Klimaprotest von Schüler*innen: Die Noten sind egal
Greta Thunberg bekommt ihr Zeugnis – und alle freuen sich, dass sie gute Noten hat. Nehmt doch stattdessen lieber ihre Forderungen ernst!
![Junge Frau vor einem lila Hinntergrund spricht ins Mikrofon Junge Frau vor einem lila Hinntergrund spricht ins Mikrofon](https://taz.de/picture/3505475/14/greta_thunberg.jpeg)
Mit der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg hat die weltweite Klimabewegung im vergangenen Jahr ein junges Gesicht bekommen. Seit September geht die 16-Jährige jeden Freitag auf die Straße – inzwischen begleitet von Hunderttausenden Schüler*innen und Student*innen weltweit. Viele Ökosünder*innen, die sich mit der Realität des Klimawandels nicht auseinandersetzen und ihre klimaschädlichen Gewohnheiten nicht verändern wollen, regen sich seitdem darüber auf, dass die jungen Leute freitags die Schule schwänzen.
Jetzt können alle Unterstützer*innen der Fridays for Future aufatmen: Greta Thunberg hat trotzdem sehr gute Noten auf ihrem Zeugnis. Das Schulschwänz-Argument ist also entkräftet.
Aber jetzt mal im Ernst: Wen interessiert das? Das Zeugnis einer Neuntklässlerin betrifft sie selbst und vielleicht auch ihre Familie. Einer medialen Diskussion darüber bedarf es absolut nicht. Viel wichtiger als die schulischen Leistungen ist doch ihr politisches Engagement. Nun rückt der Fokus wieder von ihren Forderungen nach klaren weltweiten Zugeständnissen für den Klimaschutz ab und alle schauen auf ihre Leistungen.
Statt ihren Aktivismus anzuerkennen, wird sie auf einen Promistatus gehoben und von ihr Zu- und Abgeneigten bewertet. Schon die Meldung, dass sie sich nach diesem Schuljahr vor ihrem Abitur ein Jahr Auszeit nehmen möchte, um noch stärker für den Klimaschutz eintreten zu können, schlug hohe Wellen. Dabei hat sie ihre in Schweden übliche neunjährige Schulpflicht nun abgeschlossen und es steht ihr völlig frei, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es für richtig hält.
In Berlin hieß es derweil, einige junge Aktivist*innen seien versetzungsgefährdet, weil sie mit den Freitagsdemonstrationen zu viele Abwesenheitstage gesammelt haben. Die Berliner Bildungsverwaltung hat diese Behauptung allerdings bereits zurückgewiesen.
Liebe Ältere, hier ein Appell der Zwischengeneration: Statt über Präsenzzeiten und Schulleistungen zu diskutieren und zu staunen, könntet ihr die Sorgen und Forderungen der Streikenden auch einfach ernst nehmen. Sie selbst tun das nämlich – und verzichten freiwillig auf Fleischkonsum und Flugreisen. Vor allem Politiker*innen sollten sie nicht kleinreden, sondern den Dialog suchen. Denn die Jüngeren wissen, welche Welt sie erben wollen.
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