Klimaschutz in der Industrie: Nicht nur finanzielle Gründe
Wirtschaftsminister Robert Habeck will den klimafreundlichen Umbau der Industrie unterstützen - gut so. Sogar die Rezepte der FDP dürften helfen - an einigen Stellen.
D ie 30 klimaschädlichsten Industrieanlagen sind allein für acht Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Das zeigt eine Untersuchung des Öko-Instituts, das sich im Auftrag der Umweltorganisation WWF den ökologischen Fußabdruck der Industrie genauer angeguckt hat. Besonders CO2-intensiv sind die Eisen- und Stahlerzeugung, aber auch Zement- und Chemiebranche sind unter den „Dirty Thirty“.
Es ist deshalb überfällig, dass die Bundesregierung den ökologischen Umbau der Industrie in Angriff nimmt. Das hätten schon die Merkel-Kabinette tun müssen, statt die Konzerne bei der Energiewende immer nur mit Rabatten und Ausnahmen ruhigzustellen. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat am Montag ein entsprechendes Subventionsprogramm angekündigt. In sogenannten Klimaschutzverträgen will er festhalten, dass der Bund Unternehmen Mehrkosten ersetzt, die durch das ökologische Umsatteln der Produktion entstehen.
Sind die grünen Alternativen irgendwann billiger als die klimaschädlichen Fossilen, müssen die Firmen Geld zurückzahlen. Dass es beim Klimaschutz in der Industrie bislang kaum vorangeht, hat aber nicht nur finanzielle Gründe – die Umstellung ist in diesem Bereich auch schlicht schwer. Zement wird beispielsweise aus Kalkstein gelöst, dabei entsteht das klimaschädliche CO2. Den Strom im Zementwerk auf erneuerbare Energien umzustellen reicht also nicht – das Problem liegt im Prozess selbst.
Hier könnte die Stunde der FDP beim Klimaschutz geschlagen haben: Die teuren, knappen und teils riskanten Technologien, die die Neoliberalen gern als Rundum-Lösung für die Klimakrise propagieren, werden in der Industrie tatsächlich gebraucht. Die Zementindustrie dürfte beispielsweise auf das Abscheiden und unterirdische Speichern von Kohlendioxid zurückgreifen müssen. Stahl- und Chemieindustrie brauchen dringend grünen Wasserstoff. Wichtig wäre deshalb, dass diese Technologien nicht unnötig verschleudert werden, indem man mit ihnen das fossile Heizen, Autofahren oder Stromerzeugen rettet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern