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Kirchentag ohne die AfDLasst es doch!

Beim Evangelischen Kirchentag ist die AfD nicht eingeladen. Keine Realitätsverweigerung, sondern eine Entscheidung, Intolerante nicht zu tolerieren.

PfadfinderInnen auf dem Weg zum Veranstaltungsgelände des Kirchentags Foto: dpa

Die schlechte Nachricht: Wir befinden uns in einer Zeitschleife. Die gute Nachricht: gibt es nicht. Obwohl – gibt es schon, wenn man davon ausgeht, dass es bereits als gute Nachricht gilt, wenn jemand in diesem Land mal Rückgrat gegen die AfD zeigt.

Aber von vorne: Gestern hat der 37. Evangelische Kirchentag in Dortmund begonnen und dessen Leiter, Hans Leyendecker, einst Journalist für Investigatives bei der Süddeutschen Zeitung, hat vorab im Interview mit Christ und Welt gesagt: „Dem Kirchentag geht es ums Zuhören, aber ich möchte nicht Herrn Gauland zuhören.“

Nun ja, verständlich. Dennoch wird nun kritisiert, dass die AfD am Kirchentag zu keinem Podium geladen ist – unter anderem in der taz –, weil: Muss man nicht mit Rechten reden? Ist es nicht wichtig, Debatten zu führen? Muss man sie nicht einfach fest umarmen, die ganzen Besorgt_innen, weil denen fehlt doch nur ein kleines bisschen Liebe?

Nein. Muss man nicht. Niemand, der selbst nicht einen Funken Toleranz aufbringt, hat sich selbst Toleranz verdient. Wer andere Menschen als Parasiten bezeichnet (Thomas Göbel), wer von „Mischvölkern“ und „Schuldkult“ spricht (Jens Maier) und doppeldeutig über das Holocaust-Mahnmal spricht (Björn Höcke), ist nicht an Debatte interessiert. Wer Jérôme Boateng nicht als Nachbarn haben will, wer meinte, es sei notwendig, die Taten der deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg neu zu bewerten, und wer den Nationalsozialismus für einen Vogelschiss in der deutschen Geschichte hält (alles the one and only A. Gauland), der hat keine Einladung zu einer Veranstaltung verdient, zu der Hunderttausende Menschen anreisen, um ein bisschen Frieden und Zuversicht wieder mit nach Hause zu nehmen.

Es geil finden, mit Rechten zu streiten

Denn eine Debatte zu führen setzt voraus, dass sich die Teilnehmer_innen mindestens auf Grundlegendes einigen können. Es setzt voraus, dass zumindest eine Chance besteht, dass am Ende eines Gesprächs irgendwo Konsens herrscht. Wenn das nicht der Fall ist, ergibt eine Diskussion keinen Sinn, außer – und deshalb sitzen die AfDler so häufig in Talkshows – man findet es auf eine perverse Art geil, mit Rechten zu streiten.

Und da sind wir beim nächsten Problem: Die Einzigen, die das geil finden, sind diejenigen, die sich aussuchen können, wann sie ihr flauschiges Leben mit ein bisschen rechtem Scheiß aufpeppen, um sich nachher selbstgerecht auf die Schulter zu klopfen, dass sie ja auf der richtigen Seite stehen. Es sind jene Menschen, die sich einigermaßen teilnahmslos anhören können, wie anderen das Recht auf eine Existenz in diesem Land abgesprochen wird, weil es ja nicht um sie selbst geht.

Aber das reicht eben nicht. Wer gegen Rechtsradikale ist, muss nicht nur sagen, dass er das ist, er muss auch die Leute in Schutz nehmen, die jeden Tag von ihnen angegriffen werden. Nicht nur nach Aufforderung, nicht nur wenn eine Wahl bevorsteht und nicht nur wenn es bereits Verletzte oder Tote gibt. Dazu gehört auch, diesen Leuten keine Bühne zu bieten, auf der sie vor einem Publikum – und Newsflash: auch vor nichtweißem, nichtdeutschem oder nichtchristlichem Publikum – ihren Hass verbreiten können.

