Klimaschutz ist kein Wachstumskiller: Weltmeister der Dekarbonisierung
Klimaschutz und Wachstum sind entgegen landläufiger Meinung miteinander vereinbar. Großbritannien hat es vorgemacht.
Vorreiter ist demnach Großbritannien. Die Studie Conscious Decoupling (bewusste Entkopplung) zeigt, dass „der CO2-Fußabdruck eines durchschnittlichen Briten heute um 33 Prozent geringer ist als 1992 – und dass dieser Durchschnittsbrite gleichzeitig mehr als 130 Prozent reicher ist“. Damit sind die Briten Weltmeister der Dekarbonisierung, dem Abschied von fossilen Brennstoffen.
Deutschland blickt nur auf ein Minus von 28 Prozent seit 1990 zurück. Energie wird auf der Insel heute 54 Prozent effizienter eingesetzt als vor 25 Jahren. Deutschland liegt mit 46 Prozent auf dem zweiten Platz. Während der weltweite CO2-Ausstoß aus Kohle, Öl und Gas in den letzten drei Jahren gleich blieb, wuchs die Weltwirtschaft um 8 Prozent. „Wir sollten die alte Zeitungsente schlachten, dass die Senkung von Emissionen der Wirtschaft schadet“, sagte ECIU-Chef Richard Black.
Das Königreich war erfolgreich, weil es von Kohle auf Gas umgestiegen ist, strikte Klimagesetze erlassen hat und beim Emissionshandel einen Mindestpreis eingeführt hat. Auch beruht die Wirtschaft heute mehr auf (tendenziell sauberen) Dienstleistungen wie Banken als auf dreckiger Industrie – aber nicht viel mehr als in Frankreich und den USA.
Deshalb sei der Erfolg der Briten auch nur zu einem Teil darauf zurückzuführen, dass sie Produkte mit hohem CO2-Anteil an der Produktion ins Ausland verlagert hätten, schreibt die Studie.
Veröffentlicht wurde sie am selben Tag wie ein globaler Aufruf zum „Wendepunkt 2020“. Politiker und Ökonomen fordern entschlossenes Handeln, damit bereits 2020 erneuerbare Energie marktreif sind, saubere Autos und Fabriken zum Standard werden und jährlich mindestens eine Billion Dollar in Klimaprojekte fließen.
Nur die Trump-Administration sperrt sich: Am Montag endete das Treffen der G-7-Energieminister mit einem Eklat und ohne eine Erklärung, weil US-Energieminister Rick Perry eine Erklärung zum Klimaschutz nicht mittragen wollte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen