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Klimaschädigende GeschäftsflugzeugeVielfliegerin von der Leyen

Die EU-Kommissionspräsidentin nutzt in zwei Jahren 57-mal Privatjets statt Bahn oder Linie. Passt das zum von ihr propagierten „Green Deal“?

Mit diesem Jet vom Typ Embraer flog von der Leyen im Juni 2022 nach München Foto: Björn Trotzki/imago

Brüssel taz | Die EU-Kommission hat eingeräumt, dass sie regelmäßig gecharterte Privatjets für Dienstreisen nutzt. Allein Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) absolvierte 2021 und 2022 nach eigenen Angaben 57 Privatflüge. Die übrigen 26 Mitglieder kamen zusammen auf 29 Reisen in teuren und klimaschädlichen Privatjets.

Diese Zahlen stammen aus der Antwort auf eine Anfrage des Europaabgeordneten Martin Schirdewan, die der Linken-Politiker im November gestellt hatte. Die Behörde reagierte erst, als sich die CSU-Abgeordnete Monika Hohlmeier einschaltete. Die taz berichtete am Montag exklusiv.

Die Geschäftsflugzeuge wurden auch für Reisen zwischen den EU-Standorten Brüssel und Straßburg genutzt, wo es gute Bahnverbindungen gibt. Von der Leyen meldete zudem Privatflüge in ihre Heimat Hannover, nach Berlin oder Kyjiw. Viele Strecken hätten mit Linienflügen absolviert werden können.

Dies geht aus einer Aufstellung hervor, die der taz vorliegt. Daraus lässt sich auch entnehmen, dass teils nur vier Personen an Bord waren. Angaben über die Reisekosten und die Belastung des EU-Budgets fehlen. Schirdewan will daher nachhaken. Das „Panorama privater Flugtätigkeit“ sei noch nicht vollständig.

Spannende Bilanz

Die Flugreisenaffäre kommt für von der Leyen ungelegen. Am Mittwoch will sie vor dem Europaparlament eine Bilanz ihrer Arbeit ziehen und den „European Green Deal“ herausstellen. Er sieht auch Klimavorgaben für die Fluggesellschaften vor. Zudem sollen die Bürger auf klimafreundlichere Verkehrsmittel umsteigen.

Doch die EU-Kommission selbst hält sich nicht an die Vorgaben. Zur Begründung verweist von der Leyens Sprecher auf „einen Mangel an kommerziellen Flugoptionen“. 2021 und 2022 habe es wegen der Pandemie weniger reguläre Flüge gegeben. Mit Hilfe der sogenannten Flugtaxis habe von der Leyen „ihren zahlreichen Verpflichtungen vor und nach ihren Reisen nachkommen“ können.

Privatflugzeuge verursachen bis zu 14-mal mehr CO₂-Emissionen als ein Verkehrsflugzeug und 50-mal mehr als Züge. Greenpeace nennt sie „die klimaschädlichste und ungerechteste“ Form der Mobilität.

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19 Kommentare

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  • Verständnisfrage an die Redaktion: Waren es 57 (Dienst)Reisen im Privatjet oder - wie im Artikel steht - 57 ausschließlich Privatreisen?

  • Der abgebildete Jet verbraucht nur einen Bruchteil des Spritverbrauchs der von der Bundesregierung gern genutzten Airbusse. Innereuropäische Strecken sind auch nicht allzu lang.



    Bei Flügen nach Hannover liegt indes eine private Veranlassung nahe.

    • @meerwind7:

      "Innereuropäische Strecken sind auch nicht allzu lang."

      Da Jets beim Start (und auch bei Landungen, wie wir seit Frau Baerbocks Australien/Südseereise wissen) den meisten Sprit verbraten sind Kurzstreckenflüge umso verwerflicher. Zumal maus sich in den 5h von Brüssel nach Straßburg optimal vorbereiten kann.

