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Klimafreundliche BaupolitikSanieren statt neu bauen

Das Umweltbundesamt empfiehlt, Gebäude zu renovieren, statt neue zu errichten. Das schützt das Klima und mindert den Rohstoffverbrauch.

Montage einer Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Wohnhauses in Stuttgart Foto: Marijan Murat/dpa

Berlin afp | Die Bundesregierung sollte sich bei der Baupolitik auf Sanierungen und Umbauten bestehender Gebäude konzentrieren. Das empfiehlt die im Umweltbundesamt (UBA) angesiedelte Kommission Nachhaltiges Bauen in einem am Montag vorgestellten Konzeptpapier. Klimaemissionen und unnötig hohe Rohstoffverbräuche ließen sich so am einfachsten vermeiden, erklärten die Experten.

„Neuer Wohnraum im Bestand spart Rohstoffe und schützt die freie Landschaft vor weiterer Zersiedlung“, erklärte UBA-Präsident Dirk Messner. Eine weitere wichtige Stellschraube sei das Recyceln von Baustoffen. „Wenn neuer Wohnraum in erster Linie in Innenstädten und auf Siedlungsbrachen entsteht und Bestandsgebäude saniert und umgebaut werden, spart das Energie, Abfälle und Treibhausgase und senkt den Flächenverbrauch“, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne).

Die Kommission empfiehlt konkret, Nachhaltigkeitskriterien in der Musterbauordnung und den Landesbauordnungen zu verankern und dem Bestandsschutz prinzipiell Vorrang vor Neubau zu geben. Ökologische Baustoffe sollten zudem gefördert und die Mindestabstände für Photovoltaikanlagen auf Dächern reduziert werden. Außerdem seien „Standards für die Vorsorge vor Gefahren für Gesundheit und Umwelt“ zu erwägen.

Scharfe Kritik von der Union kam bereits, bevor die Kommission ihr Konzept vorstellte: „Die Vorschläge werden das Bauen weiter blockieren“, sagte der CSU-Abgeordnete Ulrich Lange der Augsburger Allgemeinen. „Immer, wenn Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium ihre Finger im Spiel haben, wird alles teurer und schwieriger.“ Die Standards in Deutschland seien schon hoch genug.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) sprach sich am Montag explizit gegen Abstriche bei Umweltstandards aus. Angesichts des Wohnungsmangels in vielen Städten und des zugleich stockenden Wohnungsbaus kamen insbesondere aus der Bauindustrie zuletzt Rufe nach weniger Auflagen. „Heute beim Bauen – ob Umbau, Aufstockung oder Neubau – auf Klimastandards zu verzichten, ist schon auf kurze Sicht unrentabel und schadet nachfolgenden Generationen“, erklärte Geywitz.

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3 Kommentare

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  • Eine gute Initiative aus dem Bundesbauministerium.



    Leider hat Bauen ja viel mit Vetternwirtschaft und Geldwäsche zu tun. Kein Wunder also, dass die Experten auf diesem Gebiet( Namen " geschwärzt") aufbegehren.



    Beispiel aus dem öffentlichen Bau: Komplettumbau Grundschule 1, incl. neuer sanitärer Anlagen, Lehrerzimmer, Klassenzimmer mit technischer Belüftung , neuer behindertengerechter Zuwegung, Großbildschirmen statt Tafeln, etc. 2,5 Mio.



    Auf Drängen der CDU : Prognose Neubau Grundschule 2 incl Turnhalle 27 Mio.



    Es ist beim Umbau also auch noch möglich Geld zu sparen.



    Nun geht die CDU mit den Grünen.



    Die wollen jetzt einen Komplett Neubau des Rathauses.



    Das neue Dach kostete vor 2 Jahren 250.000 Euro.



    Gute Gelegenheit, auch der Zeitpunkt. Aber wenn sich zwei einig sind, wen interessiert dann, wer es zahlt.



    Mir scheint, es ist ganz gut, dass die Bundesbauministerin in der SPD ist.

  • Geschäumtes Polystyrol ("Styropor") wird immernoch an Wände geklebt und zwischen Dachsparren geklemmt, Betonabbruch darf in D nur als Schotter und ned als Ersatz für Sand/Kies in tragenden Bauteilen verwendet werden (das macht sogar die Schweiz), daß es hier Nutzungskonzepte incl. möglichem Umbau oder auch Abriß irgendwann außerhalb von Hochschulforschung gäbe, wäre mir neu.



    Bei Polystyrol wird BASF die ganze Zeit seine Kontakte in die Politik genutzt haben und ansonsten wird des alles wieder schön zerredet, hauptsache irgendein Rechenwert für die Dämmung ist erfüllt.

  • Früher hieß es immer : Wer Geld hat baut um, wer keines hat baut neu.



    Wie sich die Zeiten ändern !!