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Klimabilanz der BundesregierungAus Nutzen klug werden

Bernhard Pötter
Kommentar von Bernhard Pötter

Die Energiewirtschaft produziert weniger Treibhausgase, aber beim Verkehr sieht es weiter schlecht aus.

Solarmodule im Energie-Park Nordeifel Foto: Oliver Berg/dpa

W er sagt eigentlich, dass man nur aus Schaden klug wird? Die Klimabilanz der Bundesregierung, die Umweltministerin Svenja Schulze am Montag vorgestellt hat, wäre mal eine Möglichkeit, das Gegenteil zu beweisen. Denn sie zeigt deutliche Fortschritte. Wir lernen: Aktive Klimapolitik funktioniert, wenn sie gut gemacht ist. Und die Hoffnung auf das angeblich freie Spiel der Kräfte führt zu: nichts.

Die größten Fortschritte macht die deutsche Klimabilanz, wie schon immer, bei der Energiewirtschaft. Denn endlich ist der EU-Emissionshandel repariert (der lange von Deutschland torpediert wurde). Positiv zeigt sich auch, dass wir in den vergangenen Jahren massiv die Wind- und Solarenergie ausgebaut haben. Wo es die Regierung hat schleifen lassen – vor allem beim Verkehr und bei den Gebäuden – ist das Ergebnis dann auch finster: Seit 30 Jahren (!) hat sich der CO2-Ausstoß unserer Autoflotte nicht verringert.

Daraus ließe sich etwas lernen: Klimapolitik kann kräftig Emissionen reduzieren, während die Wirtschaft wächst. Man braucht dafür keine Coronakrise, sondern ernsthaften Willen, Sachkenntnis und die richtigen Leute. Keines dieser Kriterien erfüllt aber die Große Koalition auf den entscheidenden Ebenen. Im Gegenteil: Just wo die Erneuerbaren nach Milliardensubventionen marktreif werden, blockieren CDU und CSU, die sich gern als „technologieoffen“ und „innovationsfreundlich“ sehen, den dringend nötigen Ausbau von Zukunftstechnologie.

Deshalb geht es bei Verkehr und Gebäuden auch nicht voran. Hier braucht es langfristige Weichenstellungen, Sicherheit für Investitionen auf dem Weg zur Dekarbonisierung und eine ideologiefreie Politik. Aber bei CDU und CSU und in den von ihnen geführten, entscheidenden Ministerien für Wirtschaft, Verkehr und Inneres regieren Verzagtheit vor der Zukunft und Angst vor den Populisten. Mit dieser Haltung gelingen weder Klimaschutz noch Zukunftspolitik. Da wird mögliche spätere Klugheit mit großem Schaden erkauft.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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2 Kommentare

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  • Im vergangenen Jahr war der Rückgang der Emissionen vor allem dem "freien Spiel der Kräfte" geschuldet, nämlich dem Wirken des Emissionshandels.



    Dieses Jahr wird vermutlich wieder mehr Kohle verfeuert, weil die Preise im Emissionshandel wieder gefallen sind. Also ein effektives Instrument, aber nicht vor Fehlentwicklungen gefeit.

    Entgegen: "Aktive Klimapolitik funktioniert, wenn sie gut gemacht ist. Und die Hoffnung auf das angeblich freie Spiel der Kräfte führt zu: nichts."

  • Im Grossen einverstanden, aber...

    "Klimapolitik kann kräftig Emissionen reduzieren, während die Wirtschaft wächst"

    da habe ich so meine Zweifel.