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Klimagerechtigkeit beim FlugverkehrDie Verschmutzer*innen-Elite

Vielfliegen ist besonders klimaschädlich. Eine neue Studie zeigt, dass wenige Reiche für einen Großteil des globalen Flugverkehrs verantwortlich sind.

Reiche haben riesigen CO2-Fußabdruck: Sie fliegen mehr als alle anderen Foto: Arnulf Hettrich/imago

Berlin taz | In der Klimakrise geraten zunehmend die Reichsten der Welt ins Visier – denn ein Großteil der weltweiten Emissionen ist auf ihren Lebensstil zurückzuführen. Während die ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung bereits einen CO2-Fußabdruck haben, der mit den Klimazielen des Pariser Abkommens im Einklang ist, verbraucht im Gegenteil dazu ein Prozent der reichsten Menschen der Welt hundert Mal so viel.

Ein Oxfam-Bericht aus dem Jahr 2020 zeigte zudem, dass die reichsten 10% der Welt für mehr als die Hälfte der Emissionen weltweit verantwortlich sind und eine kürzliche Analyse aus Großbritannien rät Politiker*innen, eben diese reiche „Verschmutzer*innen-Elite“ ins Visier zu nehmen – einerseits mit Abgaben für Viel­flie­ge­r*in­nen und andererseits mit dem Stopp von Flughafenexpansionen.

Ein besonders klimaschädlicher Teil des Lebensstils der Wohlhabenden der Welt ist der Flugverkehr. Während der Energiekonsum durch Transport insgesamt bereits sehr ungleich verteilt ist, ist dies beim Flugverkehr noch einmal extremer ausgeprägt, zeigt eine aktuelle Studie. Etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung sind dabei für 93 Prozent des Energiekonsums durch Flüge verantwortlich, die Hälfte der Menschheit für die restlichen sieben Prozent – während rund 20 Prozent der Menschen auf dieser Welt so gut wie gar nicht fliegen.

Für die Studie wurden Daten aus 86 Ländern ausgewertet und dabei die Einkommensungleichheit sowohl innerhalb von Ländern als auch zwischen Ländern berücksichtigt. So zeigt sich, dass die Reichsten bis zu hundertfach mehr Energie verwenden als die Ärmsten. „Es ist die Frage, ob Systeme, die nur einer globalen Minderheit zugutekommen und zugleich abhängig von fossilen Energieträgern sind der Mobilität zuträglich sind“, schreiben die Autor*innen. „Die Mobilität der Wenigen stürzt die gesamten Energie- und Transportsysteme in eine Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.“

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Ein Überblick der britischen Klimaschutz-Initiative „We Are Possible“ zeigt zudem, dass diese Ungleichheit sich auch in einzelnen Ländern zeigt. So gehen zwei Drittel der Flüge in den USA auf das Konto von 12 Prozent der Menschen dort, zwei Prozent der Fran­zös*in­nen sind für die Hälfte der dortigen Flüge verantwortlich.

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19 Kommentare

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  • Die ärmsten 20 % werden auch mehr fliegen wenn sie das Geld hätten. Komische Neiddebatte.

  • Wegen den hohen Emissionen des Flugverkehrs der Besserverdiener führt ein allgemeiner CO2-Preis bzw. eine Besteuerung des Flugtreibstoffs zu einem sozial nivellierendem Ergebnis, zu Details siehe auch foes.de/de-de/publ...4346ea0ee82cdc5047

  • Die Studie überrascht nicht wirklich. Wer nichts hat, kann auch nicht klimaschädlich konsumieren.

    Es war schon immer klar, dass wenn die Entwicklungsländer und Schwellenländer wirtschaftlich aufholen, dass sich dann die Klimakrise erheblich verschärfen wird. China ist das beste Beispiel. Vor wenigen Jahrzehnten war China ein armes Schwellenland. Heute gehört es zu den Top CO2-Produzenten. Und es kommen immer neue Kohlekraftwerke dazu.

