Kolumne Die eine Frage: Ein Auto ist kein Atomkraftwerk
Es geht um schlechte Luft, um „Umwelt“, das sind grüne Kernthemen. Aber warum profitieren die Grünen nicht vom Dieselskandal?
Was ist der Unterschied zwischen einem Auto und einem Atomkraftwerk? Ein, zwei Autos hat fast jede Familie zuhause rumstehen. Ein Atomkraftwerk aber nicht mal Christian Lindner. Das ist die einfachste Antwort, auf die Frage, warum die Grünen „nicht vom Diesel-Skandal profitieren“, wo es doch auch um „Umwelt“ gehe.
Wer beim Kauf vom Konzern betrogen wurde, der muss entschädigt werden, das versteht sich. Aber das fordert auch FDP-Chef Lindner.
Die Grünen aber wollen nicht nur den Betrogenen helfen, sondern auch den Unternehmen bei der Modernisierung und den Leuten ihre Arbeit, den Wohlstand und damit letztlich auch die emanzipatorischen Errungenschaften dieser Gesellschaft retten.
Das sei einfach zu viel, sagte mir dieser Tage eine Wahlkämpferin, versonnen ihren Salat sortierend.
Dieser Text stammt aus der taz.am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.
Tja. Kleiner hat es die Gegenwart nicht. Differenzierung ist der heiße Scheiß. Kann aber in einem Wahlkampf nicht als heiß gefühlt werden. Zumindest gelingt das den Grünen derzeit nicht.
Die kurze und heftige Empörung der Mediengesellschaft über das von vier Fernsehsendern veranstaltete regierungsinterne „Duell“ zwischen Kanzlerin und Vizekanzlerkandidat ist deshalb so interessant, weil sie zwar das politische Vakuum fühlt, aber nicht beschreiben kann.
Danach wurde gemault, die journalistischen TV-Kollegen seien für die AfD unterwegs gewesen, und Merkel und Schulz seien in der Geflüchtetenpolitik auch „rechts“. Aber das ist zu kurz gedacht. Einwanderung, Integration und die kommende Völkerwanderung der Opfer von fossilem Wohlstand dürfen genauso wenig verdrängt werden wie der Klimawandel, die digitale Bedrohung, die Automatisierung.
Es geht darum, Einwanderung und Integration europäisch zu diskutieren und so sachlich-differenziert, realistisch und humanistisch, wie Boris Palmer das in seinem Bestseller tut. Stattdessen würden die Grünen am liebsten so tun, als existiere Palmers Buch nicht oder sei gar das Problem.
Die guten, alten Konflikte
Hier markiert sich die entscheidende Veränderung der gesellschaftlichen und politischen Lage. Der „unpolitische Geist“ dieses Sommers, den Schleswig-Holsteins Vizeministerpräsident Robert Habeck spürt, liegt nicht nur daran, dass viele Deutsche mittlerweile so gut und gerne chillen.
Es liegt auch daran, dass die guten, alten Konflikte für weiteren Fortschritt der liberalen Mehrheitsgesellschaft weitgehend ausgereizt sind – spätestens mit Merkels Ehe für alle.
Die neue gesellschaftliche Bewegung in Europa, die eine „andere Gesellschaft“ will, will nicht Klassenkampf und Emanzipation, sondern unsere emanzipatorischen Errungenschaften rückbauen.
Sie will Liberalität durch Illiberalität ersetzen.
An die neuen Konfliktlinien der Realität und ihr Management im Dialog trauen sich die Grünen nicht richtig ran. Auch, weil sie teilweise selbst emotional und kulturell noch im alten Paradigma festhängen – und große Teile der Gesellschaft eben auch. So wird es sich eben zunächst relativ ähnlich anhören, was Frau Merkel, Herr Schulz und Herr Kretschmann zum Bürgerbetrug durch die Autokonzerne sagen. Und Herr Lindner wird womöglich sogar als radikaler erscheinen.
Die entscheidende Frage ist, wer glaubhaft machen kann, dass andere Mobilität und die sozialökologische Moderne als Ganzes tatsächlich eine fundamentale und trotzdem mehrheitsfähige Alternative zum fossilen Sozialdemokratismus ist – die Kriege verhindert, Heimaten bewahrt und unsere Emanzipation und Freiheit verteidigt.
Leser*innenkommentare
Pink
Was nun sprach Zeus, die Götter sind besoffen ! Das Fäustchen ist da und schaut ganz wirr. Leute, Leute ! Ich ließ mir vor der Wahl das Parteiprogamm der Geldsekte schicken und was ist das Resümée ?
Gelb, Magenta und Lila.