Hass ist keine Meinung

Dabei handelt es sich auch nicht um ein Verbot von Meinungsäußerung – denn es ist ein weiteres grundlegendes Missverständnis, dass Hass eine Meinung ist, die zu hören lohnt. Aber Hass ist keine Meinung, es ist einfach eine sehr unoriginelle Art, sich über andere zu erheben.

Nicht mit Rechten reden zu wollen, ist keine Art, den Kopf in den Sand zu stecken und die Realität zu verweigern. Nicht mit Rechten reden zu wollen, ist eine Art, mit der Realität umzugehen, sie zu erkennen und eine sehr bewusste Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung, sich mit produktiveren Dingen im Leben auseinanderzusetzen. Mit dem Bürgermeister aus Palermo, der sich um Geflüchtete kümmert. Oder mit dem Autor und Satiriker Wiglaf Droste, der schon 1993 wissen wollte: Muss man an jeder Mülltonne schnuppern?

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3 Kommentare

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  • Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge erklärte, dass Kirche politisch bleibt.

    „Wir müssen öffentlich machen, was wir an Not sehen.“ Dröge diagnostiziert eine tiefgreifende Spaltung der Gesellschaft. Rechtspopulistische Positionen seien in den Diskurs eingedrungen, der gesellschaftliche Wertekonsens aufgebrochen worden. In dieser Situation brauche es eine streitbare Kirche, die sich nicht moralisch entsetzt zurückziehe, sondern wieder konfliktreicher inhaltlich kämpfe und diskutiere. Vielleicht sei dies auch eine inzwischen wieder revolutionäre Botschaft, „dass wir für die Menschenwürde jedes Menschen eintreten…“

    www.tagesspiegel.d...iben/20519654.html

    Es muss aber hinterfragt werden, woher die Spaltung kommt! Die AfD ist nicht so alt und NPD viel zu schwach, um für die Spaltung hauptverantwortlich zu sein. Wenn aber Herr Seehofer eine AfD nahe verbale Rhetorik seit dem Anfang der 90er nicht aus dem Mund nimmt sowie Antiwillkommenskultur politisch umsetzt und bspw. zu seinem letzten Geburtstag die Anzahl von geflüchteten Menschen genau in der Anzahl seiner Jahre nach Afghanistan abgeschoben werden, dann soll man das ansprechen und kritisieren.

    Das Programm des Dortmunder Kirchentages ist von einem Roten Faden Migration, Integration, Anerkennung durchzogen. Politikerinnen und Politiker sind eingeladen.

    www.kirchentag.de/...amm/programmsuche/

    Die wahren Ursachen des Rechtsrucks müssen angesprochen werden!

    Was sagt die Bibel?

    Im Anfang war das Wort!

  • Die AfD wurde zwar zurecht nicht eingeladen.

    Es muss aber von gläubigen Menschen sowie Journalistinnen und Journalisten kritisch hinterfragt werden, ob die öffentliche Rhetorik sowie die Politik der beiden christlichen Parteien (CDU und CSU) gegenüber den „Fremden“ (Flüchtlinge und Muslime speziell, Ausländer und Migranten generell) noch christlich ist!

    Derartige verbale Entgleisungen der CDU/CSU wie „Asyltouristen“ und „Asyltourismus“ sind christlich nicht hinnehmbar! Darüber muss die evangelische Kirche diskutieren! Schließlich wählen christlich gläubige Menschen die christlichen Parteien (im Nahmen) bei den Wahlen noch (!) am meisten.

  • 7G
    75026 (Profil gelöscht)

    Na super, AfD ausladen, BDS-Unterstützer einladen:



    www.ruhrbarone.de/...udert-dann-zurueck

    Gegen Israel-Hasser klare Kante zu zeigen, ist meines Erachtens genauso wichtig wie gegen Rechte.