  • taz: Die EU-Kommissionspräsidentin nutzt in zwei Jahren 57-mal Privatjets statt die Bahn oder Linie. Passt das zum von ihr propagierten „Green Deal“? [...] Diese Zahlen stammen aus der Antwort auf eine Anfrage des Europaabgeordneten Martin Schirdewan, die der Linken-Politiker im November gestellt hatte.

    "Wasser predigen und Wein trinken". Ursula von der Leyen (CDU) darf so etwas natürlich, denn man erkennt ja schon an dem "von" in ihrem Namen, dass sie etwas Besseres ist als diese „neidischen“ Linken-Politiker, die immer noch hoffen, dass letztendlich alle Politiker 'Volksvertreter' sind und Politiker jetzt auch endlich mal etwas für den Klimaschutz machen sollten. Frau von der Leyen zeigt uns kleinen Bürger aber, dass man als Untertan nicht zu viel denken soll, denn Frau "von und zu" und ihre CDU denken schließlich schon für uns kleinen Leute mit.

    Ja, mit solchen CDU-Politikern wird sich nie etwas ändern und Klimaschutz wird weiterhin nur ein Schlagwort bleiben, damit der einfältige Bürger glaubt, dass solche Politiker tatsächlich etwas gegen den Klimawandel unternehmen.

    • @Ricky-13:

      Es fällt schwer das Wort "Neiddebatte" angesichts Ihres Beitrags zu vermeiden. Sie fragen gar nicht, ob es sich um Privilegien oder schlicht notwendig Effizienz handelt sondern unterstellen platt ersteres.

      Von der Leyens Amt - sie ist Leiterin einer 32.000 Mitarbeiter starken Verwaltungsorganisation und politische Figur im effektiven Rang (auch als mögliches Ziel von Attentaten und Promi) eines Regierungschefs, zuständig für ein geopolitisch bedeutendes Territorium von mehreren tausend Kilometern Durchmesser - gehört zu den Positionen, wo Zeitmanagement einen überragenden Hebel für ihren Wirkungsgrad entfaltet und "Reisen" auch nicht einfach mit dem Transport der Person und etwas Gepäck von A nach B getan ist. Beides ändert die Prioritäten bei der Wahl des Reisemittels im Vergleich zu Privatleuten oder gewöhnlichen Geschäftsreisenden fundamental. Flexibilitätsbedarf und Personenschutz stellen Ansprüche, die "von der Stange" kaum oder gar nicht zu erfüllen sind, ohne den Aufwand rund um so eine Lösung ins Absurde zu erhöhen. Wo z. B. nimmt man im gewöhnlichen Verkehr auf die Schnelle einen komplett freien Wagon oder ein halbleeres Linienflugzeug her? Wie funktioniert ein Bahnhof, der aller Nase lang faktisch gesperrt werden muss? Effektiv ist der Aufwand, der um eine Reise im Privatjet gemacht werden muss, bei so jemandem um Etliches geringer.

      Wenn es einen effektiven Beitrag gibt, den solche Leute zur Reduktion ihres persönlichen CO2-Fußabdrucks leisten können, dann ist das, einfach weniger zu reisen. Man sollte also eher fragen, ob es wirklich überhaupt jene 57 Reisen in zwei Jahren sein mussten - und da finde ich, dass die Zahl - im Schnitt etwas mehr als eine aller zwei Wochen - für eine gerade geografisch so breit agierende Figur eher bodenständig klingt.

      • @Normalo:

        Mal wieder ein stilistisch sehr schöner Text von Ihnen, der sogar diesmal nicht mit unnötigen Fremdwörtern (die Sie ja so lieben) überfrachtet ist.

  • "Die Geschäftsflugzeuge wurden auch für Reisen zwischen den EU-Standorten Brüssel und Straßburg genutzt, wo es gute Bahnverbindungen gibt."

    Echt jetzt?

    Nichtmal drurchweg Stundentakt, um die vier Stunden Fahrtzeit, meist auch noch mit Umstieg in Paris und Bodentransfer zwischen Nord- und Ostbahnhof sind für Spitzenpolitiker mit Stab und Personenschutz keine "gute", geschweige denn handhabbare Zugverbindung. Und zeitlich ist es eben auch ein Witz im Vergleich zum Flugzeug. Wer so durchgetaktet ist, hat vier Stunden übrig, wenn er von Brüssel nach Moskau, Istanbul oder in irgendeinen hintersten Winkel der EU muss. Jedesmal dieselbe Zeit zu investieren, um quasi nach nebenan zu reisen, wäre echter Blödsinn.

    Ich wundere mich manchmal, was für einen Tellerrand solche Anklagethesen offenbaren. Aber vielleicht ist der Vorwurf ja nur als moralischer Hebel gedacht, um Macron die überfällige Zustimmung aus den Rippen zu leiern, Straßburg dichtzumachen und zumindest DIESE unnötige Reiserei einzusparen...

    • @Normalo:

      Es gibt zwei tägliche Direktzüge zwischen Brüssel und Straßburg, dauert um die 4 Stunden, mit Umsteigen ähnlich. Paris Est und Paris Nord liegen fast nebeneinander.

      Ich stimme allerdings zu, dass eine Politikerin mit einer der wichtigsten Positionen in der EU ihre Zeit effektiv einsetzen muss. Der Kurzstreckenflug nach Straßburg verbraucht relativ wenig Kerosin. Wichtiger wäre Linie bei Zielen wie Istanbul oder in "hinterste Ecken der EU".

      • @meerwind7:

        "Paris Est und Paris Nord liegen fast nebeneinander" - und es wäre der Albtraum für jeden Personenschützer...



        Da können noch so viele Direktzüge fahren oder Linienflüge stattfinden, es ist auch immer eine Frage der privaten Sicherheit.



        Ein öffentlicher Großbahnhof, ein ziviles Terminal auf einem Großflughafen - Toppolitiker sind einfach nicht "wie du und ich", sie sind Primärziele.



        Absperrungen, privates Boarding, etc - auf die Verzögerungen und Einschränkungen die hierbei für Otto Normal entstehen würden kann gern verzichten - sollen Ursula und Co weiter privat fliegen

      • @meerwind7:

        Zwei Direktzüge am Tag sind halt eher wenig, wenn man ein wenig flexibel sein muss, und ob das nun weit ist oder nicht zwischen Est und Nord, ist eigentlich egal. So ein Zwischenstopp ist für die Sicherheitsleute ein Alptraum: Es gibt keine bessere Gelegenheit für ein Attentat als so eine zeitlich und geografisch absolut berechenbare Bodenstrecke. Da müssen Fahrzeuge mit entsprechender Sicherheitsstufe her, Beobachter vorausgeschickt werden etc. - JEDES Mal.

        Ein nicht viel anderes Problem ergibt sich übrigens bei Linienflügen: Das Zeitfenster ist bekannt, und irgendwie muss man ja durch den Flughafen durch.

  • Antwort auf MYRON



    Oh,oh,oh, dass erlebe ich aber anders. Ich sehe mit eigenen Augen, wie sich die besagte Parteielite für etwas besseres hält. Dass beginnt schon auf kommunaler Ebene und setzt sich bis ganz oben durch. Während der brave Michel um Rechtschaffenheit bestrebt ist, nimmt sich die schwarze Elite ihre eigenen Rechte heraus, mit dem Segen der Justiz. Da steht Hannover den Bayern in nichts nach.



    Ohnehin ist der stete Wechsel zwischen Brüssel und Straßburg ein Mrd.-Grab für den europäischen Steuerzahler.

    • @Hannes Baldrian:

      "Ich sehe mit eigenen Augen, wie sich die besagte Parteielite für etwas besseres hält."

