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Kolumne Nach GeburtMama macht das schon

Noch immer arbeiten Frauen mehr im Haushalt als Männer – auch bei unserem Autor. Damit muss jetzt Schluss sein, auch, wenn es nervt.

Auf Mutti ist Verlass – wie hier im sorbischen Teil des Spreewalds Foto: dpa

D arcy Lockman hat ihre Kolumne in der New York Times vor Kurzem mit „Womit ‚gute‘ Väter durchkommen“ überschrieben. Das „gute“ steht nicht zufällig in Anführungszeichen, denn Lockman wendet sich explizit an die vermeintlich guten Väter, die in Doppelverdienerbeziehungen leben und sich selbst als kümmernd und progressiv bezeichnen würden.

Nur, stellt Lockman mit Verweis auf Familienforscher*innen fest: Das stimmt nicht. Die Kultur der Vaterschaft, wie sie es nennt, dieses nach außen getragene Sicheinbringen, habe sich in den letzten Jahren stärker verändert als das tatsächliche Verhalten der Väter. 65 Prozent der Betreuungs- und Haushaltsarbeit leisteten nach wie vor die Mütter. „Die Teilung der Hausarbeit ist eines der wichtigsten Gleichstellungsthemen unserer Zeit“, schreibt Lockman deshalb.

Und ich denke: Sie hat recht.

Das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) hat 2016 zum Weltfrauentag eine Studie herausgebracht: Nach dieser haben sich vollzeiterwerbstätige Frauen in Doppelverdiensthaushalten an einem Werktag gut 6,5 Stunden um Kinder und Haushalt gekümmert. Vollzeiterwerbstätige Männer nur 3,5 Stunden.

Die Ungleichheit besteht übrigens auch weiter, wenn man Erwerbs- und Haushaltsarbeit zusammenrechnet – dann arbeiteten Frauen in Doppelverdienerhaushalten noch immer rund zwei Stunden mehr – und auch, wie aus einer Studie des DIW von 2019 hervorgeht, an arbeitsfreien Sonntagen.

Es nervt

Und ich nehme mich da nicht aus. Auch meine Freundin betreut unsere Töchter öfter als ich. Ist so. Ich bin nicht besser als viele andere Väter. Nur eines versuche ich nicht: Ausreden zu finden. Schon gar nicht diesen Maternal-Gatekeeping-Quatsch: also dass die Mütter die Väter nicht ranließen an die Hausarbeit oder die Kinder.

Erstaunlich finde ich einiges an diesem zumeist von Vätern vorgetragenen Argument: a) kann ich mir kaum vorstellen, dass tatsächlich so viele berufstätige Frauen nicht bei der Haus- und Erziehungsarbeit entlastet werden wollen; b) beinhaltet dieses Argument ja, dass Männer bei der Care-Arbeit plötzlich nicht mehr in der Lage wären, sich in einem zugegebenermaßen häufig von Frauen dominierten und eta­blierten System durchzusetzen; und c) ist erstaunlich, dass von Frauen auch immer wieder erwartet wird, dass sie sich in den von Männern implementierten und bewahrten Berufsstrukturen durchzusetzen hätten. Und wenn nicht: selber schuld. (Männliches) Gatekeeping zählt da plötzlich nicht mehr als Argument.

Frauen dürfen Männer nicht mehr damit durchkommen lassen – auch nicht die „guten“. Auch nicht mich. Meine Freundin hat sich das jetzt vorgenommen. Sie hat die Times-Kolumne auch gelesen. Sie hat sie mir sogar geschickt. Sie fordert ihre Zeit ohne Kinder mittlerweile noch aktiver ein.

Und was soll ich sagen? Es nervt.

Aber: Genau so muss es sein.

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Jürn Kruse
Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.
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11 Kommentare

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  • Eine Bekannte war sich sicher, dass sie mit Auslaufen des Elterngelds wieder in den Beruf einsteigen würde. Oft wurde betont, dass es schön sei, ein Kind zu haben, aber auch sehr anstrengend und dass nach einem Jahr eine Tagesmutter übernimmt.



    Je näher der Termin rückte, umso seltener hörte man davon.



    Aber nach zwei Jahren wollte sie auf jeden Fall etwas Entlastung haben und wieder mehr Zeit für sich.



    Am Ende blieb sie drei Jahre zuhause. Soviel zu der Fähigkeit, sich etwas vorstellen zu können.

    Und darf man das Argument des Maternal-Gatekeeping eigentlich nur dann nicht anführen, wenn man das (männliche) Gatekeeping nicht zählen lässt?

    • @swordeli:

      Mit Verlaub. Keine genaue Ahnung - was Sie sagen wollen.

      Aber zu diesem unsäglichen Neudeutsch aE - mal der - ham ja grad



      Mr. Narrativa 90. - Gelle. 🎭

      “Ja wie? Brustkind? Klar - kenn ich mich doch aus - selber eins!“



      “???? - Wie meinen?“ - “Doch. Hat meine Mama mir doch erzählt!“



      Da biste 2x - 3 Jahre lang jede Nacht für Flasche um 4 Uhr - nach um eins to bedd - aus den Federn & Däh!



      Nù.Seine ältere Schwester warf sich vor Lachen durch die Tür. 😎

      So geht’s doch auch - Wollnichwoll.



      (…wer sich bei Chirurgin/Richter mehr um die beede bekümmert hat? - na gern doch & 🧽 drüber;) - …das (leider scheint‘s erwartbare) Echo kam in & nach der Scheidung - a never ending story.

      • @Lowandorder:

        &! Däh&Zisch - Mailtütenfrisch -

        “Glückauf!







        Die "Mutterinstinkte" des Vaters führten zu "leichtem" Schlaf.



        Nach Geburt oft nachts geknurrt,



        doch nie gemurrt.







        Mit schnellem Spurt



        ans Kinderbett



        wenn se wieder Husten hätt.



        (war beim Frühchen ein heftiger Pseudokrupp)







        Zum Text von SWORDELI sach ich mal:



        Ob der Jahre eins, zwei oder drei;



        die "Elternzeit" geht schnell vorbei











        Zu W.L.: "Motive" können tiefer liegen,



        der Mensch kann auch Hormone kriegen.“

        Ja - das kommt für Frau & Mann aufs selbe raus:



        Auch wenn’s nicht Freud - frauman sind nicht wirklich “Herr im Haus!“ •

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Und zur Feier des Tages drehenwir mal wieder eine neue Schleife auf der alten Schlaglochbestückten Schleichstrecke.

    Es war schon immer einfacher - egal bei welcher Chromosomenverteilung - eine solche Aufrechnung zu betreiben als den tieferen Blick darauf zu wagen, was die Motive auf BEIDEN Seiten bei bestehenden Ungleichheiten sind.

    Als erfahrener Kämpfer werfe ich mal Begriffe wie Macht, Delegation, Loslassen und Vertrauen-Können in die Runde.

    'Feministen' sind übrigens höchst unsexy und von nachrangiger Reputation.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Ja wie^¿* ' Feministen' - genderneutral?

      Mach Bosse - Schon so früh schon auf -



      Glattiis im Hochsommer ünnerwegens?



      Warschau - “Nächstens behaupten die Kerle noch - Siiiee - hätten die Kinder gekriegt!!!“ - bevorzugt aus dem schwierigen Segment der 10 Jahre der Frau - zwischen 40 & 42.



      ——& Däh -



      (Später dann - “Kinderzeugen noch als Gruftis!!!“ - noch mal’n ganz anderes Kapitel jenseits - “mein Bauch ist mir!“)



      &



      (btw nochens - vorbidden - entre nous)



      Spülmaschine einräumen & Wäsche:



      Maschine - nein - &…gar Wäsche in den Schrank^¿^ - auf gar gar keinen Fall.



      Ein andermal - wat höbt wi lacht 👹

      Aber ooch klar ist immer - Tucho -



      Das Ideal

      “…



      Ja, das möchste!







      Aber, wie das so ist hienieden:



      manchmal scheints so, als sei es beschieden



      nur pöapö, das irdische Glück.



      Immer fehlt dir irgendein Stück.



      Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;



      hast du die Frau, dann fehln dir Moneten –



      hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:



      bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.







      Etwas ist immer.







      Tröste dich







      Jedes Glück hat einen kleinen Stich.



      Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.



      Daß einer alles hat:



      das ist selten.











      Theobald Tiger



      Berliner Illustrirte Zeitung, 31.07.1927, Nr. 31, S. 1256.

      www.textlog.de/tucholsky-das-ideal.html

      kurz - “Sei ohnedies gut“ - Ringelnatz

  • Vollerwerbstätige Frauen an einem Werktag 6,5 Stunden!

    Rechnen wir mal



    Vollzeiterwerbstätig 8 Std



    Gesetzliche Pause 1 Std



    Fahrtzeit ca. 1 Std



    + Hausarbeit 6,5 Std



    Ergebnis 16,5 Std

    Ich kenne ein paar vollerwerbstätige Mütter und keine, die von sich behaupten würde, dass sie jeden Tag 16,5 Std arbeitet.

  • Frauen mit einer Vollzeitstelle, tätig von sagen wir einmal 6-15 Uhr, mit zweistündigem Arbeitsweg, womit schon einmal 11 Stunden des Tages verbraucht wären, haben sich dann noch 6,5 Stunden um Haushalt und Kinder gekümmert, womit wir bei 17,5 Stunden wären. Vom Tag bleiben ihnen also noch 6,5 Stunden für Schlaf, Körperpflege usw. übrig. Freie Zeit besteht gar nicht, außer sie kommen mit 3-4 Stunden Schlaf aus.

  • Stimmt, es nervt.



    Dieses ständige sinnlose bevormunden.

    Bei den meisten Paaren ist das schlicht untereinander abgesprochen.



    Das Mütter und Väter den Elternjob unterschiedlich angehen ist nich neu. Es sogar sinnig. ying&yang. Eltern sollen sich ergänzen und nicht kopieren. Wenn dann Männer den kasten Sprudel schneller m Keller verstaut haben als Frauen die restlichen Einkäufe im Kühlschrank, ist das kein Weltuntergang.



    Man darf nicht vergessen das Männer vieles pragmatisch, Frauen oft sorgfältig angehen. Das Ergebnis ist am Ende meist das gleiche, bis auf einen Zeitunterschied.

  • Do it & shut up.

    Besser is das & nochens - et nervt. 🕳 🕳 🕳👺

    unterm—- & nischt for unjut - wa.



    Aber. 'Sis einfach zu heiß&öd dafür. 😎

    • @Lowandorder:

      Hab ich mal verstanden und schließe mich an :).

      • @Hampelstielz:

        Gwücklunsch 😎

        Blindes 🐓 findet halt auch mal‘n 🌾