Pro & Contra: Die Bundesliga abschaffen?
Der Deutsche Meister steht schon wieder fest. Eigentlich kann man sich die Bestenermittlung sparen, oder? Ein Pro und Contra.
PRO
Eine Weile kann man die Leute ja für blöd verkaufen. Noch laufen sie in Scharen in die Bundesligastadien. Aber auf Dauer wird das nicht funktionieren. Schon jetzt ist es schwer erträglich, wenn die Augsburger zum Bayern-Jäger hochgejazzt werden. Bereits beim Tabellenzweiten, dem VfL Wolfsburg, ist man eher peinlich berührt, wenn man die Verfolgerrolle des FC Bayern aufgenötigt bekommt.
Gewiss werden jetzt wieder einige entgegnen: Aber der Abstiegskampf ist doch von atemberaubender Spannung. Aber ist das nicht ein Argument für Arme? Ist es nicht erbärmlich, wenn die Liga ihre Existenzberechtigung nur noch in der Ermittlung der schlechtesten Teams sieht. Wenn nach der Erfahrung der Dortmunder künftig alle 17 Bundesligisten zu Saisonbeginn unisono geloben: Wir wollen nicht absteigen!
Verschont uns also bitte mit der Rückrunde! Dieses Konstrukt trägt nicht mehr. Geht es doch rein theoretisch darum, die beste Mannschaft unter den 18 besten Fußballvereinen in Deutschland zu ermitteln. Praktisch aber gibt es bekanntlich nichts mehr zu ermitteln. Die Einladungskarten zur Meisterschaftsfeier sind in München schon längst im Druck.
Den Dortmundern, denen man noch am ehesten zutrauen konnte, die Verbindung zum Primus nicht abreißen zu lassen, werden sich auf Jahre nicht von dieser miserablen Saison erholen. Den Angeboten der europäischen Spitzenklubs werden Spieler wie Marco Reus, Mats Hummels und Ilkay Gündogan kaum widerstehen können. Wenn Bayern im Zuge der europäischen Kleinstaaterei doch noch unabhängig wird, dann könnte man die Bundesliga ja wieder reaktivieren. JOHANNES KOPP
CONTRA
Zugegeben, die Situation ist bedrohlich. Ein Unternehmen, das ganze 17 Male sich mit, was sie formal sind, unmittelbaren Konkurrenten getroffen hat, musste kein einziges Mal als Verlierer vom Marktplatz schleichen. Gerade vier schlappe Male musste sich dieser Konzern dergestalt ärgern lassen, dass ihm etwas passierte, was man im Branchenjargon „Gegentor“ nennt.
Während aber in der Welt der Wirtschaftspolitik schon längst Kartell- oder Kanzleramt zum Krisengipfel lüden, glaubt man im Fußball immer noch, alles reguliere sich von alleine: Bestimmt käme irgendwann und irgendwo ein Vestenbergsgreuth oder ein von Otto Rehhagel betreuter FCK daher und versaute dem FC Bayern München noch sein sicheres Pokal-Meisterschaft-Champions-League-Monopol.
Kommt aber nicht. Die Liga hat sich faktisch so abgeschafft, wie sich der Konkurrenzkapitalismus auch faktisch abschafft. Es gibt einen Monopolisten, der sich vielleicht von frechen Paderborner oder Augsburger Start-ups ärgern lässt, gegen den aber selbst die fußballerische Abteilung des SAP-Konzerns des Dietmar Hopp wie ein mittelständisches Familienunternehmen wirkt. Schwerindustrielle Dinos aus Hamburg oder Bremen sind genauso weg wie ein Klub, dessen ganzes Ranschleimen an die deutsche Automobilindustrie erst durch die Umbenennung des Gottlieb-Daimler-Stadions in Mercedes-Benz-Arena seinen richtigen Ausdruck findet.
Hilft also nichts, der Fußball, die Bundesliga muss gerettet werden. Aus klassischer politikwissenschaftlicher Theorie weiß man: Da muss jetzt der Staat ran, die fußballökonomische Macht des FC Bayern München muss gebrochen werden! MARTIN KRAUSS
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