    In Indien und Afrika kommt dann noch das rasante Bevölkerungswachstum dazu. Weitsicht und Planung sieht anders aus.

    • @Winnetaz:

      centreforaviation....rict-growth-409812

      z.B. Philippinen



      der Inlandsflugverkehr hat sich von 2006 auf 2017 verdreifacht.Wenn nicht die Limitierung durch die ausgelasteten Flughäfen Manila(es wird versucht Clark im Norden von Manila als ausweichmöglichkeit zu installieren) und Cebu(mitlerweile erneuert) gewesen wäre wäre der Anstieg wohl noch höher.So ähnliche Werte wird es wohl auch in anderen Ländern geben.



      Alleine die Strecke Manila Cebu ist wohl eine der am meisten geflogenen Strecke der Welt und eine Zugverbindung ist utopisch.

  • "Eine neue Studie zeigt, dass wenige Reiche für einen Großteil des globalen Flugverkehrs verantwortlich sind."

    Konkret sind das nicht "wenige" Es heißt dort "The richest 10% of the world’s population (c.630 million people) were responsible for 52% of the cumulative carbon emission"

    630 Millionen Menschen sind nicht "wenige". Darunter fällt der allergrößte Teil der Bewohner in DE. Das hätte im Artikel besser herausgestellt werden können.

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Wahnsinn : Vielfliegen ist besonders klimaschädlichen. Um zu dieser Erkenntnis zu kommen bedarf es einer Studie und vermutlich einer Doktorarbeit. Des Weiteren fliegen besonders die Reichen aus den reichen Industrieländern, Deutsche nach Malle( Rentner und Abiturienten), Französinnen nach USA und vor allem( eine weitere Studienarbeit) Israelis nach Europa und in die USA. Wahrhaft eine neue Erkenntnis. Die Klimaschädlichkeit der Verbrennerautos in den Industrieländern des Westens wird zurzeit in mehreren Studien untersucht .Es ist zu vermuten , dass auch hier die reichsten 10% der Reichen der Weltbevölkerung für die Klimaveränderung verantwortlich ist.

    • @97287 (Profil gelöscht):

      Beim Flugverkehr ist die Konzentration der Emissionen auf wenige Personen noch ausgepräger. 10.000 km im Jahr legen viele zurück.

      Es macht aber Besserverdienern nun mal wenig Spaß, 50.000 km im Jahr mit dem Auto zu fahren, mit dem Flieger bekommt man das probemlos hin.

  • Den Artikel kann man auch auf Wohnungsgröße, Verdienst, Auto etc. anwenden. Nicht Überraschendes.

  • Aber die Freiheit doch.

  • wenn man all die vielen flugzeuge verschrottet die man nicht mehr braucht,wenn man allen menschen mit ganz wenigen wohlbegründeten ausnahmen (für polizei,rettungsdienste ,feuerwehr etc..)das fliegen verbietet kann man viel co2 vermeiden.



    für die herstellung von aluminium aus erz braucht man sehr viel energie.für die herstellung von aluminium aus verschrottenten flugzeugen deutlich weniger.



    daraus kann man dann leichte hochgeschwindigkeitszüge bauen.

    aber die usa-deren co2 emissionen viel zu hoch sind und schnell sinken müssen wenn sie ihre verpflichtungen gegenüber der menschheit erfüllen wollen haben kein schienennetz dafür.sie sollten ein solches bauen .das ermöglicht nicht nur das ende der vielfliegerei sondern auch eine drastische reduzierung des automobilismus.



