Kolumne Leipziger Vielerlei: Äffchen, Kirchentag und Chaostage
Nichts wie weg aus Leipzig! Die Stadt platzt aus allen Nähten. Wer keine Möglichkeit zur Flucht hat, der kann ja zum Zoo radeln.
A m Donnerstag, auf meinem Heimweg nach Dortmund, habe ich drei Kreuze gemacht. Erstens, weil ich das irgendwie passend fand wegen des Kirchentags. Und zweitens, weil ich an mich gedacht habe und wie glücklich ich mich schätzen kann, dieses Wochenende nicht in Leipzig verbringen zu müssen. Viel zu viel Chaos! Denn zu ebenjenem Kirchentag werden insgesamt 50.000 Besucher*innen erwartet.
Hinzu kommen 70.000 Fans beim Depeche-Mode-Konzert, Tausende weitere bei der Leipziger Bierbörse und etwa 500 Demonstrant*innen, die unter dem Motto „Wer Juden hasst, hat Luther verstanden“ zum Neuen Rathaus laufen werden. Die Stadt erwartet „umfangreiche Verkehrseinschränkungen“ und plant mit verstärkten Sicherheitsvorkehrungen. „Kirchentage auf dem Wege?“ Nichts wie weg!
Wer nicht aus Leipzig wegkommt, erwischt womöglich einen günstigen Zeitpunkt für einen Zoobesuch. Dort ist in der vergangenen Woche ein Bonobo-Junges auf die Welt gekommen, das von seiner Affen-Mama allerdings nicht angenommen wurde. Schleunigst fand sich eine Ersatzmutter, die das Baby nun wie ihr eigenes versorgt. Bei so viel Nächstenliebe ist das dann auch fast ein bisschen wie Kirchentag.
DIE Nachricht der Woche war jedoch die aktuelle ADFC-Studie. Dabei stellte sich heraus, Leipzig ist die fahrradfreundlichste Großstadt von … na? Deutschland? Ostdeutschland? Nein. Aber immerhin von GANZ Sachsen! Und das mit der Wahnsinnsgesamtnote von 3,7. Dahinter folgen nur noch Chemnitz, Dresden und … all die anderen sächsischen Großstädte.
Im Rahmen der „Zukunftswerkstatt“ der taz erscheint jeden Freitag statt der Neuland-Seite eine eigene Seite für Leipzig, die taz.leipzig: geplant, produziert und geschrieben von jungen Journalist*innen vor Ort.
Sie haben Anregungen, Kritik oder Wünsche an die Zukunftswerkstatt der taz? Schreiben Sie an: neuland@taz.de. Das Team der taz.leipzig erreichen sie unter leipzig@taz.de
Wenn das mal nicht Grund genug für einige Kirchentagsbesucher*innen ist, den heiligen Hintern aufs Rad zu schwingen, statt sich in überfüllte Straßenbahnen zu quetschen. Vielleicht gibt es dann ja doch nicht so viel Chaos und ich bereue meine Heimreise noch. Aber in Leipzig kann man am Wochenende eines gewiss nicht: einen DFB-Pokalsieg feiern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin