Kolumne Liebeserklärung: Danke, Dresdner Polizei
Staatsbürger in Schutzausrüstung möchten auch nur edel sein. In Dresden zeigte sich der „Freund und Helfer“ höflich und kompetent.
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit / konnten selber nicht freundlich sein“ – man könnte einen Preis ausloben, ob auch nur einer der 250.000 Polizeibeamten in Deutschland dieses „an die Nachgeborenen“ gerichtete Brecht-Zitat kennt. Dabei eignete es sich so als Leitspruch! Denn auch der Staatsbürger in Schutzausrüstung möchte im Grunde nur edel und hilfreich sein.
Nehmen wir also das Beste an und glauben an das Ideal vom „Freund und Helfer“. Und, mal ehrlich, würden nicht auch die schwarz vermummten „Bullenschweine!“-Rufer nach der Polizei verlangen, wenn sie von den anderen schwarz Vermummten angegriffen würden?
Nur leiden Helfer manchmal am Helfersyndrom. Und jene in Uniform sind ja dazu da, die alte Ordnung aufrechtzuerhalten, nicht dazu, Reformen oder Revolutionen anzuzetteln. Dafür eignen sich nun mal Menschen eher, die das Herz auf dem rechten Fleck haben. Als Berufsneutrale dürfen Polizisten das aber selber gar nicht merken. Das bleibt anderen vorbehalten, etwa Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig. Was bekam der für Haue, als er unterstellte, Sympathien für Pegida seien „bei der sächsischen Polizei größer als im Bevölkerungsdurchschnitt“.
Warum bedankt sich Pegida-Häuptling Lutz Bachmann auch allmontäglich bei der Polizei und bringt sie damit in Verlegenheit? Zum Glück war der Beamte, der ihnen am 3. Oktober in Dresden einen „erfolgreichen Tag“ wünschte, Niedersachse. Dass der Hauptfeind links steht, zeigte sich tags zuvor. Auf einen mehr oder weniger radikalen Linken kam gefühlt ein Polizist, wenn nicht ein Einsatzwagen.
Aber dann blieben die Durchsagen doch höflich, und vor der Frauenkirche versuchten die Beamten zumindest, das Spießrutenlaufen der VIPs zu mildern. Und der frühere Landespolizeipräsident Bernd Merbitz gehört als Leiter des Operativen Abwehrzentrums zu den schärfsten Verfolgern von Nazistrukturen. Sie bleiben eben manchmal Helfer, selten Freunde, aber immer Menschen in Uniform.
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