau dann ganz großes Mitleid mit Pflanzen bekommen, wenn sie sich in der Gesellschaft eines Veganers der eigenen Essgewohnheiten bewusst werden und sich dadurch angegriffen fühlen. Diese Art der Argumentation ist in der Philosophie als „tu quoque“ („auch du“) bekannt: Man versucht, eine These mit dem Verhalten des Gegners zu widerlegen.

Dass mein Basilikum nicht „Aua!“ schreit, wenn ich ihm ein Blatt abzwicke, liegt keineswegs nur daran, dass er nicht im herkömmlichen Sinne sprechen kann. Pflanzen reagieren zwar auf Stimuli, aber sie verfügen nicht – wie Tiere – über ein Zentralnervensystem, das ihre Schmerzen ans Gehirn weiterleitet und sie zur Flucht motiviert.

Aber selbst wenn Pflanzen Schmerz empfinden würden und ich somit der Jack the Ripper der Gurken wäre – welche Art der Ernährung wäre die beste, um Leid zu minimieren? Da besagtes Zentralnervensystem sowie der Überlebensinstinkt uns in der Regel davon abhalten, dass wir uns, Tieren und Pflanzen zuliebe, zu Tode hungern, wäre es immer noch die bessere Lösung, eine pflanzliche Ernährung zu wählen.

Ariane Sommer

schreibt für die taz alle zwei Wochen über veganes Leben.

Denn um Tierprodukte zu produzieren, muss ein Vielfaches an Pflanzenprodukten verfüttert werden: bis zu zwölf Kilo Sojaschrot, um ein Kilo Rindfleisch herzustellen. Dieser Rechnung nach haben Fleischesser wesentlich mehr Pflanzen auf dem Gewissen als jemand, der sich vegan ernährt. Und da, liebes Bruderherz, hast du den Salat, Tomaten auf den Augen inklusive.

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29 Kommentare

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  • Irgendwann wird auch der Herr Bruder merken, dass man besser mit seinen Kumpels als mit seiner veganen Schwester Steak essen geht.

  • Denn um Tierprodukte zu produzieren, muss ein Vielfaches an Pflanzenprodukten verfüttert werden!

    .

    Komisch, ich habe immer gedacht, das z.b. Herden-, Weidetiere im "Ursprungssinn" die Flächen nutzen, dort noch Lebensbedingungen für Menschen schaffen, usw. die wir für unsere Ernährung, den Anbau von Futter für UNS, nicht nutzen konnten.... aus welchen Gründen auch immer!

    .

    Von Mosen, Flechten, Eicheln, Wiese, Kakteen, Dornengestrüpp, Resten..... kann ich schlecht leben

    .

    Meint

    Sikasuu

    Ps. die industrielle Massentierhaltung ist ausdrücklich nicht gemeint,

  • Esst Fleisch, soviel Ihr wollt, aber kauft keinen Müll. sondern Qualität. Dann erledigen sich viele weitere Probleme von selbst.

     

    Das Gefasel über weinenden Basilikum ist genau so schwachsinnig wie die Einstellung, nur Fleisch mache glücklich.

     

    Die meisten wollen nur niedrige Preise, die Umstände interessieren nicht weiter, Hauptsache billig.

     

    Warum ist Deutschland Weltmeister bei der Discounter- Anzahl?

     

    Politik fängt immer am eigenen Küchentisch bzw. im eigenen Kühlschrank an.

     

    Wer das nicht auf die Reihe kriegt, sollte sich um grössere Probleme lieber nicht kümmern.

    • @Wuff:

      "Esst Fleisch, soviel Ihr wollt, aber kauft keinen Müll. sondern Qualität. Dann erledigen sich viele weitere Probleme von selbst."

       

      Das ist Öko-Marktliberalismus à la Grüne. Das funktioniert schon seit 40 Jahren nicht. Solange es eine billigere Konkurrenz gibt, wird (Bio-)Qualität nicht den Markt beherrschen.

      • @Dudel Karl:

        Nachtrag: Überdies werden auch Qualitätsproduzenten ihren Standard immer weiter senken, je mehr sie produzieren müssen, denn so sind die Mechanismen des Kapitalismus. Frühe Grüne wußten über diese Dinge noch Bescheid, während sich heutige sich lieber selbst in die Tasche lügen und ihr Scheitern schönreden.

        • @Dudel Karl:

          Wie es nicht geht, wissen wir schon lange, ich vermisse was Konstruktives.

           

          Sollen wir uns jetzt einen neuen Planeten suchen? Einen, der etwas besser passt?

  • „Ttu quoque“ Diskussionen über weinendes Basilikum findet nicht unter "Gegnern" statt sondern unter Freunden.Nur dort ist es möglich sich lächerlich zu machen und über sich lachen zu lassen.

  • Shtoink, oink, oink. (scnr)

     

    Die Evolution ist n i c h t die Weiterentwicklung einer Schöpfergöttin! Sie hat keinen Plan und kennt kein "besser " oder "schlechter".

