Klimaschädigende Geschäftsflugzeuge: Vielfliegerin von der Leyen
Die EU-Kommissionspräsidentin nutzt in zwei Jahren 57-mal Privatjets statt Bahn oder Linie. Passt das zum von ihr propagierten „Green Deal“?
Diese Zahlen stammen aus der Antwort auf eine Anfrage des Europaabgeordneten Martin Schirdewan, die der Linken-Politiker im November gestellt hatte. Die Behörde reagierte erst, als sich die CSU-Abgeordnete Monika Hohlmeier einschaltete. Die taz berichtete am Montag exklusiv.
Die Geschäftsflugzeuge wurden auch für Reisen zwischen den EU-Standorten Brüssel und Straßburg genutzt, wo es gute Bahnverbindungen gibt. Von der Leyen meldete zudem Privatflüge in ihre Heimat Hannover, nach Berlin oder Kyjiw. Viele Strecken hätten mit Linienflügen absolviert werden können.
Dies geht aus einer Aufstellung hervor, die der taz vorliegt. Daraus lässt sich auch entnehmen, dass teils nur vier Personen an Bord waren. Angaben über die Reisekosten und die Belastung des EU-Budgets fehlen. Schirdewan will daher nachhaken. Das „Panorama privater Flugtätigkeit“ sei noch nicht vollständig.
Spannende Bilanz
Die Flugreisenaffäre kommt für von der Leyen ungelegen. Am Mittwoch will sie vor dem Europaparlament eine Bilanz ihrer Arbeit ziehen und den „European Green Deal“ herausstellen. Er sieht auch Klimavorgaben für die Fluggesellschaften vor. Zudem sollen die Bürger auf klimafreundlichere Verkehrsmittel umsteigen.
Doch die EU-Kommission selbst hält sich nicht an die Vorgaben. Zur Begründung verweist von der Leyens Sprecher auf „einen Mangel an kommerziellen Flugoptionen“. 2021 und 2022 habe es wegen der Pandemie weniger reguläre Flüge gegeben. Mit Hilfe der sogenannten Flugtaxis habe von der Leyen „ihren zahlreichen Verpflichtungen vor und nach ihren Reisen nachkommen“ können.
Privatflugzeuge verursachen bis zu 14-mal mehr CO₂-Emissionen als ein Verkehrsflugzeug und 50-mal mehr als Züge. Greenpeace nennt sie „die klimaschädlichste und ungerechteste“ Form der Mobilität.
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