      "Sehen und gesehen werden", denn schließlich muss man sich ja auch als Politiker oder Politikerin dem einfachen Volk gut präsentieren, und erst recht wenn man ziemlich 'wichtig' aus einem Flugzeug steigt. Videokonferenzen gibt es nun einmal noch nicht, das ist alles noch Sciencefiction aus Hollywood, deshalb muss man ja auch als Politiker regelmäßig zig-Tonnen Kerosin durch die Flugzeugturbinen jagen lassen, damit man von Ort 'A' auch rechtzeitig nach Ort 'B' gelangt, um dort dann "ganz wichtig" zu sein.

    • @Hannes Baldrian:

      anschließe mich - su -



      Auf jeder Tagung etc kannste wimpernschlagschnell - Binnendifferenz ala Bourdieu - an Kleidung Habitus Accessoires etc. - die Brüssler rauskennen! Newahr. Aber Hallo!



      Na aber Si’cher dat. Dat wüßt ich ever.



      Da mähtste nix •



      Normal

      • @Lowandorder:

        Bonmot am Rande aus dem Skat -

        Ein wg einer erfolgreichen Ehefrau etwas klamottenaffin - wurde im Dienstwagen JuMi vonnem Ministerialen angemacht - wieso er als Richter es sich angedeihen lasse:



        Ein Jackett mit knöpfbaren Manschettenknöpfen zu tragen!



        Ja. Da legst di nieder! Woll



        Das Schweinchen erkennste noch immer am Ringelschwänzchen! Gelle.



        Volkers 👄 •

  • Lassen Sie die Leute einfach mal arbeiten. Es ist einfach lächerlich, in einer Weltsituation, die auch für uns in der EU kritisch bis lebensbedrohlich ist, in der Krieg und Katastrophen bereits stattfinden, an halbwegs kompetenten und demokratischen PolitikerInnen herumzumoralisieren. Man kann sich fragen, ob Millionen Linienflüge sein müssen, aber dass eine derart hochrangige Politikerin einen Privatjet nutzt, ist verdammt noch mal richtig!

    • @myron:

      ...wie jetze, diese Leute sollen noch mehr Kriege & Katastrophen " erarbeiten " - also uns genügt datt Ergebnis dieser " kompetenten " Arbeiten....

    • @myron:

      Was denn jetzt? Halbwegs kompetent oder UvdL?

    • @myron:

      Booey. Sie haben ja sowas von recht:



      Unser aller La Tuffa - halbwegs kompetent - But “demokratisch“? Ach was! Wie kommen‘s denn auf das schmale Brett?!



      Aber is schon recht: - Peanuts - Woll!



      “Von der Leyen meldete zudem Privatflüge in ihre Heimat Hannover,…“



      Wo doch weiland der Papa als hochrangiger MP - und dort noch kein Krischan Wulf & sein Escort-Mäuschen hauste! Gelle.



      Sich für die abendliche Heimfahrt nach getanem Schaff nach Burgdorf - gleich ne ganze Autobahn - den Albrecht-Speer genehmigte! Gellewelle&Wollnichtwoll.

      unterm——“ich helfe gern“



      “Die Kommission?! Die mußt du dir wie das Stein-Hardenbergsche Reformkabinett vorstellen!



      Hochintelligent - Hocheffizient & Hochökologisch - weil sie wissen - damit kann’ste ganz viel Geld verdienen!



      &!!! Däh!!!



      KOMPLETT UNDEMOKRATISCH • “



      Hochdekorierter Weggefährte & EU-Topgun! - verdammt noch mal richtig!



      Always at your servíce & Gern&Dannnichfür -

      So geht das ©️ Kurt Vonnegut



      “Die Geschichte ist lediglich eine Überraschungsliste. Sie kann uns nur darauf vorbereiten, aufs Neue überrascht zu sein.“ Yes. That’s it.

      • @Lowandorder:

        👍👍😘