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Klimaschutz im SchiffsverkehrPötte sollen für CO2 zahlen

Reedereien gehören zu den größten Klimasündern. Die Europäische Union will die Branche nun deshalb in ihren Emissionshandel integrieren.

Klimaneutral trifft auf CO2-Schleuder – hier in der Kieler Förde Foto: Guenter Nowack/imago

Berlin taz | Wäre die internationale Schifffahrt ein Land, würde sie zu den Top-Klimasündern gehören – sogar noch vor Deutschland. Aber weil ihre Emissionen nicht eindeutig einem Land zuzuordnen sind, haben sich Regierungen weltweit bislang darum gedrückt, Verantwortung dafür zu übernehmen.

Das soll sich zumindest in der Europäischen Union nun ändern: Künftig sollen auch Reedereien über den Europäischen Emissionshandel für den Klimaschaden durch ihre Schiffe zahlen müssen. Darauf haben sich Europaparlament und die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten geeinigt.

Die Einigung enthält unterschiedliche Regelungen für innereuropäische und internationale Fahrten. Verkehrt ein Schiff zwischen der EU und anderen Ländern, will sich der Staatenbund die Hälfte der Emissionen zurechnen. Legt ein Schiff innerhalb der EU an und ab, werden für die gesamten Emissionen Zahlungen fällig.

Betroffen sind zunächst nur große Schiffe mit über 5.000 Bruttoregistertonnen, die besonders klimaschädlich sind. Losgehen soll es ab 2024, und zwar schrittweise. Innerhalb von drei Jahren sollen dann alle Schiffe in den Emissionshandel integriert sein. EU-Parlament und der Ministerrat der EU-Staaten müssen ihre Einigung jetzt noch jeweils einzeln beschließen. Das gilt allerdings als Formalität.

Lob von Grünen und Kli­ma­schüt­ze­r:in­nen

„Der Klima-Vandalismus auf den internationalen Weltmeeren ist zu Ende“, sagt die Grünen-Europaabgeordnete Jutta Paulus zu den Beschlüssen. Auch Kli­ma­schüt­ze­r:in­nen sind zufrieden. „Der EU-Deal markiert einen Wendepunkt bei der Dekarbonisierung der Schifffahrt“, sagte Jacob Armstrong von der Brüsseler Organisation Transport & Environment. „Endlich lässt die Politik internationale Emissionen nicht mehr außer Acht.“

Die internationalen Verhandlungen zum Klimaschutz in der Schifffahrt verlaufen derweil schleppend. Die zuständige Internationale Seeschifffahrtsorganisation hat erst 2018 ihr erstes Klimaziel beschlossen: Die Emissionen sollen bis 2050 im Vergleich zu 2008 um die Hälfte sinken.

Das ist nicht genug, um ein sicheres Klima zu bewahren. Um die Erderhitzung bei höchstens 1,5 Grad zu stoppen, muss die Welt dann schon klimaneutral sein, wie man etwa in den Berichten des Weltklimarats nachlesen kann. Das zu schaffen, haben die Staaten 2015 im Pariser Weltklimaabkommen versprochen.

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6 Kommentare

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  • Das ist eine sehr begrüßenswerte Entwicklung!

  • "in ihren Emissionshandel integrieren."



    Das mag richtig sein, das ist sehr wahrscheinlich auch richtig.



    ABER das macht das Leben wieder teurer, weil wir sehr viele Produkte (auch und gerade Lebensmittel und Elektronik) importieren.



    Wenn Klimapolitik bedeutet dass alles teurer wird, das kann das so notwendig sein, nur muss man dann auch erklären wie und mit welchem Geld man den ohnehin schon am Existenzminimum stehende Menschen zur Seite steht. Mit 51€ mehr durch Bürgergeld ganz bestimmt nicht.



    Jeder redet von der sauberen Umwelt (ist ja auch richtig), aber kaum einer von dem Verzicht, der auf uns zukommen wird (falsch).

    • @Rudi Hamm:

      Teuer ist eine Lösung.



      Das war schon immer so.



      Ich halte die Überproduktion von Elekto"Schrott" für eine Fehlentwicklung.



      Ich hoffe, dass sich derartige Verteuerungen auf den Endpreis auswirken und möglerweise dafür sorgen, dass die VerbraucherInnen weniger überflüssigen Mist um die halbe Welt schippern lassen.



      Ja, wir brauchen Verzicht. Vieles brauchen wir nicht .

  • "Wäre die internationale Schifffahrt ein Land, würde sie zu den Top-Klimasündern gehören.. "



    "..sollen auch Reedereien über den Europäischen Emissionshandel für den Klimaschaden durch ihre Schiffe zahlen..."

    Mit der EU Regelung werden mehr Emissionen erfasst, als mit Tempolimit und 9 Euro Ticket. Politiker sind doch nicht so untätig, wie oft behauptet.

    Allerdings bedeutet es zunächst nur höhere Kosten, bzw. Einnahmen. Von dem Geld ist noch keine Tonne CO2 weniger emittiert worden, eher im Gegenteil, weil die Verwaltung der Zertifikate auch CO2 produziert. Erst wenn es sooo teuer wird, dass sich die Schiffsumrüstung lohnt, wird die CO2 Bilanz negativer.

    • @fly:

      Eine deutsche Werft ging pleite, weil Coronabedingt die Nachfrage nach Kreuzfahrten sank.



      Jetzt wird das Schiff fertig gebaut.



      Wir VerbraucherInnen machen den Unterschied.

  • Ach, das wären dann doch gar nicht so viel. 2-3 Prozent, oder so. "Wir" sind doch die Guten. Das "bisschen" CO2! "Wir" lieber "konstruktiv" mit dem Finger auf USA und China zeigen! Dann könnte mensch hier noch länger ungestört bspw. Verbrenner fahren ... ;-S

    Im ernst: ich bin gespannt, wie die deutsche Regierung auf das Vorhaben reagiert und ihn Buch verwässert. Aber vielleicht hat es das schon. Als "Exportweltmeister*in" braucht mensch schließlich billige Vorprodukte/Importe und das Kapital liebt hohe Gewinnmargen. Profitmaxinierung und so ...