Klimaprotest am Berliner Kanzleramt: Schwitzen für das Klima
Aktivist*innen von Extinction Rebellion ketten sich an den Gartenzaun der Kanzlerin. Sie fordern, dass ein nationaler Klimanotstand ausgerufen wird.
Wie sengend die Sonne in unseren Breitengraden bereits sein kann, erfahren Aktivist*innen von Extinction Rebellion in Berlin am eigenen Leib. Etwa 30 von ihnen haben sich am Dienstagmittag mit Stahlketten um den Hals an den Zaun des Kanzler*innenamtes gekettet, um die Regierung zur Ausrufung des Klimanotstandes in Deutschland zu bewegen.
50 weitere Demonstrierende suchen Schatten unter den wenigen Bäumen vor der Willy-Brandt-Straße 1. „Klimanotstand“ und „CO2-neutral bis 2025“ steht auf großen Bannern, einige Protestierende singen, andere versorgen die Angeketteten mit Wasser. Etwa 15 Polizist*innen beobachten den Protest erst mal mit unsicheren Blicken.
Die Schlüssel, mit denen die Ketten gelöst werden können ließ Extinction Rebellion zusammen mit ihren Forderungen den Minister*innen der Bundesregierung zukommen, „denn nur Sie als Politiker*innen können uns befreien… Unsere Zukunft liegt in Ihren Händen!“ So steht es in dem Schreiben, das den Schlüsseln beiliegt.
Auch Jana Söller hängt am Kanzler*innenzaun fest und wartet darauf, von Umweltministerin Schulze, Energieminister Altmaier oder vielleicht von der „Klimakanzlerin“ selbst befreit zu werden. Die 25-jährige Studentin der Bildungswissenschaft war bis vor drei Monaten noch gar nicht politisch aktiv, sagt sie. Der Dokumentarfilm „Cowspiracy“ habe sie wachgerüttelt und bewegt, sich für Klimaschutz zu engagieren. „Wie Greta war auch ich lange deprimiert und dachte, ich sei ein Sandkorn am Meer, aber sobald man was tut, merkt man, was alles möglich ist“, erzählt die Aktivist*in mit Greta Thunberg als Beispielgeberin.
So habe die Online-Petition von Extinction Rebellion zum Klimanotstand, die sie gemeinsam mit einem Freund aufgesetzt habe, bereits 80.000 Unterzeichner*innen gefunden. Aber nicht nur bei Extinction Rebellion, sondern auch bei den Students for Future von der Technischen Universität ist Söller dabei: „Alle Klima-Gruppen, auch Ende Gelände, müssen zusammenkommen, um mehr Druck auf die Politik erzeugen zu können“, sagt sie.
Am späteren Nachmittag teilte die Polizei dann mit, dass die „polizeilichen Maßnahmen“ eingestellt seien. Das Kanzler*innenamt, wieder kettenlos.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Umwälzungen in Syrien
Aufstieg und Fall der Familie Assad