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Kolumne Geht’s Noch?Allzu breit gemacht

Kolumne
von Sophie Spelsberg

Die Deutschen lieben ihre SUVs, passen damit aber nicht mehr in die Parkhäuser. Der ADAC zieht daraus den schlechtesten aller Schlüsse.

Das Hauptproblem sind nicht die Parkplatzmaße, sondern die status­symbolgeilen Deutschen Foto: imago/Jürgen Ritter

W er mit seinem 2,3-Tonner-SUV zum Bäcker fährt, um 300 Gramm Brötchen zu kaufen, will nicht einfach irgendeinen Parkplatz. Nein, angemessen muss er sein! Der ADAC hat das Problem erkannt und fordert breitere Parkplätze, damit sie auch den „Anforderungen moderner Autos“ gerecht werden.

Anders gesagt: Die Karren sind zu fett für die Parkhäuser geworden. Was natürlich ein Pro­blem ist, für den Autofahrer: Jahrelang hat er sich den Hintern auf den beheizten Ledersitzen seines BMW breit gesessen – da reicht ein halber Meter Abstand zum Nachbarn einfach nicht mehr beim Aussteigen. Schon beim Einfahren wird er panisch: Es ist ja so eng hier, der Lack könnte verkratzen! Schon blöd, wenn man mit dem 90.000 Euro teuren Schlitten die Säule rammt.

Dabei sind das Hauptproblem nicht die Parkplatzmaße, sondern die status­symbolgeilen Deutschen mit ihren geliebten SUVs. In denen sitzt auf den meisten Fahrten nur eine einzige Person, trotzdem werden die Autos immer größer. 2017 waren fast ein Viertel der Neuzulassungen SUVs oder Geländewagen.

Die neuesten Modelle sind mittlerweile mehr als fünf Meter lang und zwei Meter breit. Vom Platzverbrauch her ist das so, als würde jeder auf seinem persönlichen Elefanten durch die Stadt reiten. Nur dass Elefanten bedeutend umweltfreundlicher sind.

Ziemlich viele Fahrräder

Das Parkplatzproblem gibt es vor allem dort, wo Raum eh schon knapp ist. In Berlin, wo allabendlich die Schlacht um die letzten Stellplätze tobt, ist es mit einem 5-Meter-Wagen kompliziert, was zu finden. Bei größeren Parkplätzen auf gleichgroßer Fläche würde es noch schwieriger, denn dann fielen bis zu 20 Prozent der vorhandenen Plätze weg. Kein Ding, denkt sich da der engagierte Lokalpolitiker, dann bauen wir halt noch ein paar neue! Den Kinderspielplatz braucht eh keiner, solange er nur seine Karre parken kann.

Für all das gibt es eine Lösung. Sie spart Geld, Platz und Ressourcen, könnte die Städte von ihren Luftpro­ble­men erlösen und ist viel einfacher als die des ADAC. Eventuell, also ganz vielleicht, könnte man ja ein Auto, das man in der Stadt nicht braucht UND das zu groß für die Parkplätze ist, einfach gar nicht erst kaufen? Auf dem Platz, den ein SUV braucht, kann man übrigens ziemlich viele Fahrräder abstellen.

Der ADAC hat schon recht mit seinem Vorstoß. Die deutschen Autofahrer haben ein Problem mit Maßen. Ob es aber die Parkplatzmaße sind oder eher die Schwierigkeit ist, maßzuhalten, darüber sollten sie noch mal nachdenken.

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16 Kommentare

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  • Es ist und bleibt eine Frage der Perspektive, ob die SUVmania der Deutschen eine besondere Leidenschaft oder eine arge Seuche ist. Jedenfalls arbeitet die Automobilwirtschaft ganz und gar absichtsvoll mit sehr abenteuerlichen Werbebildern und die SUV-Käufer*innen fahren dann hernach auch genau so in der Stadt herum.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Man sollte sich nicht über einen rührigen Interessenverband für kognitiv gehändikäppte Personen lustig machen

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Vollkommen einverstanden. Kognitiv Beeinträchtigte verdienen unser Mitgefühl. Ab einem gewissen Grad der Einschränkung sollten sie aber nicht mehr am motorisierten Straßenverkehr teilnehmen dürfen, zum eigenen Schutz, und zum Schutz ihrer Mitmenschen.