    • @lichtgestalt:

      Auf die Idee, dass Evolution eine Frau sei, ist wir hier wohl niemand kommen. Das muss man schon wild hinein assoziieren.

       

      Und sein se man nicht so nachtragend, dass ich ihnen vorgestern in ihren wildbiologischen Ansichten, wo "böse" Wildschweine die arme Hasenbrut auf futtert und zum großen Häsleinaussterben führt, widersprochen habe.

  • Wenn "Vegan" die "bessere", allein selig machende Ernährungsweise wäre, dann hätte Fräulein Evolution die Fleischfresser längst aussterben lassen.

    • @Arcy Shtoink:

      Oh je! Hobby-Darwinismus pur. Gleich kommen Sie noch mit der Mär um die Ecke, daß sich das menschliche Gehirn aufgrund von Fleischverzehr so weit entwickelt habe.

      • @Dudel Karl:

        Nö, das war das falsche Stöckchen. Wollte nur aufzeigen dass die Biologie im Tierreich keine generell "bessere" Ernährungsweise kennt.

        • @Arcy Shtoink:

          Die Natur hat keine Moral. Wer hätte das gedacht?

           

          Gerade Ihnen als Christ müßte aber klar sein, daß der Mensch doch mehr ist als nur Natur. Warum leugnen Sie Ihre göttliche Abkunft? Tragen Sie die nur Sonn- und Feiertags vor sich her?

          • @Dudel Karl:

            Zu viel getrunken? Sehen sie nur noch christliche grüne Schäfchen den sie noch Nachts im Traum hinterher stalken?

  • Wumm! Das hat gesessen. Punktsieg, wenn nicht gar K.O.

     

    Über Pflanzen und Tiere machen sie sich tatsächlich Gedanken, die Bessermädchen von heute. Um solche Menschen wie mich aber, die jedes mal laut "Aua!" schreien möchten, wenn wieder mal ein Möchtegern-Gewinner dem anderen vollkommen sinnlos zwei Tomaten auf die Augen gedrückt und eine Gurke in den... - ach, lassen wir das jetzt!

     

    Wir halten bitte eines fest: Bevor der Mensch ein Tier essen kann, muss dieses Tier eine Zeit lang Pflanzen fressen. Mehr Pflanzen, als der Mensch im selben Zeitraum zum satt werden braucht. Mehr Pflanzen aber brauchen auch mehr Platz. Platz allerdings ist nicht unendlich da auf einem endlichen Planeten. Wer also vernünftig essen möchte, der verzichtet weitgehend auf Fleisch. Er behält sich dieses für besondere Anlässe vor. Zum Beispiel für all jene Fälle, in denen er die Welt mal wieder ganz allein gerettet hat, in dem er seinen lieben Bruder öffentlich unter Zuhilfenahme eines - nein, keines Stockes, das war in Saudi-Arabien – mit Hilfe einer Schlaggurke zum einzig wahren Glauben bekehrt hat. Schöner Nebeneffekt dabei: Nie wieder wird der Kerl es wagen, seine Schwester aufzuziehen mit irgendwelchen albernen Ti-quoque-Argumenten. Nicht mal im Scherz!

    • @mowgli:

      Das Argument des Artikels besagt doch eben nicht, dass ein weitesgehender Verzicht auf Fleisch die BESTE Handlung ist. Allein die rein pflanzliche Ernährung gewährleistet diese beste mögliche Handlungsweise.

      Wenn sie sich schon über Menschen, die Argumente ad hominem vertreten lustig machen möchten, sollte ihr Verständnis der eigentlichen Argumentation erst recht korrekt sein.

  • 1G
    164 (Profil gelöscht)

    Es gibt ja auch Gegenden auf der Welt, da fressen die Tiere das was da wächst, was die Menschen nicht essen können und der Mensch ernährt sich von dem was die Tiere hergeben. Keine Ahnung.... ist das jetzt die schlechtere Lebensweise? Die Frage stellt sich da eigentlich nicht. Man kann da einfach nicht anders leben.

    • @164 (Profil gelöscht):

      Mensch kann eben an einem anderen Ort leben. Diese Wahl besteht sehr wohl.

      • 1G
        164 (Profil gelöscht)
        @PhiloPunk:

        Ich wette der ökologische Fußabdruck der Nomaden die noch immer im wesentlichen so leben wie seit Jahrtausenden ist viel kleiner als der eines (Entschuldigung!) urbanen "Wohlstandsveganers" im Westen. Das ist kein Argument für industrielle Massentierhaltung, zeigt aber m.E. auf, dass es dieses kategorische "besser" und "schlechter" nicht gibt.

      • @PhiloPunk:

        Ein Gutmensch, der nach Grönland reiste

        und immer artig Körner speiste,

        der sagte zum Inuit:

        „Mein lieber Freund, don`t do it.

        Du musst nicht Fisch und Robben essen.“

        Der Klimawandel unterdessen

        vergaß, die Arktis zu begrünen.

        Der Gutmensch kann daran verdienen.

        Er schafft nun Obst und Früchte ran,

        damit Inuit-Frau und -Mann

        und -Kinder keine Tiere speisen.