    nebenbei werden die amerikaner*innen dadurch sogar ein bisschen entspannter und gesünder werden,denn die zeit im zug kann man sinnvoller nutzen als die zeit hinter dem steuerrad oder im verkehrsstau

    da die allermeisten menschen nie ein flugzeug besteigen und es eine kleine minderheit ist die das klima durch ihre vielfliegerei destabilisiert bietet es sich an zu der frage ob auf unserem planeten das fliegen weiter erlaubt sein oder verboten werden soll eine durch das losverfahren geschaffene und also für die menschheit repräsentative weltbürger*innenversammlung einzuberufen die nach anhörung der wissenschaftlichen expert*innen ihre meinung dazu in einer geheimen abstimmung kundtut



    die weltbürger*innen werden zu dieser mit schiffen und zügen reisen-die als mobile konferenzzentren der interkulturellen kommunikation dienen können



    wetten dass die mehrheit der menschheit -und insbesondere die ärmere hälfte -die am meisten unter den folgen eines ausser kontrolle geratenen klimawandels zu leiden hätte für ein ein weitgehendes verbot des fliegens ist?

    die stillgelegten flugplätze könnten teilweise zu bauland werden.

    • @satgurupseudologos:

      Ich glaube Sie haben keinerlei Vorstellung von den Entfernungen in den USA wo die nächste größere Stadt oft 6h Autofahrt entfernt liegt. Kein Mesch wird dort freiwillig auf die Bahn umsteigen um tagelang von der Ost an die Westküste zu reisen. Die Lösung für das Flugproblem weren alternative Antriebsmodelle sein. Ihre Wette nehme ich übrigens an. Ich halte sogar dagegen. Wetten das die Mehrheit in den ärmeren Ländern eigentlich am liebsten genau den gleichen Wohlstand hätte wie wir.

      • @Šarru-kīnu:

        In den dünner besiedelten Teilen eines großen Lands wie den USA kann man nach dem Hub-and Spoke-Verfahren die längeren Strecken mit der Bahn zurücklegen (Hochgeschwindigkeit und Nachtsprung), die dazu die großen Flughäfen anfahren müsste, und die Verteilfunktion übernehmen dann Kurzstreckenflüge und PKW.

      • @Šarru-kīnu:

        New York -> Manhattan: Luftlinien-Entfernung: 3.935 km Fahrstrecke Highway: 4.488 km.

        Mit einem eher moderat schnellem Hochgeschwindigkeitszug mit 250 km/h könnte man um 18 Uhr einsteigen und wäre um 9 Uhr am Ziel. Wollte man zeitsparend man nur 10 Stunden Nachtzeit im Zug verbringen und dann fliegen, wäre das immerhin weniger als die Hälfte der Strecke und jedenfalls leichter mit elektrischen Flugzeugen zu bewältigen. Der Streckenanteil durch die Great Plains wäre jedenfalls preiswert zu bauen.

  • RS
    Ria Sauter

    Ist nicht gerade der Hoffnungsträfer der CSU im Privatjet nach Berlin geflogen.



    Soviel zu Aussage und Handeln und nicht nur bei ihm.

    • @Ria Sauter:

      Eben, nicht nur er: Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat mit 22 Jahren eine Liste von Kurz- und Langstreckenflügen beisammen gehabt, das schaffen weniger Privilegierte in ihrem ganzen Leben nicht.

      • @Zugpferd:

        Belege bitte!

        • @Christian Lange:

          wikipedia und google sollten helfen Luisa Neubauer Flüge eingeben reicht.....



          In ihrer Altersgruppe sollte sie damit ziemlich weit vorne liegen.

        • @Christian Lange:

          Googeln hilft weiter, z.B. hier:

          zeitung.faz.net/fa...e54d5f19dd471b2a7/

          Zitat:"Die 21-Jährige hat jedoch durch eine stattliche Zahl von Fernreisen nach Amerika, Asien und Afrika, die sie mit Fotos auf Instagram dokumentierte, selbst schon einen gewaltigen Berg von Kohlendioxid-Tonnen verursacht, der den Ausstoß vieler Durchschnittsdeutscher in zehn Jahren übersteigt."



          Auch bei stern und Spiegel gibt es Artikel von 2019.

        • @Christian Lange:

          Viele der nicht privilegierten, an Covid-19 gestorbenen Slumbewohner in Manaus sind noch nie geflogen.

          Beleg ist damit erbracht!