Klimafreundliches Heizen: NGOs legen Empfehlungen für kommunale Wärmeplanung vor
Neun Umweltorganisationen warnen in einem Positionspapier vor Scheinlösungen wie Wasserstoff. Sie fordern die soziale Abfederung der Wärmewende.
![Weißer Dampf steigt bei eisigen Temperaturen aus Schornsteinen von Wohnhäusern auf Weißer Dampf steigt bei eisigen Temperaturen aus Schornsteinen von Wohnhäusern auf](https://taz.de/picture/7355920/14/37019059-1.jpeg)
Der Hintergrund: Die Wärmeversorgung ist in Deutschland für einen großen Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Bundesrepublik will bis 2045 klimaneutral sein. Dazu müssen fossile Heizungen nach und nach durch klimaneutrale Wärmequellen ersetzt werden, das ist die sogenannte Wärmewende. Noch heizt die überwiegende Mehrheit der Verbraucher:innen mit klimaschädlichem Gas oder Öl. Damit Hauseigentümer:innen bei der Umstellung Planungssicherheit haben, hatte die Ampel-Regierung im vergangenen Jahr Städte und Gemeinden verpflichtet, Pläne für eine klimaneutrale Wärmeversorgung von Gebäuden in ihrem Einzugsbereich aufzustellen. Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern müssen bis 2026 diese Pläne erstellt haben, kleinere Gemeinden bis 2028.
„In vielen Kommunen läuft dieser Prozess jetzt“, sagt Mira Jäger von Greenpeace. Vielerorts finden politische Beratungen und Informationsveranstaltungen statt. Für diesen Prozess wollen die neun Organisationen Impulse geben. Der zentrale Punkt: Bei ihrer Planung sollten Kommunen schnell ausschließen, dass sie auf Wasserstoff oder Biomethan setzen. „Das sind Scheinlösungen“, sagt Jäger.
Denn Wasserstoff wird aller Wahrscheinlichkeit nach extrem teuer werden. Biomethan wird nicht im ausreichenden Maße zur Verfügung stehen, um damit im großen Maßstab zu heizen, ist Jäger überzeugt. Punktuell sei der Einsatz in kleinen Projekten vor Ort möglicherweise sinnvoll. Aber die Produktion von Biomethan könne nicht in ausreichendem Maße hochskaliert werden, ohne die Ökosysteme massiv zu belasten. „Wir haben nicht nur eine Klimakrise, sondern auch eine Biodiversitätskrise“, betont Jäger. Deshalb müssten bei der Produktion von Biomethan Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden – was die produzierbare Menge einschränke.
Neue Heizung ohne Mieterhöhung
Statt auf Scheinlösungen sollten Städte und Gemeinden auf machbare Lösungen wie Wärmepumpen oder nachhaltige Wärmenetze setzen – und so schnell wie möglich mit der Planung und Umsetzung anfangen. „Je schneller das beginnt, desto kostengünstiger wird der Umstieg“, sagt Jäger. „Und umso mehr Planungssicherheit bekommen die Bürgerinnen und Bürger.“
Ein Grund, warum Kommunen möglicherweise Wasserstoff oder Biomethan favorisieren: Sie hoffen, so ihre Gasnetze weiter betreiben zu können. Damit sendeten sie ein falsches Signal aus und wiegen die Bürger:innen in falscher Sicherheit, sagt Jäger. Denn Verbraucher:innen könnten glauben, sie könnten heizen wie bisher. Damit Bürger:innen nicht überrascht werden, sollen die Kommunen mit der Wärmeplanung über die beabsichtigte Stilllegung von Gasverteilnetzen informieren, heißt es in dem Positionspapier.
Außerdem fordern die Organisationen, dass Städte und Gemeinden die Wärmewende sozial abfedern. Der Bund fördert den Austausch von Heizungen mit Zuschüssen. Die Kommunen sollten in den von ihnen vermieteten Wohnungen dafür sorgen, dass der Austausch warmmietenneutral erfolgt, sagt Jäger. Das bedeutet: Mieter:innen werden an den Ausgaben für die neue Heizung und Sanierung des Gebäudes nur soweit beteiligt, wie sie Heizkosten einsparen. Zudem sollten Kommunen Bürger:innen mit Beratungsangeboten unterstützen, fordern die Organisationen.
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