Klaus Toppmöller über Misserfolge: „Ich hoffe, Klopp hält durch“
Borussia Dortmunds Absturz scheint unerklärlich zu sein. Klaus Toppmöller, der einstige Trainer von Bayer Leverkusen, weiß, wie man so tief fallen kann.
taz: Herr Toppmöller: In den letzten Wochen reden alle von der einmaligen Negativserie von Borussia Dortmund. Dabei ist es Ihnen als Trainer mit Bayer Leverkusen in der Saison 2002/2003 ähnlich ergangen.
Klaus Toppmöller: Absolut. Da gibt es viele Parallelen.
Sie waren damals auch als Vizemeister in die Saison gestartet. Zudem hatten Sie das Champions-League-Finale und das DFB-Pokalfinale verloren. Vizekusen wurde zum stehenden Begriff. Und dann wäre Leverkusen beinahe abgestiegen.
Wir hatten damals auch mit den Folgen der WM zu kämpfen. Ich hatte acht Spieler, die in Südkorea und Japan im Einsatz waren. Die waren alle zu Saisonbeginn nicht fit. Und auch wir haben wichtige Spieler verloren. Zé Roberto und Michael Ballack, der zum FC Bayern ging. Das Gleiche, was die Dortmunder jetzt mit Lewandowski erleben. Und mit Götze in der vergangenen Saison.
Haben Sie also im Sommer geahnt, dass es für Borussia Dortmund derart schlimm kommen könnte?
Nein. Die haben einen Kader, mit dem man eigentlich immer Zweiter in der Bundesliga werden muss. Wenn sie alle fit sind, dann heißt es: Bayern, Dortmund und dann nix.
Gerade hat Dortmund erst den letzten Tabellenplatz verlassen.
Das ist ein Drama. So weit sind wir nicht einmal mit Bayer Leverkusen runtergerutscht.
63, unter anderem für Eintracht Frankfurt, VfL Bochum, Bayer Leverkusen, den Hamburger SV auf der Trainerbank, für die SPD im Gemeinderat.
Sie müssen das ja eigentlich erklären können. Was macht Jürgen Klopp falsch?
An ihm liegt es nicht. Klopp ist ein Weltklassetrainer. Der arbeitet ja nicht plötzlich schlechter als vorher. Er hat nur nicht mehr die Qualität wie zuvor zur Verfügung. Viele sind verletzt. Und einen Spieler wie Lewandowski kann man nicht ersetzen. Jan Simak sollte damals in Leverkusen die Rolle von Ballack übernehmen. Er kam aber aus der Zweiten Liga, hatte Depressionen und Alkoholprobleme. Was willst du da als Trainer machen?
Kurzum: Klopp ist machtlos?
Sie können als Trainer nur schauen, dass Sie adäquaten Ersatz finden. Bei Bayer Leverkusen hatten wir damals kein Geld. Die Aktie war im Keller. Es gab nicht einmal eine Weihnachtsfeier.
Aber trotz der Ausfälle sollte bei Dortmund die Qualität reichen, um Paderborn zu schlagen.
Das Glück, das sie vorher hatten, ist in Pech umgeschlagen. In Paderborn wurde ihnen ein astreines Tor nicht anerkannt. Normalerweise gewinnen sie das Spiel 4:0.
Was würden Sie den Dortmundern aufgrund Ihrer Erfahrung raten?
Weiterarbeiten. Die kommen da ganz locker raus. Die Qualität ist da. Irgendwann kommt Reus ja auch wieder zurück. Und Gündogan wird immer stärker.
Andernfalls wird Jürgen Klopp irgendwann doch in Frage gestellt.
Das wäre eine Frechheit. Letztes Jahr haben sie ihn zum Herrgott gemacht.
Ihnen ist es nicht anders ergangen. Sie wurden nach der Winterpause gar entlassen.
Ja, aber es ist dann nicht besser geworden. Erst in der Saison darauf. Man muss als Vorstand einen ruhigen Kopf bewahren. Es kann nicht immer nur nach oben gehen. Ich hoffe, Jürgen Klopp hält das durch, dann werden sie nächstes Jahr vielleicht wieder deutscher Meister.
Sie meinen, die Krise stärkt die Mannschaft?
Absolut. Wenn man den Spielern und Trainern die Stange hält, dann danken die einem das.
Wenn es nicht zur Wende in Dortmund kommt, steigt aber entsprechend der Druck von außen.
Jürgen Klopp hat einen super Stellenwert bei allen Medien. Bei mir war das damals schwieriger. Vor allem weil ich nicht mit der Bild-Zeitung zusammengearbeitet habe.
Sympathisieren Sie mit Dortmund?
Nein, ich bin Fan von Bayern München. Das war ich früher nie. Aber die spielen so einen schönen Fußball, da lacht mir das Herz.
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