Es kann doch nicht sein, dass Merkels Rechnung aufgeht. Die Zukummmft Deutschlands ?
Pink
Was fordert Herr Lindner, verehrter Herr Unfried ? Nix fordert er !
Der Repräsentant der Geldsekte bleibt sich treu.
Pink
@KNOLD KLAUS
*g* Ich hab's aber gelesen !
Komme schon noch dahinter.
Las da ein Schild Digitalisierung first, Bedenken schietegal oder so ähnlich ... Zum ersten Mal im Leben wählte ich nicht die Kandidaten meiner Landesregierung, sondern die GRÜNEN. Verflixt !
571 (Profil gelöscht)
Gast
Ich auch, und hab 's wieder bereut.
Nie wieder P.U., ich schwör 's!
Pink
@571 (Profil gelöscht) Das unterschreib' ich auch !
urbuerger
Der Untergang der Grünen scheint an der schlechten Wahl ihrer Themen zu liegen. Es gibt nun wirklich genug Punkte in dieser Republik, die speziell von den Grünen angenommen werden könnten und für die Veränderung sie sich einsetzen könnten, auch mit genug Rückhalt in der Öffentlichkeit.
Es sollte unbedingt darüber gestritten werden, ob die EEG Umlage fast ausschließlich von der Bevölkerung und nicht von der Wirtschaft und Industrie gestemmt werden soll, obwohl diese am meisten davon profitieren!
Auch andere Kosten werden direkt oder indirekt immer auf die Mehrzahl derer abgewälzt, die am wenigsten davon haben, aber die Profiteure haben bereits bestens an den Begebenheiten verdient.
Die Grünen haben zwar ihre Kernthemen eingebüßt, aber niemand hindert sie daran ihre Kompetenzen zu erweitern und zu ändern, außer sie selbst!
Wenn die Grünen ein bisschen flexibler denken würden, wäre ihnen sicher in den Sinn gekommen einmal über die Fortführung der Globalen Liberalisierung nachzudenken und sich dann dafür einsetzen dass die finanziellen Errungenschaften eben dieser jetzt besser verteilt werden sollten.
Das ist zwar eins der Kernthemen der Linken, aber es scheint, als wollen die Meisten dies eben nicht auf eine von den Linken ziemlich abstruse Weise geforderte Extremumverteilung von Oben nach Unten bewerkstelligen, sondern eben im Rahmen der moderaten Lohnerhöhungen und Besserstellung aller!
Es wäre sicher eine lohnende Erwägung, wenn die Grünen ihr Hauptanliegen, den Umweltschutz, durch einige Themen erweitern würde, die die Bevölkerung mindestens ebenso, eher sogar mehr interessiert, das eigene Aus und Weiterkommen in unserer Gesellschaft.
Es werden Heute zu viele
komplizierte Themen abgehandelt, ohne das sich wirklich eine Partei um die Belange der unteren Bevölkerungsschichten zu kümmern.
Die Umverteilung, nicht des Vermögens, sondern des Einkommens wäre ein lohnendes Thema.
Flüchtlingspolitik, Sicherheit usw. sind ja bereits Themen der Grünen.
Verbessert euch!?!
571 (Profil gelöscht)
Gast
Nicht lesenswert.
Man bekommt schon nach einem halben Satz das Gefühl, all das irgendwie ähnlich schon mal aus Unfrieds Feder vernommen zu haben.
Marc T.
Die Grünen hatten schon immer etwas verschnarcht naives an sich.
Atomkraft nein Danke, zu Zeiten, als die einzige Alternative Stein- und Braunkohlekraftwerke wahren, die glücklicherweise zugunsten der Atomkraft zahlreich abgeschaltet wurden. (Ich selbst gehörte zu den Horden von Kindern, die lugenkrank an die Nordsee verschifft wurden, um mal eine Woche so etwas wie Luft zu atmen.)
Soldaten sind Mörder? Jeder Grundkurs in Philosophie lehrt einen die absolute Fehlerhaftigkeit des pazifistischen Gedankens.
Nun gehen den Grünen die Themen aus und für die noch existierenden interessiert sich kein Wähler, der inzwischen gelernt hat, das die nötigen Maßnahmen nicht durch Ökos angeregt werden, sondern aus Notwendigkeit und Möglichkeit umgesetzt werden.
Grisch
@Marc T. Da interessieren sich dann aber ne Menge Wähler für die Grünen. Das könnte ja fast zur Absoluten Mehrheit führen oder sogar zur Zwei-Drittel Mehrheit...
83379 (Profil gelöscht)
Gast
@Marc T. Da ist aber jemand sehr real-politisch für diese Seite...
