Klimaschutzpläne der Regierung: Ab 2050 nur noch Ökostrom
Bis 2050 soll es nach Willen der Regierung nur noch Strom aus erneuerbaren Quellen und E-Autos geben. Für den Kohleausstieg gibt es kein Datum.
Der Plan übersetzt das Pariser Klima-Abkommen vom Dezember 2015 in deutsche Politik. Anders als im „Aktionsprogramm Klimaschutz“ von 2014 wartet das Umweltministerium nicht auf die anderen Ressorts, sondern macht selbst Vorschläge – allerdings sehr vorsichtig. So fordert es zwar besonders von der Energiewirtschaft, die 40 Prozent der deutschen CO2-Emissionen ausmacht, einen „Paradigmenwechsel“ und ein Ende für Kohle und Gas – aber keinen Zeitraum für den Kohleausstieg. Für die „Arbeitsplätze und wirtschaftliche Perspektiven“ in den Braunkohlegebieten soll ein „Regionalfonds“ des Bundes sorgen.
Laut Plan muss der Ökostrom massiv ausgebaut werden, um Strom, Verkehr und Heizungen klimaneutral zu machen. Bis 2050 werde „der Stromverbrauch um etwa 200 bis 250 Terawattstunden über dem heutigen Niveau liegen“, heißt es. Das wären etwa 35 Prozent mehr Strom, als heute insgesamt in einem Jahr verbraucht wird.
Wie die Erneuerbaren so weit ausgebaut werden sollen, deren Wachstum die Regierung gerade gebremst hat, ist unklar. Im Konzept ist von jährlich 2,5 Gigawatt mehr Solarstrom die Rede, während ein Gutachten von Greenpeace Energy für die deutschen Klimaziele etwa 15 Gigawatt fordert. Beim umstrittenen Ausbau von Windkraft an Land findet sich im „Klimaschutzplan 2050“ bisher keine Zahl.
Die Regierung will 20 Jahre eher soweit sein
„Dekarbonisierung heißt nicht Deindustrialisierung“, beschwört der Plan die Chancen dieser umfassenden Energiewende. Dafür soll es mehr Forschungsgeld und eine neue Kommission zu „Klimaschutz und Wachstum“ geben. Bei den Gebäuden sollen „steuerliche Hemmnisse“ für energetische Sanierung fallen und ab 2030 keine Gas- oder Ölheizungen mehr zugelassen werden. Zur gleichen Zeit dürfen neue Autos keine Verbrennungsmotoren mehr haben – ein ehrgeiziges Ziel: VW hat gerade angekündigt, 2030 ein Drittel seiner Autos emissionsfrei anzubieten.
Für ein sauberes Deutschland will die Regierung außerdem die Verschwendung von Lebensmitteln und Industrieprodukten und ihren Rohstoffen beenden, in der Landwirtschaft den Verbrauch von Dünger und Gülle limitieren und große Tierställe begrenzen. Sie verspricht eine „Weiterentwicklung der Ökosteuer“ und den Abbau klimaschädlicher Emissionen. Und: Die Bundesregierung will selbst bei Reisen, Gebäuden und Materialien mit gutem Beispiel vorangehen – und „bis 2030 klimaneutral sein“.
Kritik kommt von der Umweltorganisation Germanwatch. Schärfere Emissionsziele für Deutschland und die EU und ein Datum für den Kohleausstieg fehlten. Es werde verpasst, „einen klaren Orientierungsrahmen für Investoren und Politik zu geben“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich