Klimaschädliche Stromgewinnung: Chinas Kohle für Kohle
China ist offenbar in Bau und Finanzierung eines bosnischen Kohlekraftwerks verstrickt. Dabei wollte das Land mit solchen Deals eigentlich aufhören.
Das 700-Megawatt-Kohlekraftwerk soll direkt neben einem großen Tagebau entstehen. Es wird von einer chinesischen Staatsbank finanziert und vom Staatskonzern China Electric sowie der polnisch-chinesischen Firma Sunningwell International gebaut, wie das Online-Magazin Balkan Green Energy News berichtete.
Die beiden Firmen waren bisher im Zusammenhang mit dem umstrittenen Projekt nicht bekannt, das schon seit Jahren geplant wird. Bisher hielt die Firma Comsar des russischen Milliardärs Rashid Serdarow die Konzession für das Kraftwerk, soll aber jetzt im Vertrag nicht auftauchen. Comsar hatte die geplante Leistung bereits von 600 auf 700 Megawatt erhöhen können und von den Behörden eine Laufzeit von 45 statt 30 Jahren genehmigt bekommen.
Dabei sind die Machbarkeits- und Umweltverträglichkeitsstudien für Ugljevik III laut Vedvarende Energi voller Mängel. Deshalb hatte es auch schon mehrere Gerichtsprozesse gegeben, die den Baubeginn bisher verzögerten.
Kein Zeitplan für Chinas Versprechen
Vedvarende Energi befürchtet, dass trotz Xis Versprechen auch in Indonesien, den Philippinen und Serbien mit dem Bau weiterer chinesischer Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 3.645 Megawatt begonnen wird.
Deren Baubeginn hatten chinesische Firmen bereits im Laufe des Jahres, also noch vor Xis Ankündigung, bekannt gegeben. Just Finance International wirft chinesischen Firmen auch vor, oft schon ohne die notwendigen Genehmigungen mit Kraftwerksbauten begonnen zu haben.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hatte im September viel Lob für sein Versprechen bekommen, dass sein Land keine Kohlekraftwerke mehr in anderen Ländern finanzieren und bauen werde. Xi hatte dies der UN-Generalversammlung per Video versprochen.
China ist der weltgrößte Financier solcher klimaschädlichen Großprojekte und folgte mit der Ankündigung ähnlichen Schritten, welche Südkorea und Japan als weitere Großfinanciers schon Anfang des Jahres eingeleitet hatten. Xi versprach zugleich: „China wird andere Entwicklungsländer bei der Entwicklung grüner und kohlenstoffarmer Energien stärker unterstützen.“
Das Problem an Xis Ankündigung ist allerdings, dass er weder Details noch einen Zeitplan nannte. Diesen gibt es laut Vedvarende Energi bis heute nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour