Kolumne Leipziger Vielerlei: Ein Vielerlei für die Seele
Durch die Woche in Leipzig mit tanzenden Hunden auf der weltweit größten Hundeschau, Lametta im November und ganz viel nichts.
L ieber Leser, liebe Leserin, wir vom Leipziger Vielerlei verstehen Sie. Es ist Freitag, die Woche war lang, das Wetter auch nicht so dolle. Selbst wenn Sie es sich mit der neuen taz-Ausgabe auf dem Sofa oder in der Bahn gemütlich machen, will sich die Entspannung nicht so recht einstellen: Koalitionsverhandlungen hier, katalanische Separatisten dort. Stress, Stress, Stress!
Wir vom Vielerlei können an dieser Stelle Entwarnung geben: In Leipzig ist diese Woche nichts, aber rein gar nichts passiert, das Sie überfordern könnte. Keine Auseinandersetzung zwischen Pegida-AnhängerInnen und -gegnerInnen bei der DOK-Filmvorführung „Montags in Dresden“. Keine Verurteilung des Neonazis Kevin D., der im Oktober mit einem Messer auf Legida-GegnerInnen losgegangen war.
Stattdessen: Glamour, kuschelige Welpen und ein bisschen Weihnachtsflair. Dafür wurde am Donnerstag bereits der diesjährige Weihnachtsbaum auf dem Augustusplatz aufgestellt. Mit der 23 Meter hohen Fichte glitzert das Lametta bald bis nach Schkeuditz.
Glitzer scheint ohnehin das Motto dieser Tage zu sein, etwa beim Opernball am Wochenende. Mit dabei zahlreiche Stars und Schwerreiche, die sich wieder in ihre heißesten Fetzen warfen und deren größte Sorge es war, den Porsche bei der Tombola nicht zu gewinnen. Doch es kommt noch besser: Hunde, süße Wollknäuel, und zwar Tausende von ihnen. Bis Sonntag findet auf der Messe die größte Hundeschau der Welt statt. Wer bei der Meisterschaft des Dog Diving oder Dog Dancing – so sweet! – nicht den tristen Ballast der Woche vergisst, dem kann schlicht nicht mehr geholfen werden.
Im Rahmen der „Zukunftswerkstatt“ der taz erscheint jeden Freitag statt der Neuland-Seite eine eigene Seite für Leipzig, die taz.leipzig: geplant, produziert und geschrieben von jungen Journalist*innen vor Ort.
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Das Vielerlei – eine Nische der Glückseligkeit. Hier wird die Seele getätschelt. Sich jetzt zurücklehnen, das neue Album der selbsternannten „Vollzeitpoetin“ Julia Engelmann anschalten und auf Durchzug schalten. Wenn sie mit dünner Stimme säuselt „Wenn du traurig bist, geh in die Küche und hör Coldplay“ oder „Warte nicht auf das Glück, nur nach vorn, nie zurück“, dann ist das selbst für das Vielerlei zu viel behämmerter Optimismus.
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