Lowandorder
Tja - wenn mann sich auch sonen
Kopp macht - wa!
(in Persiflage der schillenden Glocke -;)
"…in den öden Augenhöhlen -
Wohnt das Grauen …"
Nunja - "& Und des Himmels Wolken schauen - Hoch hinein.")
Dann hört mann halt das Gras wachsen
Aber auch schon das Glöcklein läuten.
But - be cool Baby - kerr!
Das Leben geht weiter!
Tonn Glück!
Newahr.
Grisch
"Die neue gesellschaftliche Bewegung in Europa, die eine „andere Gesellschaft“ will, will nicht Klassenkampf und Emanzipation, sondern unsere emanzipatorischen Errungenschaften rückbauen."
Warum muss man diesen ewig Gestrigen, die es immer gegeben hat und die es immer geben wird, durch soviel Aufmerksamkeit aufwerten, nur weil sie gerade mal wieder ein Bisschen Oberwasser haben, weil es Putin gelungen ist ihnen digitales Wasser untern Kiel zu pumpen?
Grisch
"Es liegt auch daran, dass die guten, alten Konflikte für weiteren Fortschritt der liberalen Mehrheitsgesellschaft weitgehend ausgereizt sind – spätestens mit Merkels Ehe für alle."
Wie kann man ernshaft einen solchen Satz formulieren? Wunschdenken eines satten Chefreporters und seiner sozialen Umgebung?
Das Ziel der liberalen Mehrheitsgesellschaft ist Chancengleichheit und Gerechtigkeit - da sind wir noch meilenweit entfernt solange es keine angemessene Besteuerung von Erbeinkünften gibt, solange die soziale Herkunft über das Bildungsniveau entscheidet und solange sich Beamte, Geldadel, Abgeordnete nicht angemessen an Sozialen Kosten beteiligen.
Chaosarah
Der Punkt an dem die Grünen schändlich versagen ist dass sie als Regierung in BW keinerlei Willen oder Ideen offenbaren welche einen Richtungswechsel weg vom schleichenden Untergang darstellten.
Sie machen dieselbe Politik wie die CDU nur eben in grün.
Lowandorder
Da schau her!
Hätten Sie's gewußt?
PU'sche Mengenlehre - die xte!
"Ein Auto ist kein Atomkraftwerk!…"
Däh! & "…Was ist der Unterschied zwischen einem Auto und einem Atomkraftwerk? Ein, zwei Autos hat fast jede Familie zuhause rumstehen. Ein Atomkraftwerk aber nicht mal Christian Lindner. Das ist die einfachste Antwort,…"
Ah ja. Si'cher dat. &
Nachts übern Berg ist ja auch was kälter als Fuß!
Auch wieder wahr. & dann!
Ja dann - bleibt da wieder kein Auge trocken - gell! Aber - doch doch!
Einsame schwatz-grüne Spitze -
"…Einwanderung und Integration europäisch zu diskutieren und so sachlich-differenziert, realistisch und humanistisch, wie Boris Palmer das in seinem Bestseller tut" & Wo sonst auch immer - kerr!
Klar. Humanistisch einsame Spitze.
Nur noch übertroffen durch sein fulminantes
taz-Interview - vom 3.August 2017 - dazu et al.
"Boris Palmer über Flüchtlingspolitik
„Schweigen wäre falsch“ https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5432230&s=Palmer/
Wobei wir dawiehie zu Gute halten wollen -
Daß es mit der atomstromfreien -
e-Versorgung nicht durchgängig geklappt hat - gell!
& - Ha no. Nicht zuletzt aber denn doch noch -
Gern. Das feine Gemeinplätzchen - ;)
"Die guten, alten Konflikte" - doch doch!
Als Placebo subcutan verabfolgt wird!
Na Mahlzeit.
kurz - "Mutti Mutti -
Er hat auch gar nicht gebohrt!"
Ja - Soo macht frauman - Neese - wa!
Kategorie: - "Fischeinwickelblättle"!;)
Lowandorder
& denn doch nochens -
Für unseren hier per Peterchens Mondfahrt so dreist -
Abgefeierten "so sachlich-differenziert, realistisch und humanistisch,...." humanen Spitzenreiter für "Einwanderung und Integration" - Boris Palmer.
"…ik will Sie was sagen:
Als Volksschüler bin ich viel zuviel Määnsch
- um Humanist sein zu können…"
Danke - Wolfgang Neuss.
Klartext.
So geht das.
( http://www.taz.de/!5053615/ - ;))
„… ab 5 Uhr 45 wird zurückgelächelt“
Pink
@Lowandorder Schöööööööön !!