piwik no script img

Klinik will Pol*innen aus GroßbritannienBesseres Wetter, besseres Essen

Die Uniklinik Düsseldorf hat in britischen Zeitungen Anzeigen geschaltet. Sie will so Pflegekräfte abwerben, die sich wegen des Brexit sorgen.

Alles besser in Deutschland – findet das Universitätsklinikum Düsseldorf Foto: dpa

Berlin taz/dpa | Zwar vermitteln die mühsamen Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU den Eindruck, dass es auf beiden Seiten bloß um Schadensbegrenzung geht. Ausgerechnet ein Krankenhaus am Rhein will nun aber vom Brexit profitieren. Die Uniklinik Düsseldorf hat in zwei polnischsprachigen britischen Zeitungen Anzeigen inseriert, um Pflegekräfte abzuwerben. „Brexit-Sorgen?“, heißt es da in beiden Sprachen. „Kommen Sie nach Deutschland!“

Die Klinik verspricht nicht nur „die Sicherheit eines EU-Staates“, sondern wirbt auch mit anderen Vorteilen, wie „besserer Bezahlung, besseren sozialen Leistungen und besseren Arbeitszeiten.“ Außerdem habe man in Düsseldorf natürlich „das bessere Wetter, das bessere Essen und den kürzeren Weg nach Polen.“

Das sei, na klar, augenzwinkernd gemeint, sagt Pressesprecher Tobias Pott. „Wobei das mit dem kürzeren Weg tatsächlich stimmt und ein Faktor ist.“ Von Düsseldorf gebe es viele bequeme Möglichkeiten, Freunde und Verwandte in Polen zu besuchen.

Die Idee für die Anzeige sei entstanden, als Pott im Fernsehen ein Interview mit in Großbritannien lebenden Polen sah, die überlegten, wegen des Brexits Arbeit in einem anderen Land zu suchen. Laut Guardian hätten sich seit dem Referendum 2016 mittlerweile etwa 10.000 Pflegekräfte ohne britischen Pass tatsächlich dazu entschlossen, das Land zu verlassen. Und auch in Deutschland ist der Pflegemangel bekanntermaßen groß. Nach Angaben der Bundesregierung fehlen etwa 25.000 Alten- und KrankenpflegerInnen.

Mit den SpanierInnen habe es auch geklappt

„Die Sache liegt also auf der Hand“, sagt Pott. „Dazu kommt, dass wir hier in NRW eine große polnische Community, eine lange Tradition von polnischen Einwanderern und auch im Uniklinikum viele Mitarbeiter mit polnischen Wurzeln haben – warum sagen wir den Menschen in Großbritannien also nicht deutlich, ‚Kommt zu uns?‘“.

Mit den SpanierInnen habe das damals nämlich auch sehr gut geklappt, so Pott. Zum Höhepunkt der Wirtschaftskrise hatte die Uniklinik dort ebenfalls annonciert und war mit einer Delegation ins Land geflogen, um mit BewerberInnen Gespräche zu führen. „Dann haben wir ihnen geholfen, hier anzukommen. Sie bei Behördengängen und der Wohnungssuche begleitet und sie natürlich mit dem Karneval vertraut gemacht.“ Mit Erfolg: Fast alle der damals angeworbenen Menschen würden immer noch in Düsseldorf leben und arbeiten.

Am Freitag plädierte die Gewerkschaft Verdi für eine bessere Eingliederung von Pflegefachkräften aus dem Ausland. Damit zugewanderte und einheimische Kräfte Hand in Hand arbeiten könnten, brauche es eine gute Vorbereitung und Begleitung aller Beteiligten, sagte Vorstandsmitglied Sylvia Bühler.

Auch weil die Zahl der jährlich aus dem Ausland kommenden Fachkräfte steige: Von 1.500 im Jahr 2012 auf 8.800 im Jahr 2017. Tobias Pott ist von der Düsseldorfer Herangehensweise überzeugt und hofft, dass zu den 8.800 Menschen noch die ein oder andere polnische Pflegekraft aus Großbritannien kommt. Positive Rückmeldungen gebe es schon.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Wenn die polnischen Pflegerinnen und Pfleger schlau sind, kommen sie nicht nach Deutschland. Hier werden sie finanziell nur ausgebeutet und werden niemals das gute Geld verdienen, das sie im Königreich verdient haben. Selbst unsere heimischen Ärzte arbeiten lieber im Ausland, weil man dort mehr verdient.