  • 9G
    90618 (Profil gelöscht)

    Volkswagen droht übrigens mit der Mutter aller Offensiven gegen Fußgänger und Radfahrer:



    nerdpol.ch/posts/f...36aca052540039b762

    • @90618 (Profil gelöscht):

      Uppsala - kurz vor Stalingrad.



      &



      Eh ich hier nen Klapphornvers anfüge:



      “…& immer auf gute Belüftung beim 4. Zylinder achten!“ - Ferdinand Porsche zum Föhrer wg KdF-Wagen; elendlange dunkelbraune 12tausend Jahre+++ vor

      “Mehr Demokratie - Wagen!“

      (Letzteres wäre ja mal wieder was - wa.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Das muss schon nach Stalingrad sein. Wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie im Fond zwei Fallschirmjäger, die zu dieser Zeit schon nicht mehr glorreich absprangen, sondern nurmehr gekübelt wurden

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Yes. Juli/August 44 Belle France



          camo.nerdpol.ch/ca...424362656c2e6a7067 - have a look at the left edge

          unterm——sorry—



          Tja Jung - mach was. alter - doch doch Kästchenrichter kann auch als Rentier nicht aus seiner Haut - naja meistens - wa!;) …servíce.

  • 9G
    90618 (Profil gelöscht)

    Notwendige verkehrspolitische Forderungen:

    1. Parkraumbewirtschaftung auf allen öffentlichen Straßen und Platzen und zwar nach Fläche, z.B. 1 Euro pro Quadratmeter und Stunde in zentralen Lagen von Großstädten.

    2. Reduzierung der Mindestbreite von Parkplätzen bei Neuanlage auf das Maß von Anfang der 1970er Jahre, also 2.00 m bis 2.10 m statt den derzeit meist angeordneten 2.30 m.

    3. Bei schmalen Straßen Durchfahrtsverbot für überbreite Autos durch versenkbare Sperren, die nur für Feuerwehr etc. in den Boden abgesenkt werden. (Gibt es bspw. in der Altstadt von Cáceres.)

  • Angesicht der Nahrungsmenge Elefanten vertilgen, ob man nun damit "fährt" oder nicht, würden diese wohl ein größeres Umweltproblem darstellen als so ein lächerliches SUV.

    So, ich werde jetzt mit meinem 4x4 Geländewagen, über eine asphaltierte Straße, zum 150 Meter entfernten Briefkasten fahren.

    Wohlsein!

    • @Marc T.:

      Harrrr...da fehlt ein "die"!

  • Gabs ja alles schon mal - Gellewelle!

    Klar - Remember? S-Klasse & Autozug.



    Ok - Gab noch keine Einparkhilfen für - “Doofe";)früher für Automatikgetriebe;)



    Anyway. Zu breit. Get it? Fein.

    Aber - Lösung - ADAC & DB = Däh! Breitere Waggons!

    Na bitte - Geht doch. Newahr.



    Normal.

    kurz - Es lebe der Vorgang!;)(



    (…alter Beamtengrundsatz…servíce.;)

  • Mal polemisch gesagt: die Beliebtheit des SUVs ist fast schon symbolhaft für die neoliberale Epoche. Das Konkurrenzverhalten soll schließlich auch im Straßenverkehr ausgelebt werden können -- denn wenn jede(r) an sich denkt, ist an alle gedacht!

  • Das SUV der oberen Mittelklasse eines Premiumherstellers. Du zeigst deinen Status in dieser Gesellschaft, deine Dominanz, deinen Erfolg, die richtige Marke, das richtige Modell, sagt sogar der ADAC, weil seit Jahren Testsieger.

    80.000 Ocken schwer. Du hast alles richtig gemacht. Das sollen alle sehen.

    Dann fährst du im Parkhaus, trotz der besten Assistenz- und Fahrerinformationsysteme, die es auf diesem Planeten für Geld zu kaufen gibt, gegen den Betonpoller an der Schranke und der Typ im Dacia gegenüber grinst verschmitzt.

    Das ist der Moment, in dem du dich nur noch auf der Stelle erschiessen kannst, wenn du anständig aus der Sache rauskommen willst.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Weidle Stefan:

      Können Sie für diese nachahmenswerte Handlungsanweisung ordentlich die Werbetrommel rühren!?!

    • @Weidle Stefan:

      Genau!

  • In der Anzahl der Autos würden Elefanten in Deutschland auch ein Umweltproblem darstellen...