Kolumne German Nein: Warum man jetzt nichts mehr darf
Darf diese Kolumne noch German Angst heißen? Nein. Man darf ja keinen Witz mehr machen, nicht mal am Aschermittwoch. Hier steht, was man noch darf.
D as Ende der Meinungsfreiheit ist erreicht. Man darf wirklich gar nichts mehr sagen. Darf man vielleicht noch …? – Nein. Oder … – Nein! Diese Kolumne ist keine Kolumne mehr, weil man keine Meinung mehr haben darf jenseits der gesinnungsgeprüften. Darf sie noch German Angst heißen? Nein. Man darf ja keinen Witz mehr machen. Nicht mal am Aschermittwoch. Hier steht, was darf. Die einzig tolerierte Meinung im Korridor. Mehr nicht.
Man darf nichts mehr, ohne dass einem droht, dafür kritisiert zu werden. Von den falschen beklatscht. Oder ausgegrenzt. Ignoriert. Man darf als rechtsextreme Zeitung nicht mehr auf der Leipziger Buchmesse sein, ohne dass man als rechtsextrem bezeichnet wird. Man darf als Schriftsteller keine antidemokratischen und rechten Verschwörungstheorien mehr äußern, ohne dass der eigene Verlag dazu einen Tweet absetzen darf.
Als Intellektueller darf man nicht Neurechter noch Antifeminist sein, ohne dass irgendwo eine Homestory über einen erscheint. Man darf nicht einmal mehr kein Rassist sein, aber. Nein. Man darf in den Mainstreammedien keinen ureigenen Gedanken mehr, nein, nicht einmal einen originär deutschen Gedanken darf man mehr äußern. Jedenfalls keinen, der mehr ist als bloß geduldet. Es darf kein Anrecht auf eine Konsenskultur geben. Nein.
Darf man sagen, die-meisten-fliehen-nicht-vor-Krieg-und-Verfolgung-sondern-kommen-her-um-in-die-Sozialsysteme-einzuwandern-über-95-Prozent? Nein. Darf man nicht. Nicht ohne dass noch jede Provinzpostille es wiederholt. Als Professor der Geschichte darf man nicht mehr über Flüchtlinge abhaten, ohne dass einen ein Student kritisieren darf. Außerhalb der Vorlesung. Oder eine Studentin. Darf man nicht. Nicht mal ein bisschen rechtsextrem darf man sein, wo doch ganz Deutschland linksextrem ist. Im Vergleich. Kein klitzekleines bisschen rechtsextrem oder -terroristisch, ohne dass noch ein Parlament eine Extremismuskommission einberuft, die sich mit Extremismus, links wie rechts, beschäftigt. Nein.
Und eine Partei jenseits der linken Meinungsdiktatur darf es auch nicht geben. In keinem Parlament. Nicht einem. Nein. Kein Wunder, denn in den Medien, finanziert aus staatlichen Zwangsabgaben, darf man nicht damit rechnen, nur die eigene Meinung zu hören. Zu lesen. Zu sehen. Nein. Man darf nicht mehr Kameltreiber sagen, wenn man einer demokratisch gewählten Partei vorsteht, ohne dass über Konsequenzen diskutiert wird. Nicht mal gemeinsame Sache mit rechtsextremen und islamfeindlichen Gruppen darf man als Partei machen, ohne dass jemand das kritisiert. Nein.
Man darf nichts mehr sagen – und am Ende kriegt man nicht mal eine Garantie dafür, dass einem alle zustimmen. Nein. Man darf nicht mehr man schreiben, obwohl man die Anderen wie Frauen und Gedöns mit meint. Nein. Und man darf nicht mal mehr eine ganze Seite vollschreiben, wie man –. Nein. To be continued.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken