Kolumne Leipziger Vielerlei: Früher war mehr Mürbeteig

Durch die Woche in Leipzig mit einem Backbuch, Lebensmittelrettung und viel Gerede über eine Insel.

Hände beim Teigkneten

Na, das ist ja mal ein großer Haufen Foto: dpa

Ein halbes Pfund Mehl, zwei Eier, 150 Gramm Margarine, fertig ist der Mürbeteig – zumindest im kultigen DDR-Backbuch mit dem einschlägigen Titel „Das Backbuch“. Vor einem halben Jahrhundert erschien die erste Auflage des Klassikers, der für viele DDR-Bürger einen Umbruch bedeutete.

Denn bis 1958 wurden Lebensmittel rationiert. Der Leipziger Verlag für die Frau besaß sogar eine verlagseigene Versuchsküche, in der jedes Rezept ausprobiert wurde, bevor es im Buch landete. Im Jahr 2011 erschien die mittlerweile 43. Auflage im Retro-Layout – und wird inzwischen natürlich auch von Männern genutzt.

Während in der DDR die Zutaten fürs Backen oft knapp und dementsprechend begehrt waren, entsorgt der deutsche Handel heute pro Jahr etwa 550.000 Tonnen Lebensmittel. Vor allem Obst und Gemüse mit Druckstellen landen schnell im Müll.

In Leipzig rettet das Unternehmen Im Angebot pro Tag circa sechs Tonnen Lebensmittel vor der Tonne. Auch mit kleinem Budget können so schnell ein paar Zutaten herangeschafft werden – etwa für einen leckeren Mürbeteig. Containern ist aber nach wie vor strafbar.

Im Rahmen der „Zukunftswerkstatt“ der taz erscheint jeden Freitag statt der Neuland-Seite eine eigene Seite für Leipzig, die taz.leipzig: geplant, produziert und geschrieben von jungen Journalist*innen vor Ort.

Sie haben Anregungen, Kritik oder Wünsche an die Zukunftswerkstatt der taz? Schreiben Sie an: neuland@taz.de. Das Team der taz.leipzig erreichen sie unter leipzig@taz.de

Warum das Verwerten von weggeworfenen Lebensmitteln überhaupt bestraft wird, hätte man diese Woche den Bundesjustizminister direkt fragen können. Der war nämlich in Leipzig und besuchte die zentrale Hinrichtungsstätte der DDR in der Alfred-Kästner-Straße. Vor 30 Jahren schaffte das Regime die Todesstrafe ab. Von 1949 bis 1981 sollen dort inmitten der Südvorstadt mindestens 164 Menschen hingerichtet worden sein.

Weil er gerade in Leipzig war, äußerte sich Heiko Maas später noch zur linken Szene in Leipzig. Anders als sein Kabinettskollege Thomas de Mai­zière wolle er das Conne Island nicht vorverurteilen, ein Hort für Linksextremisten zu sein. Für diese besonnene Einstellung möchte man dem guten Mann doch am liebsten „Das Backbuch“ als Geschenk nach Berlin mitgeben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.