Klimaschutz in der EU: Scheine für CO2-Speicherung
Die Europäische Union will Zertifikate über das Binden von Treibhausgas ausstellen, etwa durch Wälder. Kritiker*innen sprechen von Ablasshandel.
Denkbar ist, dass beispielsweise Landwirt*innen so Klimaschutz zu einer Einnahmequelle machen könnten. Bisher lief es eher andersherum: Kohlenstoffreiche Böden wie Moore wurden trockengelegt, um sie als Äcker zu nutzen – was neben der Tierhaltung ein großer Faktor bei der schlechten Klimabilanz der Landwirtschaft ist.
Das neue EU-Rahmenwerk für die Zertifizierung von Kohlendioxid-Entnahmen aus der Atmosphäre soll zwischen vier Stufen unterscheiden, die für die jeweilige CO2-Speicherdauer stehen. Wer das Treibhausgas langfristig bindet, fällt in eine andere Kategorie als jemand, der nur für eine kurze Speicherung garantiert. „CO2-Entnahmen kommen voran“, frohlockte die konservative Europaabgeordnete Lídia Pereira, die die Berichterstatterin des EU-Parlaments zu dem Thema ist, auf dem Portal X.
Von Umweltschützer*innen kommt Kritik. Viviane Raddatz vom WWF nennt die Regel beispielsweise einen „neuen Ablasshandel“. „CO2-Minderungen sind von Entnahmen streng zu unterscheiden – leider lässt die EU in ihrer Einigung die Grenze verschwimmen“, sagte sie. Ihre Sorge: „Das kann zu viel Greenwashing mit kleiner und kurzfristiger Klimawirkung führen.“
Die CO2-Speicherung würde schließlich oft großen Unsicherheiten unterliegen, etwa beim Aufbau von Wäldern und Humus, argumentiert die Umweltschützerin. „Wenn uns die Klimakrise in Zukunft zum Beispiel mit noch zahlreicheren und extremeren Dürren und Bränden konfrontiert, wie lange bleibt der Kohlenstoff dann tatsächlich in Boden oder Baum?“, so Raddatz. „Und wer haftet am Ende, wenn das CO2 der mit Zertifikaten erkauften Entnahme letztlich doch zur Emission wird?“
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