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Kolumne Luft und LiebeNicht so stürmisch, Cindy

Kaum zu glauben, dass eine Juliette oder Sandy Bäume umschubsen kann. Doch Studien zeigen: Stürme mit Frauennamen sind besonders gefährlich.

New York 2012: Sandy war da. Bild: dpa

W ürden Sie sich in Sicherheit bringen, weil Cindy oder Juliette zu Besuch kommt? Nö? Die meisten Leute in Amerika auch nicht. Selbst wenn Cindy und Juliette Hurrikane sind. Ein Forschungsteam aus Illinois und Arizona hat herausgefunden, dass Hurrikane mit Frauennamen mehr Menschen töten als solche mit Männernamen.

Dafür wurden die Statistiken über Hurrikane seit 1950 ausgewertet und außerdem Menschen befragt, wie sie bestimmte Namen einschätzen und ob sie sich eher vor einem Charlie oder einer Eloise evakuieren lassen würden.

Ergebnis: Wenn ein schwerer Wirbelsturm Eloise statt Charlie genannt wird, kann sich die Zahl der Todesopfer dadurch verdreifachen. Als Grund wird vermutet, dass Stürme mit Frauennamen für harmloser gehalten und deswegen unterschätzt werden.

Die Studie wurde kritisiert und die Kritik dann auch wieder kritisiert. Wie das so ist. Wissenschaft. Jedenfalls empfehlen die ForscherInnen, sicherheitshalber die Namensgebung für Stürme zu überdenken.

In Amerika gibt es Listen mit Hurrikannamen, die sich alle sechs Jahre wiederholen. Auf Amanda folgt Boris, dann kommen Cristina, Douglas und so weiter. Statt den Leuten zu erklären, dass Hilda, Rosa und Carlotta genauso übel sein können wie John, Carlos und Bud, soll die Liste erneuert werden. Wie zum Beispiel? Mit Chuck Norris und Godzilla?

Ein Hoch kostet 299 Euro

Für Deutschland gibt es bisher keine vergleichbare Studie. Da aber hier die Namensgebung für Hoch- und Tiefdruckgebiete viel einfacher ist, könnte man bessere Vorsorgemaßnahmen treffen. In Deutschland kann man Stürme nämlich kaufen. Hochs und Tiefs bekommen im Jahreswechsel Frauen- und Männernamen, und für die kann man eine Patenschaft übernehmen. Ein Hoch kostet 299 Euro, ein Tief 199 Euro (zzgl. MwSt.).

Leider kann man bisher nur standesamtlich anerkannte Vornamen benutzen. Aber wenn „Waldegund“, „Qendresa“, und „Zorro“ okay sind, dann geht bestimmt noch mehr. Vorschlag: Angela-Merkel-und-Alice-Schwarzer-gehen-mit-Uli-Hoeneß-in-die-Sauna-und-lassen-Schweiß-auf-Holz-tropfen. Ich prophezeie maximale Sicherheitsmaßnahmen.

Andererseits hab ich auch gerade gelernt, dass Frauen sich ganz gerne mal stürmisch umlegen lassen. Daniel Bergner hat ein Buch geschrieben, „Die versteckte Lust der Frauen“. Er hat neueste Forschungsergebnisse zusammengetragen zu der Frage, wie Frauen sexuell so drauf sind, und es kam raus: wild, animalisch, widersprüchlich.

Im Für-Sie-Interview sagte er: „Frauen träumen davon, von einem Mann überwältigt und genommen zu werden. Dahinter steckt das Verlangen, von einem Mann so sehr begehrt zu werden, dass er sich nicht kontrollieren kann und sie einfach an sich reißen und unterwerfen muss.“

In meinen Albträumen, Alter. Aber natürlich dürfen Männer solche Bücher schreiben. Schwiegermütter dürfen ja auch schreiben, dass Männer sich Socken zu Weihnachten wünschen.

Ach. Frauen. Wenn sie das Stürmische aus einer Frau nicht rauskitzeln können, nennen Sie sie doch einfach mal Wilfred. Vielleicht geht’s dann.

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Margarete Stokowski
Autorin
Jahrgang 1986. Schreibt seit 2009 für die taz über Kultur, Gesellschaft und Sex. Foto: Esra Rotthoff
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2 Kommentare

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  • Ich bin zumindest beruhigt, dass der naheliegende Kalauer "Weibliche Stürme blasen heftiger" nicht im Artikel vorkam...

  • Sag ich doch. Die Frauen sind 's, die über Leben und Tod entscheiden.

     

    (Ich bitte schon mal vorsorglich um Entschuldigung beim epidemischen Zentralkomitee für Zeichensetzung, falls ich hier ein Zeichen falsch gesetzt haben sollte.)