        Die Handels-Spanne ist enorm,

        so bleibt die Weltwirtschaft in Form

        und Gutmensch kann bald wieder reisen.

  • Ach - mich ärgern diese ("linken"?) Veganer schon, wenn Sie ein schönes Stück Steak als "Tierprodukt" (letzter Absatz) bezeichnen - und das der Veganer kein Stück besser ist als der "Fleischfresser" zeigt dieser Autor in besagtem Satz gleich im doppelten Sinne als er schreibt "Tierprodukte zu prodzieren".

     

    Da trifft er ja bezeichnenderweise die ganze Sauerei auf den Punkt. Hierzulande wird Fleisch "produziert"!! "hergestellt", "veredelt". Es spricht kein Mensch mehr davon, dass man Tiere "züchtet", "großzieht", "füttert"...

     

    Das perverse am Fleischkonsum ist ja nicht der "Fleischfresser" an sich aber dessen Auswahlverhalten beim Metzger (die Älteren werden sich noch erinnern was das ist...), an der Kühltheke, im Supermarkt, etc...

     

    Billig muss es sein - Qualität? Egal!

     

    Und billiges, fabrikmässig "erzeugtes" Fleisch ist genauso dämlich wie Sojasprossen, Tofuprodukte und Gemüse welches allesamt nicht aus der Region stammt und nicht saisonal verarbeitet wird.

    Erst wenn sich die vegane, vegetarische Szene so umsichtig verhält (regional, saisonal) dann könnte man anfangen die Zustände über unsere "Fleischproduktion" hierzulande dauerhaft und entscheidend zu ändern (es gibt keinen BIO-Ingwer aus China, keine BIO-Kiwis und keine Bio-Erdbeeren im Winter...) Vernunft ist angesagt!!

    • @chris inger:

      Sie verwechseln "BIO" mit "ÖKO". Ich habe das mit meinen Reimen auf den Grönländischen Gemüseimporteur persifliert. (@Philopunk)

    • @chris inger:

      "Erst wenn sich die vegane, vegetarische Szene so umsichtig verhält (regional, saisonal) dann könnte man anfangen die Zustände über unsere "Fleischproduktion" hierzulande dauerhaft und entscheidend zu ändern (es gibt keinen BIO-Ingwer aus China, keine BIO-Kiwis und keine Bio-Erdbeeren im Winter...) Vernunft ist angesagt!!"

       

      Im Sinne des Artikels: Fehlschluss Ad hominem.

    • 3G
      3618 (Profil gelöscht)
      @chris inger:

      Extra für Sie:

      Der Tod eines sehr jungen Bullen beim Metzger von nebenan!

      http://vimeo.com/16271287

      Das Perverse am Fleischkonsum ist die Selbstverständlichkeit, mit der der gemeine Karnist meint, er habe das unbestreitbare Recht, Tiere nicht etwa für sein Überleben, sondern für sein Geschmacksvergnügen töten zu lassen.

      Übrigens auch wieder zunehmend für Pelz, wie man an den zahllosen Pelzkapuzen sieht, die von den Damen meist durch die Straßen getragen werden. Bitte mal die "Produktion" dieser Pelze in China anschauen.

      • @3618 (Profil gelöscht):

        Aber der Veganer, Vegetarier darf sich seine Sojabrätlinge und andere Köstlichkeiten ohne weiteres Nachdenken über die einhergehende Zerstörung des Regenwaldes (für diese Art der Nahrung) einwerfen?

         

        Wie gesagt - es geht um Vernunft!

         

        Es geht hier nicht ums töten eines Tieres - das macht der Mensch seit tausenden von Jahren - es geht hier um die Art und Weise wie wir uns anmassen diese Viecher großzuziehen (Schweinefarmen, Hühnefarmen, etc... - Massentierhaltung mit Unterstützung der Politik).

        Wie die Bundesrepublikaner reagieren wenn man die mal zum bewussten und gesunden Essen anregen möchte hat man ja beim Veggie-Day der Grünen gesehen... das war eine Kriegserklärung...

         

        Ich frage mich ja auch warum jeder Deutsche (theoretisch!!) täglich Fleisch essen kann. Woher sollen die 40 Tonnen Fleisch kommen die hier täglich verzehrt werden???

         

        Warum ist Fleisch kein Luxus mehr?

         

        Warum kostet ein Hühnchen fast schon genausowenig wie ein Eissalat??

         

        Die Politik könnte viel regeln wenn sie wollte - aber die wollen in erster Linie nur eins: wiedergewählt werden...

        • @chris inger:

          "Es geht hier nicht ums töten eines Tieres - das macht der Mensch seit tausenden von Jahren "

           

          Die Menschen haben auch tausende Jahre Sklaven gehalten.

  • Ich freue mich über diesen Artikel, weil ich das schon so oft hören musste - "woher weisst du denn, dass die Pflanzen keine Gefühle haben?" und dann antworte ich jedes Mal genau das, was der Artikel auch sagt... jetzt brauche ich gar nicht mehr antworten, ich kann einfach verlinken. Wie praktisch!